Veröffentlicht am

Klotzen, nicht kleckern

Im März soll’s losgehen: Josef Wund baut das Kombibad noch größer – mit Hotel

Auch im kleinen Maßstab schon gigantisch: Das Modell zeigt das künftige Kombibad in Bad Vilbel. Rechts befindet sich das Hotel, das um die Rutschenwelt herum entsteht
Auch im kleinen Maßstab schon gigantisch: Das Modell zeigt das künftige Kombibad in Bad Vilbel. Rechts befindet sich das Hotel, das um die Rutschenwelt herum entsteht

Investor Josef Wund geht beim geplanten Bad Vilbeler Kombibad in die Vollen. Nachdem die Stadtwerke nun bei der Planung außen vor sind und der Bauherr vom Bodensee das Bad in Eigenregie errichtet, setzt er auf Superlative. Er verspricht mehr als 1000 Arbeitsplätze zu schaffen. Der erste Teil des Bades soll nach den Sommerferien 2018 eröffnet werden.

Bad Vilbel. Die Worte „Spaß“ und „Freude“ haben bei dem Bäder-Investor Josef Wund eine philosophische Bedeutung. Er weiß genau, was Jugendliche „geil“ finden und wonach der Sinn einer anspruchsvollen Dame in den mittleren Lebensjahren steht. Dies alles will der 78-Jährige in Bad Vilbel in seinem vielleicht „letzten großen Projekt“ verwirklichen. Die Erfahrung zeigt, dass er es kann. Schließlich betreibt er unter anderem die Therme in Erding, die nach Eigenauskunft die größte Europas ist.

Größer als Erding soll die Therme in Bad Vilbel nicht werden. Aber viel besser nutzbar. „Die Dimensionen werden Erding nicht übertreffen, doch werden viel mehr Räume nutzbar sein“, sagt er zu seinen nun nachgebesserten Plänen. Die sehen nicht nur einen größeren Spaßbereich vor, sondern auch ein Hotel.

Doch zunächst zum zeitlichen Horizont: Läuft alles nach Plan, sollen Ende März die ersten Arbeiten am Mega-Projekt beginnen, das die bisher kalkulierten 120 Millionen Euro deutlich überschreiten dürfte. Der Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD) habe signalisiert, dass der Baugenehmigung nichts mehr im Wege stehe. Unter anderem das Brandschutzkonzept war bislang noch ein Hemmnis für die Genehmigung.

Doch nicht gleich vom ersten Tag an werden dort zehn Kräne stehen. „Wir beginnen mit den Erschließungsarbeiten und steigern uns dann Schritt für Schritt“, sagt Wund. Finanziell sei alles da. „Ich bin von diesem Bau sehr überzeugt. Es ist ein vielversprechendes Projekt – auch wenn in Bad Vilbel nicht immer alles einfach war.“

Von Kapstadt bis Oslo

Zuallererst gebaut wird das Sportbad, das aller Voraussicht direkt nach den Sommerferien 2018 eröffnet werden soll. Etwaige Hindernisse könnte da nur der nächste Winter bieten. „Wenn wir dann das Dach noch nicht drauf haben, können die Handwerker nicht arbeiten. Dann verzögert sich alles um sechs bis acht Wochen“, schildert Wund. Das Sportbad hat für ihn oberste Priorität. Denn hier baut er – ebenso wie bei den Parkhäusern – im Auftrag der Stadt. Die zahlt dafür rund 25 Millionen Euro und bekommt im Gegenzug über fünf Millionen Euro Pacht pro Jahr zurück.

Danach folgt der Spaßbereich mit Tropenparadies, 15 Saunen und der Rutschenwelt „Galaxy“ mit 28 Rutschen. Die soll im Jahr 2019 eröffnet werden. Wund setzt hier vor allem auf die Jugend und soziale Medien. „Sobald Galaxy eröffnet ist, wird es von Kapstadt bis Oslo bekannt sein, denn es bietet Erlebnis bis zum Umfallen“, übertreibt er.

