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Ort der Bombendrohung

Nur wenige hundert Meter entfernt aufgehalten hat sich der Täter, der am Anfang der vorigen Woche die Polizei in Aufruhr und die 120 Mitarbeiter der Volksbank sowie die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lokalisiert haben nämlich die Ermittler den Ort, von dem aus der Mann seine Drohung aussprach. Doch ob dieser Ermittlungserfolg etwas bringt, steht noch in den Sternen.

Bad Vilbel. Es ist Montag, kurz nach 14 Uhr. Ein Mann läuft über den Kurhausvorplatz zur Telefonsäule, die dort vor der Frontfassade des Kurhauses steht. Er nimmt ab, wirft Geld ein, wählt und spricht die vier Worte: „In halber Stunde Bombe!“ Dann legt er auf und taucht wieder in der anonymen Menge unter.

Es folgt ein Großeinsatz der Polizei mit Sprengstoff-Spürhunden (wir berichteten). Und eine intensive Ermittlungsarbeit der Polizei. In Windeseile besorgte sie sich den richterlichen Beschluss, den Anrufer ermitteln zu dürfen. Über den Telefonanbieter der Bank.

Doch ganz so einfach war die Sache dann doch nicht. Polizeisprecher Erich Müller erläutert: „Das Verfahren läuft umgekehrt, das wusste ich auch noch nicht.“ Denn beim Anbieter der Bank war dies so nicht zu ermitteln. Vielmehr mussten alle Telekommunikationsfirmen in Deutschland nun Daten raussuchen, von welchem der bei ihnen gemeldeten Anschlüsse der Anruf zur Nebenstelle der Bank ausging.

Sichere Variante

Bei der Telekom stellte sich dann der Erfolg ein. Der Konzern hatte tatsächlich einen Anruf registriert, der von ihrer Telefonsäule vor dem Kurhaus abging. Für Müller handelt es sich dabei auch um den Drohanruf. Doch sei es unwahrscheinlich, dass jemand sein Handy benutzt habe. Der Anruf von der Telefonsäule ist da für einen Täter eine weitaus sicherere Variante. Denn sie meldet ihre eigene Nummer nicht an den Empfängerapparat. Ein FNP-Test an besagter Säule ergab auf dem angerufenen Handy den Hinweis „Anonym“.

Viele Motive möglich

Die Spurensicherung an der Telefonsäule hat wegen der Witterungsbedingungen ebenfalls nicht viel ergeben. Die Polizei hat ihre bislang erzielten Ergebnisse der Staatsanwaltschaft Frankfurt übergeben. Doch die Ermittlungen laufen dennoch weiter. Auch wenn das Motiv für die Tat eine Vielzahl an Ursachen haben kann. Polizeisprecher Müller nennt hier ein Spektrum, das vom Dumme-Jungen-Streich bis hin zu einer geschäftlichen Beziehung zum Geldinstitut reichen könne.

Auch wenn es tatsächlich keine Bombe gab, könnte die Tat für den Anrufer schwerwiegende Folgen haben. Ihm drohen im besonders schweren Fall bis zu drei Jahre Haft. Wenn er denn erwischt wird.