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Schubkarren für Afrika

Weltenbummler Hans Tuengerthal hilft Schülern in Afrika ihre Umgebung von Plastik befreien

Mit Schubkarren kann man auch Spaß haben: Hans Tuengerthal und die Bewohner des afrikanischen Dorfes. Repros: Fauerbach
Mit Schubkarren kann man auch Spaß haben: Hans Tuengerthal und die Bewohner des afrikanischen Dorfes. Repros: Fauerbach

Schüler aus 20 Dörfern in Burkina Faso sammeln Plastikmüll mit Schubkarren ein, die der Bad Vilbeler Globetrotter Hans Tuengerthal spendete. Er leistet in Afrika seit vielen Jahren Hilfe zur Selbsthilfe.

Bad Vilbel. Hans Tuengerthal engagiert sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich. „Vor allem bei kleinen Projekten weltweit und dort, wo die Hilfe auch bei den Bürgern vor Ort ankommt“, wie er sagt. Dazu gehört ein Projekt in der ambulanten Gesundheitsvorsorge im zwei Millionen Einwohner großen „Dorf“ Ouagadougou der Hauptstadt des afrikanischen Landes Burkina Faso.

Dort gründete Cathérine Eklou aus Ghana, die in Deutschland als Krankenschwester ausgebildet wurde, vor 18 Jahren die Hilfsorganisation Apersec. Der Name steht für „Association Notre Dame du Perpétuel Secours“, zu Deutsch „Vereinigung unserer Lieben Frau zur immerwährenden Hilfe“.

Frisches Trinkwasser

„Infolge der Absetzung von Häuptlingen und weisen Frauen durch die Kolonialherren ging viel Wissen verloren. Hygienedefizite bei der einfachen Bevölkerung sind seit 1970 infolge religiös verursachter Verhaltensregeln hinzugekommen“, sagt Tuengerthal. Der pensionierte Lehrer unterrichtete bis 2004 am Georg-Büchner-Gymnasium. „Es reicht nicht, dass alle Seife haben, die Leute müssen erst einmal wissen, wie man sich reinigt oder dass Toiletten nicht neben Brunnen errichtet werden dürfen.“ Zudem fehle der einfachen Bevölkerung, die überwiegend aus Analphabeten besteht, das Geld für Medikamente. Das Durchschnittseinkommen liege bei einem Euro am Tag. Weitere Projekte, bei denen der Vilbeler Pädagoge Cathérine Eklou unterstützt, sind neben der Körperhygiene auch frisches sauberes Trinkwasser und der Bau von Schulen. Bei seinen Besuchen 2012 und 2014 in der Sahelzone, wo durchschnittlich nur 300 Milliliter Regen im Jahr fällt, sieht er, dass „überraschend viel Plastikmüll die Landschaft verschandelt“.

Dies sei zum einen wie auch in Europa einem Verlust an Disziplin geschuldet, zum anderen dem fehlenden Wissen über und Bezug zu Plastik. „Dieser Plastikmüll verrottet nicht. Er ist eine große Belastung für die Natur und auch für die Gesundheit der Menschen und Tiere.“ Müllrecycling gibt es im westafrikanischen Staat nicht. Vor allem während der Dürre fressen Haustiere wie Esel, Schafe und Ziegen, die für das Überleben ihrer Besitzer unverzichtbar sind, Plastik und verenden.

„Ich bin seit 1960 immer wieder in Afrika gewesen. In dieser Zeit ist die Bevölkerung von 300 Millionen auf 1,3 Milliarden angewachsen. Die Böden und Gebiete sind übernutzt, der Mangel an sauberem Trinkwasser ist riesig. Man kann auch mit wenigen finanziellen Mitteln viel bewegen“, betont Tuengerthal. So konnte mit 14 000 Euro- Spendengeldern eine Schule für 80 Kinder gebaut werden.

Anstelle von Geschenken bat Tuengerthal deshalb auch an seinem 75. Geburtstag 2013 um Spenden. Es kamen 4000 Euro zusammen, die er an Cathérine Eklou schickte. Sie ließ dafür vor Ort Schubkarren aus Stahl herstellen und in 20 Dörfern rund um die Hauptstadt verteilen. Seither sammeln Schüler jeden Freitag nach der Schule im Gebiet um ihr Dorf Plastikmüll ein, um ihn in einer Grube zu vergraben.

„Dort fliegt er jetzt nicht mehr auf den Weiden herum, hängt nicht an Bäumen und Büschen, ist kein falsches Tierfutter mehr“, sagt Tuengerthal zufrieden. Auf den Schubkarren steht als Aufforderung das Motto des Spenders: „Protegez la Terre!“ („Behüte die Erde!“).

Hilfe zur Selbsthilfe

Wichtig ist dem Pädagogen die Einbeziehung der Jugend in das Müllsammel-Projekt. Er möchte das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen für die Plastikmüllproblematik schärfen und ihnen verdeutlichen, „dass es ihre Welt ist“, auf die sie achten und die sie beschützen müssen. Deshalb sei es wichtig, sie aufzuklären, damit sie ihren Müll beseitigen, nicht einfach in die Landschaft werfen und somit die Umwelt schützen.

Im ostafrikanischen Ruanda ist man bereits einen Schritt weiter. Dort sei Plastik komplett verboten. Hans Tuengerthal will sich weiter in seinen „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projekten engagieren und auch Cathérine Eklou unterstützen.


Wer Hans Tuengerthal beim Kampf gegen Plastikmüll in Burkina Faso unterstützen will, kann dies mit einer Spende auf das von ihm bei der Frankfurter Volksbank eröffnete Konto tun, IBAN: DE76 5019 0000 6801 0125 30.