Während es bei den Rutschen nicht so sehr um die Optik, sondern um das Erlebnis gehe, sei dies bei der Saunawelt anders. Menschen, die diesen Bereich besuchten, erwarteten Ästhetik. Ganz wie im Urlaub eben.

Hohe optische Ansprüche setzt Wund auch auf das Hotel, das zu einem visuellen Aushängeschild der Stadt werden soll. „Es geht hier nicht um einen Kasten mit 120 Löchern“, macht der Investor deutlich. Das Hotel werde eine „moderne Interpretation der Belle Epoque“, mit geschwungenen Linien, Pagoden und mehr. So werden aus den Löchern Augen, die den Blick auf eine „schöne, heile Welt bieten. Denn danach sehnen sich die Menschen“, ist Wund überzeugt. Und dazu gehöre auch die passende Proportion.

Mit Cabrio-Dach

Zusätzlicher Nebeneffekt: „Das Hotel bildet einen wunderschönen Mantel um die Kiste der Rutschenwelt“, die eher funktional ausfallen werde. Eine ähnliche Erfahrung habe Wund schon in Erding gemacht, wo das Hotel einen essenziellen Bestandteil seines Komplexes bilde. „Erfolg entsteht nur aus Qualität, und die Region um Frankfurt stellt dabei mit die höchsten Ansprüche in Deutschland“, sagt Wund.

In der letzten Bauphase schließlich entstehen soll das Freibad, das Ziel lautet hier Sommer 2020. Und auch hier zerstreut Wund alle Befürchtungen, dass er auf Minimalismus setzen könnte. „Spaß und Wettbewerbscharakter werden gleichermaßen vertreten sein“, sagt er. So plant er zwei Bereiche: Einen reinen Spaßbereich und einen Bahnenbereich, der sogar über eine Tribüne verfügen soll. Der soll sich auch für Schulen eignen.

Denn selbst wenn seine Bäder durch das Cabrio-Dach im Sommer zum Freibad werden, wünschten sich die Menschen trotzdem den separaten Bereich eines Freibades. Diesem Wunsch komme er mit einer „sehr anspruchsvollen Außenanlage für Spaß und Ruhe gleichermaßen“ nach.

Eine Diskussion, die Wund in immer dem gleichen Wortlaut zu hören bekommt, ist jene um den Verkehr. Auch wenn sich der Investor eine eigene Abfahrt von der B 3 zum Bad wünschen würde, ist er überzeugt, dass es auch ohne geht. Denn die Badegäste kämen dann, wenn der Berufsverkehr vorbei sei und reisten dann wieder ab, wenn Arbeitnehmer wieder zuhause seien. „Es ist überall das gleiche Geschrei, und nach einem Jahr ist nichts mehr zu hören. Wenn wir unsere Spitze erreichen, ist auf den Straßen ansonsten null los“, fasst er seine Erfahrungen in diesem Bereich zusammen.

1000 Arbeitsplätze

Das Stadtsäckel soll ebenfalls profitieren. Denn insgesamt will Wund deutlich über 1000 Menschen in Lohn und Brot bringen. Das fängt im Sportbad mit einer überschaubaren Zahl von 15 Arbeitsplätzen an, steigt aber mit der Eröffnung des Spaßbades auf bis zu 400 an. Und mit dem Hotel werde die 1000er-Marke dann überschritten.

Alle Funktionen, die mit dem Tagesbetrieb zu tun hätten, besetze Wund durch die langen Öffnungszeiten an sieben Tagen pro Woche bis zu fünf Mal. Dabei handele es sich vor allem um Arbeitnehmer aus dem unteren und mittleren Bildungssegment, die er einstelle. „Sie bekommen dann noch in unserem Haus eine spezielle Schulung, um auf die Bedürfnisse der Gäste eingestellt zu sein.“ Nur wenige Führungspositionen verlangten hingegen eine akademische Ausbildung. Und 80 Prozent seiner Arbeitnehmerschaft sei weiblich.