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Mit Bienenfleiß dabei

Sonderpädagogin von Trotha erzählt über ihre Arbeit

Sabine von Trotha (links) schildert im Gespräch mit Eva Raboldt, wie sie sich für ihre Förderschüler engagiert hatte. Foto: Dieter Deul
Sabine von Trotha (links) schildert im Gespräch mit Eva Raboldt, wie sie sich für ihre Förderschüler engagiert hatte. Foto: Dieter Deul

Ein Engagement ergibt das nächste – das ist das Erfolgsrezept von Sabine von Trotha. Bei einem Interview-Abend der Bürgeraktive erzählt die Pädagogin, von ihrer Arbeit.

Bad Vilbel. „Ich musste sie überreden, hier zu sein“, begrüßt Bürgeraktive-Koordinatorin Eva Raboldt ihren Gast im Bistro des Hauses der Begegnung. Sabine von Trotha, Jahrgang 1961, macht viel, aber ihr geht es um die Sache, nicht um Selbstverwirklichung. Daher erzählt sie statt von sich selbst lieber über ihr Engagement.

Beiläufig merkt sie an, das sie vier Kinder großgezogen und zehn Jahre berufliche Auszeit genommen hat – aber auch ihr Mann Eckhardt habe Elternteilzeit eingelegt.

Von Trotha ist Sonderschulpädagogin, studierte Sprachheilpädagogik, um an einer Grundschule zu arbeiten. Doch sie kommt an die Brunnenschule, hat mit 15- bis 16-Jährigen zu tun. „Kinder am unteren Ende der Gesellschaft, ohne Hauptschulabschluss, Perspektive und Wertschätzung“, erinnert sie sich. Selbst an der Brunnenschule sei ihre Klasse als „Loser“ abgeschrieben gewesen – aber genau da sah sie ihre Chance. Es gab nicht mal einen Lehrplan – also spannte sie 2005 die Schüler für den Wettbewerb „Trialog der Kulturen“ der Herbert-Quandt-Stiftung ein – und gewinnt den ersten Platz. Was das alles auslöste, wie die Außenseiter sich mutig in die Öffentlichkeit wagten, zeigt die in einer Video-Präsentation. 2007 bemalen sie eine Bahnunterführung, gestalten Holzstelen auf dem Heilsberger Plattenweg, später Bahnhofswartehäuschen. Von Trotha entdeckt, dass einer ihrer Schüler Hühner-Experte ist. Flugs wird ein Projekt aufgelegt, das beim Wettbewerb des Landwirtschaftsministeriums 5000 Euro Preisgeld gewinnt, das in die Bienenzucht investiert wird, der nächsten Herausforderung.

Von Trotha lächelt mit einer innerlichen Zufriedenheit, als sie das Bild von den Förderschülern zeigt, die im Wiesbadener Ministerium stolz als Preisträger auftreten. 2012 gewinnen die Brunnenschüler mit einem auch handwerklich hart erarbeiteten Brunnen mit Motiven der drei christlichen Konfessionen, den Orthodoxen, Katholiken und Protestanten, erneut den Quandt-Preis von 9000 Euro.

Und 2013 drehen die Schüler, die sonst Probleme haben, sich einen Satz zu merken, einen Bienenfilm für den Offenen Kanal Offenbach, fliegen wie Biene Maja zu einer Wabe, posieren schelmisch als Bienenkönigin und Drohne. Den Kindern ein Gesicht geben, sich selbst zurückzunehmen. „Beobachten, zulassen von Natur, nicht so viel eingreifen“, das sei ihre Herangehensweise, sagt sie. Doch die Brunnenschule ist bald Geschichte, wegen der Inklusion sind die Kinder auf die Regelschulen verteilt.

Von Trotha findet neue Aufgaben, begründet als neue Vorsitzende des 1872 gegründeten Bad Vilbeler Bienenvereins 2015 den Bienenaktionstag. „Eines ergibt das andere“, sagt sie, „ich lasse mich durch persönliche Begegnungen berühren.“ (dd)