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Reparatur soll sichtbar bleiben

Die eingestürzte Mauer der Wasserburg in Bad Vilbel wird nun saniert. Laut Claus-Günther Kunzmann könnte sie schon zu Pfingsten wieder aufgebaut sein. FOTOS: THOMAS PETERS
Die eingestürzte Mauer der Wasserburg in Bad Vilbel wird nun saniert. Laut Claus-Günther Kunzmann könnte sie schon zu Pfingsten wieder aufgebaut sein. FOTOS: THOMAS PETERS

Im Juli 2024 kommt es in Bad Vilbel zu einem Schockmoment: Ein Teil der Burgmauer stürzt während der Proben für die Burgfestspiele ein. Fast ein Jahr später hat nun die Teilsanierung des betroffenen Mauerstücks begonnen.
Bad Vilbel – Ein Gerüst umgibt den Teilbereich der Burgmauer. Sandsteine ragen bis zur Hälfte der Mauer hoch, dahinter ist Mörtel. Ein Kran gibt den Bauarbeitern Materialien über den Burggraben hinweg. Ein kleiner Steg verbindet die Baustelle mit dem Niddaradweg. Vorletzte Woche wurde mit der Sanierung der Wasserburg in Bad Vilbel begonnen. »Es soll keine Restaurierung des Zustandes vom 16. Jahrhundert sein«, sagt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann, der die Arbeiten begleitet. »Die Reparatur soll sichtbar sein.«
Im Juli 2024 stürzte ein Teil der Burgmauer nach Starkregen ein. Kunzmann vermutet, dass damals Wasser durch einen Riss in die Mauer gelangte und die Stelle dadurch wegbrach. Der Riss wurde schon vorher entdeckt. »Er war wohl tiefer, als wir zunächst dachten.« Damals wurde davon ausgegangen, dass kein Risiko für einen Einsturz und noch kein dringender Sanierungsbedarf bestehe. Dennoch gab es bereits Pläne, das Stück zu sanieren.
Nun wird die Burgmauer unter enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wiederaufgebaut. Bei den Arbeiten sind auch Bauhistoriker Frank Lorenz und Archäologin Pia Rudolf anwesend. Dabei war die Vorgabe, nicht den Zustand aus dem 16. Jahrhundert so genau wie möglich wiederherzustellen. Stattdessen wird die neue Mauer mit den verfügbaren Sandsteinen neu hochgezogen und farblich an den Rest der bestehenden Mauer angepasst. »Wir wollen nicht vertuschen, dass das Stück repariert wurde«, sagt Kunzmann. Viele Steine wurden nach dem Einsturz der Mauer geborgen und werden jetzt wieder eingesetzt. Weitere stellt die Baufirma Zedler aus Rheinland-Pfalz aus vergangenen Bauarbeiten selbst zur Verfügung.
Knapper Zeitplan, aber optimistisch
Wer genau hinsieht, erkennt bei der Burgmauer eine große Vielfalt an Farben bei den Sandsteinen: Sie sind hellbraun, sandfarben oder rot und wurden ohne klares Muster verbaut. »Vor Beginn der Teilsanierung haben wir uns die Farben anhand eines Fotos genau angeguckt, um herauszufinden, welche Farben die neuen Steine für die Restaurierung haben sollten.«
Schon im vergangenen Jahr wurde zementfreier Mörtel an der Mauer angebracht, der sich laut Kunzmann besser für das Mauern von Sandsteinen eignet. Bevor die Mauer wieder hochgezogen werden konnte, erneuerte man noch den Sockel am Burggraben. Nächste Woche soll die Mauer fertig sein. Anschließend muss noch die Zinne und die Bodenplatte oben aufgebaut werden. Hinzukommen Blitzschutz, Stahlgeländer sowie Wasserrohre. Schon jetzt liegt auf der Mauer ein provisorisches Rohr für den Abfluss. Sobald die Mauer fertig ist, müsse noch der Burggraben geräumt und die Grünanlage am Niddaradweg wieder auf Vordermann gebracht werden. Während der Arbeiten bleibt ein Teil des Radweges gesperrt.
Bis Pfingsten sollen die Arbeiten andauern. »Das Zeitfenster ist zwar knapp bemessen, aber ich bin optimistisch, dass wir es schaffen.« Derzeit spiele das Wetter mit, was Ende April und Anfang Mai noch nicht der Fall war. Da war es teilweise noch zu kalt. Zum Mauern sollten es nämlich durchgängig über fünf Grad sein. »Meine Hoffnung ist, dass wir vor dem Hessentag fertig sind.«
300 000 Euro
für die Sanierung

Die Kosten schätzt Kunzmann auf rund 300 000 Euro. »Es mag paradox klingen, aber wir sind fast schon froh darüber, dass die Mauer eingestürzt ist. Man stelle sich vor, sie wäre während der Sanierungsarbeiten eingestürzt, wenn Arbeiter direkt darunter gestanden hätten.« Als sie vergangenes Jahr einstürzte, wurde niemand verletzt. Damals rutschten 25 bis 30 Tonnen Material ab.
Geld für die Sanierung hatte die Stadt schon vor dem Einsturz eingeplant. Nun ist sie aber teurer geworden. Auch am Rest der Burg soll weiterhin gearbeitet werden. In fünf Jahren soll die gesamte Burgmauer komplett saniert sein, bei zehn Millionen Euro Gesamtkosten. »Glücklicherweise haben wir mit den Burgfestspielen eine hohe Nutzung der Burg.« Dadurch sei die Bereitschaft der Stadt größer, Geld für die Burg in die Hand zu nehmen.