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S-Bahn-Ausbau wird (fast) pünktlich fertig

Auch am Südbahnhof Bad Vilbel ist die Erweiterung der Trasse von zwei auf vier Gleise noch nicht abgeschlossen. Während S- und Regionalbahnen (links) bereits auf den neuen Gleisen fahren, wird auf der Trasse der alten Gleise noch gearbeitet. Foto: Hans Hirschmann
Auch am Südbahnhof Bad Vilbel ist die Erweiterung der Trasse von zwei auf vier Gleise noch nicht abgeschlossen. Während S- und Regionalbahnen (links) bereits auf den neuen Gleisen fahren, wird auf der Trasse der alten Gleise noch gearbeitet. Foto: Hans Hirschmann

Bad Vilbel / Frankfurt. Der Ausbau der S-Bahn-Strecke der S 6 zwischen Westbahnhof und Bad Vilbel wird nahezu pünktlich rund um den Jahreswechsel 2023/2024 fertiggestellt sein. Das kündigt die Deutsche Bahn an. Einen genauen Termin für die dafür noch anstehende Bausperrung der Strecke will die Bahn im Herbst nennen, da die Abstimmung mit anderen Schienen-Großbaustellen im Südwesten Deutschlands nötig
Seit Baubeginn haben äußere Einflüsse die 13 Kilometer lange Baustelle auf der Main-Weser-Bahn immer wieder ausgebremst. Ursache waren vor allem Corona und Probleme beim Materialnachschub, aber auch beispielsweise mutwillig herausgerissene Vermessungspunkte. Deshalb ist klar: Die Inbetriebnahme zum 10. Dezember, dem bundesweiten Fahrplanwechsel, ist nicht ganz machbar. Diesen Termin hatte die DB lange einzuhalten versucht.
Klar ist immerhin: »Rund um den Jahreswechsel werden die Gleise baulich fertig, anschließend folgen dann auch die letzten Arbeiten zum Beispiel an den Stationen«, erklärt Projektleiter Wolf-Dieter Tigges. Dafür wird noch ein Baufinale nötig, während dessen wie zuletzt über Ostern erneut kein Zug auf der Strecke rollen kann – was die Bahn auch schon länger angekündigt hatte. »Wir brauchen noch eine Sperrpause von fünf bis sieben Wochen«, also eine Vollsperrung der Strecke für die letzten Gleisbauarbeiten, erläutert der Projektleiter. Der Termin sei aktuell noch in Abstimmung. Denn die zeitlichen Lücken sind spärlich. Gesperrt werden kann erst nach der zum 9. Dezember terminierten Sanierung der parallel verlaufenden ICE-Strecke Fulda-Kassel.
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Komplett-Sperrung

Zusätzlich darf die Sperrung nicht zeitgleich mit vorgesehenen Bauarbeiten auf der rechten Rheinstrecke und der Strecke Hanau-Fulda erfolgen. In beiden Fällen wird die Main-Weser-Bahn als Ausweichroute gebraucht. Auf jeden Fall offen bleibe Frankfurt-Bad Vilbel dabei über Weihnachten, verspricht Tigges. Nicht nur damit die Anwohner ruhige Festtage verbringen können, sondern damit auch die Familienheimfahrten über die Festtage nicht gestört werden. Üblicherweise verzeichnet die Bahn direkt vor Weihnachten die Tage mit dem stärksten Fahrgastandrang.
Die mehrwöchige Sperrpause brauchen Tigges und die insgesamt 110 Mitarbeiter auf der Strecke, um beispielsweise die restlichen S-Bahnsteige zu bauen, die temporären Bahnsteige an den derzeit auch von der S 6 genutzten Fernbahngleisen abzubauen und um alle Gleise samt zugehöriger Technik – vor allem die Oberleitung und die Signale – in ihre finale Lage zu bringen. Da danach die S-Bahnsteige an der Fernbahn fehlen werden, ist schon klar: Direkt nach der Sperrpause müssen die Züge über die neuen S-Bahn-Gleise rollen. »Dann sind wir mit 99 Prozent aller Arbeiten außer der neuen Station Ginnheim fertig«, so Tigges.
Mit der Inbetriebnahme der zwei zusätzlichen Gleise stehen dann ab Anfang nächsten Jahres mehr Gleiskapazität und modernisierte Haltepunkte zur Verfügung. Für die Verbesserungen im Fahrplan muss aber auch die neue S-Bahn Station Ginnheim gebaut und in Betrieb sein. Für den Bau der neuen Station wartet die Bahn aktuell noch auf den Planfeststellungsbeschluss, also die Genehmigung. »Wir haben aber alles vorbereitet, damit die Bauarbeiten ebenfalls in 2024 fertig werden«, sagt Tigges. Für den Bau der Station sei die Ausschreibung bereits erfolgt. An der Station Ginnheim wird künftig eine Umsteigemöglichkeit zu den U-Bahn-Linien 1 und 9 bestehen.
Zum Fahrplanwechsel 2025 am 15. Dezember 2024 ändern sich dann bei allen S-Bahnen des Gallusbündels, also S3 bis S6, die Abfahrzeiten, da sie untereinander ihre zeitlichen Fahrplanlagen im Frankfurter Citytunnel tauschen. Grund hierfür ist die Integration der zusätzlichen Station Ginnheim in den Fahrplan. Erst mit dem Abschluss aller Arbeiten der ersten Baustufe S 6 können also auch alle vorgesehenen Verbesserungen umgesetzt werden.
Station Ginnheim soll Ende 2024 fertig sein
Nach der Inbetriebnahme der ersten Baustufe möchte die Bahn den zweiten Bauabschnitt über 17 Kilometer von Bad Vilbel bis Friedberg in Angriff nehmen. Auch hier soll die S6 zwei eigene Gleise bekommen und dann im 15-Minuten-Takt bis Friedberg fahren. Anfang November solle es eine weitere Anhörung Betroffener geben, kündigt Tigges an. Bisher kommuniziert ist das Jahr 2028 für die Inbetriebnahme auch der Strecke rein durch die Wetterau.
Der Bau der S-Bahn-Gleise zwischen Westbahnhof und Bad Vilbel kostet laut der jüngsten Kostenschätzung rund 570 Millionen Euro. Darin enthalten sind kilometerlange, bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände sowie Erschütterungsschutz in Eschersheim und ein Neubau auch aller bestehenden Haltestellen. Diese sind dann endlich barrierefrei.
Von Dennis Pfeiffer-Goldmann