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Kirchenkunst im Namen des Wassers – Zum Auftakt: Ein Taufbecken als Satellitenschüssel für den Empfang der göttlichen Botschaften

Bad Vilbel. Schwerelos scheint der filigrane Jesus über dem Taufbecken in der Christuskirche zu schweben. Eine metallene Halterung verbindet ihn mit dem schimmernden weißen Halbrund aus Keramik. Künstler Manfred Stumpf leert eine Mineralwasserflasche nach der anderen aus und das Wasser plätschert in das Taufbecken. Doch die Assoziation, die Stumpf mit dieser Installation und Performance verbindet, ist etwas anders, als die Besucher von „Kunst in Kirchen“ erwarten.

„Wasser und Licht sind Ursubstanzen des großen Geheimnisses, in dem wir uns befinden“, sagt er und skizziert in wenigen Strichen auf einer Tafel einen messianischen Reiter. „Gott ist für uns Menschen nicht fassbar, deswegen brauchen wir Jesus, der die Signale von oben übersetzt“, sagt er und verwandelt mit seiner minimalen Installation und zwei Kabeln das Taufbecken in eine Satellitenschüssel, die für Empfang der göttlichen Botschaften auf Erden sorgt.

Manfred Stumpf ist in Alsfeld geboren, besuchte die Städelschule in Frankfurt und ist heute Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Mit seiner Kunstinstallation „Converter“ in der Christuskirche wurde am Freitagabend die Projektreihe „Kunst und Kirchen“ eröffnet. In sechs Kirchen entlang des Flusses Nidda sind noch bis zum 21. September Kunstobjekte und -projekte zu sehen, die von sechs Künstlern jeweils auf eine ausgewählte Kirche zugeschnitten sind: Dazu gehören die in den 60er Jahren erbaute Christuskirche, die alte Dorfkirche St. Michaelis in Klein-Karben, die Basilika von Ilbenstadt, die evangelische Dorfkirche von Nieder-Florstadt, die evangelische Kirche in Dauernheim mit den markanten Felsenkellern und die katholische Liebfrauenkirche in Nidda.

Lesungen, Vorträge und Performances finden begleitend an den Wochenenden statt. Die Art der Kunstwerke in den Kirchen reicht von „Wasserporträts“, Klanginstallationen, Raum-Verspannungen bis zu einer Video-Dokumentation und Farb-Wortreihen. Wer diese Kirchen- und Kunstreise antritt, kann also mit Überraschungen rechnen, Räume neu erleben und Spiritualität anders erfahren.

Aufgerufen zu dem Projekt „Kunst in Kirchen“ hatte der Wetteraukreis unter Beteiligung der evangelischen und der katholischen Kirche. „Wir wünschen uns, dass Kirchen wieder zu Orte werden, in denen Kunst gezeigt werden kann“, sagte Landrat Joachim Arnold (SPD), der die Veranstaltung in der Christuskirche eröffnete. Die sechs ausgewählten Kirchen lägen wie eine Perlenkette entlang der Nidda und das habe zu der Verknüpfung Kunst, Kirche und Wasser geradezu eingeladen.

Über die Bedeutung von lebendigem, fließenden Wasser bei den großen Weltreligionen sprach Kunsthistoriker Professor Georg-Christof Bertsch und forderte dazu auf, verantwortlich mit den Wasserressourcen umzugehen. Beeindruckende künstlerische und wissenschaftliche Fotos von Wasser in festen Aggregatzuständen, als Eiskristall oder Schneeflocke, zeigte Doreen Ambrosius. (ado)

Sechs Kirchen in Bad Vilbel, Klein-Karben, Ilbenstadt, Nieder-Florstadt, Dauernheim und Nidda sind bis zum 21. September montags bis freitags von 11 – 17 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 12 – 18 Uhr. Alle Informationen über das Projekt Kunst in Kirchen unter www.Kunstinkirchen-wetterau.de.