Veröffentlicht am

Weiter Hängepartie

Kombibad-Bau: Treffen mit Wund-Gruppe im Rathaus

Eigentlich sollten schon seit fast zwei Monaten die Erschließungsarbeiten für das neue Bad Vilbeler Kombibad laufen, für vergangenen Montag war der erste Spatenstich vorgesehen. Doch durch den Unfalltod von Investor Josef Wund gerät die Angelegenheit immer mehr zur Hängepartie.

 

Bad Vilbel. Die Gerüchteküche in Bad Vilbel brodelt. Denn nach dem Flugzeugabsturz, bei dem am 14. Dezember Investor Josef Wund ums Leben kam, schossen die Spekulationen um sein 200-Millionen-Euro-Projekt in Bad Vilbel ins Kraut. So sagte auch CDU-Politiker Andreas Cleve kürzlich im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss, dass es nicht mehr zu 100 Prozent sicher sei, dass das Projekt überhaupt noch realisiert werde.

Stadtrat und Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel (CDU) nahm dies mit versteinerter Miene zur Kenntnis. Immer wieder wird er nicht nur von der Presse nach dem Fortgang des Großprojektes befragt. Immer wieder verweist er auf das Testament, das noch nicht eröffnet ist. Doch er sagt auch immer wieder, dass an den Plänen festgehalten wird, dass es keinen Grund für Zweifel gebe.

Der Grund für die Verzögerung ist reichlich ärgerlich. Er liegt in einem bürokratischen Vorgang begründet. Denn seit 1. Januar greift eine Reform im Bundesland Baden-Württemberg – in dem auch der Stammsitz der Familie Wund zu finden ist –, die viele Bürger und Notare erbost. Die Bezirksnotariate werden umgestellt, Aufgaben neu zugeordnet.

Das Bundesland wich bislang von einer Bundesregelung ab, nach der das Notariatswesen durch hauptberufliche selbstständige Notare geprägt wird. In Baden-Württemberg hingegen werden die Notare in der Regel in den Landesdienst bestellt. Dies hat sich nun geändert, das Land will sich dem Bundesstandard anpassen. Und die Notariate den Amtsgerichten angliedern. Das führt zu Engpässen, viele neue Mitarbeiter müssen in die neuen Strukturen integriert werden.

Komplexes Erbe

Wann es zur Testamentseröffnung kommen wird, steht deshalb in den Sternen. In der vergangenen Woche kam eine Delegation der Wund-Gruppe nach Bad Vilbel, um über die weiteren Vorhaben zu reden. Dazu heißt es seitens der Stadtverwaltung: „Wund hat ein sehr komplexes Erbe mit einer Vielzahl von Firmen und Beteiligungen hinterlassen. Auch wenn das zuständige Nachlassgericht mit Hochdruck an der Ausstellung eines Erbscheins arbeitet, ist diese Mammutaufgabe nicht in kurzer Zeit zu erledigen.

Erst wenn der Erbschein ausgestellt ist, kann die Unternehmensgruppe Wund Beschlüsse zu neuen Projekten fassen. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Bis dahin, so die Vertreter des Unternehmens, muss man sich in Geduld üben.“ Ein weiteres Treffen mit der Unternehmensgruppe steht unmittelbar nach Ausstellung des Erbscheins an.

Wer übernimmt?

Auch andere Gerüchte sind zu hören. So sei gar nicht sicher, wer das Unternehmen führen solle. Wunds Sohn Jörg leitet die Therme in Erding, doch gab es unterschiedliche Auffassungen zwischen Vater und Sohn: Josef Wund, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in unzähligen Arbeitsstunden ein Imperium aufgebaut hat, und Jörg, der nach eigener Aussage seinen beiden Kindern nicht das Gleiche antun will. Ihn hat Josef Wund auch eher als Verwalter denn als Gestalter angesehen.

Auf Initiative von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und Minkel waren Führungskräfte der Wund-Gruppe beim kürzlichen Gespräch zugegen. Darunter Christoph Palm, Geschäftsführer der Wund-Stiftung. Sie soll das Imperium übernehmen, die Familie bleibt damit außen vor. Wund hatte dies zu Lebzeiten angekündigt. Denn er sah, so ein Gespräch mit dem „Handelsblatt“ keinen, der ihm als Chef nachfolgen könnte. Die Stiftung soll jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge vor allem in den Bereich Bildung investieren. Das beträfe auch den künftigen Standort Bad Vilbel. Noch im Dezember wollte Wund einer Kita in Bad Vilbel 15 000 Euro spenden. Der Termin sollte kurz vor Weihnachten stattfinden – doch dann starb Wund.