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Platz für mehr Sonne

Beim Schnitt von Obstgehölzen ist Fingerspitzengefühl gefragt

Werfen einen kritischen Blick auf den Apfelbaum (von links): Peter Schmidt-Wilbert (verdeckt), der angehende Obstbauer Jakob Pfeiffer, Georg Mischke und Vorsitzender Peter Beltz. Foto: Fauerbach
Werfen einen kritischen Blick auf den Apfelbaum (von links): Peter Schmidt-Wilbert (verdeckt), der angehende Obstbauer Jakob Pfeiffer, Georg Mischke und Vorsitzender Peter Beltz. Foto: Fauerbach

Es ist gar nicht so einfach, Obstbäume richtig zu schneiden und zu pflegen. Das erfahren die Teilnehmer eines Seminars des Obstbauvereins Bad Vilbel, die sich gerade zu Obstbauern ausbilden lassen.

Bad Vilbel. Bei der Pflege von Obstgehölzen unterscheiden Obstbauern wie die Mitglieder des Obstbauvereins Bad Vilbel (OBV) zwischen dem Winter- und Sommerschnitt: Während der Rückschnitt in der Vegetationsruhe im Februar und März das Wachstum anregt und der Erhaltung dient, bremst der Sommerschnitt von Mitte Juli bis Mitte August die Wuchskraft und fördert einen reichen Blüten- und Fruchtansatz.

Ältere Bäume, die bereits eine richtige Krone haben, sollten im Sommer jährlich als Ergänzung zum Winter geschnitten werden. Dagegen sollten junge Bäume, die noch einen Aufbau- und Erziehungsschnitt brauchen, nur im ausgehenden Winter geschnitten werden. Die OBV-Mitglieder hatten in ihren Lehrgarten eingeladen, um vor allem über den Sommerschnitt zu informieren.

Auf der Vereinsanlage im Gronauer Feld stehen Apfel-, Birnen-, Pflaumen-, Zwetschgen-, Süßkirsch- und Sauerkirschbäume. OBV-Ehrenvorsitzender Hans Hermann Freese begrüßte 18 Teilnehmer. Zu ihnen gehörten einige der 168 Mitglieder, von denen zurzeit nur 15 aktiv sind, wie der Vorsitzende Peter Beltz informierte.

Nach der kurzen theoretischen Einführung von Hans Hermann Freese zeigten Jan Freese und weitere Mitglieder an den Bäumen, wie die Praxis aussieht. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt: Entfernt werden beim Sommerschnitt überschüssige junge Triebe, aber auch zu steil und zu dicht stehende Äste. „Durch das Entfernen der Triebe bekommen die Früchte und der Baum mehr Luft, Licht und Sonne. Die Kraft des Baumes fließt nicht in die überzähligen Äste, sondern in die Frucht.“ Junge Triebe werden von den Obstbauern nicht geschnitten, sondern gerissen. „Durch das Reißen werden schlafende Augen entfernt und es kommt zu weniger Neuaustrieben. Zum anderen erholt sich der Baum von den durch das Reißen entstandenen Wunden schneller als durch Schneiden verursachten Verletzun-gen“, wusste der Experte.

Voll im Saft

Ein Vorteil beim Sommerschnitt ist, dass die Bäume nach der Ernte noch voll „im Saft stehen“ und Zeit und Kraft haben, ihre Schnittwunden zu verschließen. Die Gewächse können sich so besser gegen eindringende Pilzerreger, Bakterien- und Virusinfektionen wehren als im Winter. Nicht geschnitten werden sollte im Sommer vor der Ernte, da die Obstbäume dann zu stark aus-schlagen. Bei sogenannten Pillarbäumen werden am besten im Winter Äste im oberen Bereich gekürzt, da man bei ihnen unten ernten will, war zu erfahren.

Ebenfalls beim Sommerschnitt beseitigt werden können Äste, die von Krankheiten wie Mehltau, Monilia (Fruchtfäule) und Ungeziefer befallen sind. „Äste, die von der Gespinstmotte befallen sind, sollten sofort verbrannt werden“, empfahl Robin Pfeiffer. Er nimmt gemeinsam mit seinem Bruder Jakob, Florian Pröfrock und Theodor Kratz an einem einjährigen und vom OBV finanzierten, zertifizierten Wochenend-Lehrgang zum Obstbauer bei Josef Weimer im Main-Äppel-Haus auf dem Frankfurter Lohrberg teil.