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Schwierige Freunde

Nach dem Brexit: Bad Vilbeler machen sich Sorgen um ihre englische Städtepartnerschaft

Der Vorstand des Glossop-Partnerschaftsvereins (von links): Beisitzerin Marion Stork, Jochen Wilbert, Luitgard Ehrbeck, Kassierer Franz Wirtz, Protokollerin Bärbel Menthe-Wirtz. Foto: Deul
Der Vorstand des Glossop-Partnerschaftsvereins (von links): Beisitzerin Marion Stork, Jochen Wilbert, Luitgard Ehrbeck, Kassierer Franz Wirtz, Protokollerin Bärbel Menthe-Wirtz. Foto: Deul

Der Partnerschaftsverein Glossop-Bad Vilbel hat Grund zu feiern. 30 Jahre besteht die Städtepartnerschaft schon. Wenn da nicht der Brexit wäre, der auf der Jahreshauptversammlung für Aufregung sorgte. Doch die „Glossoper“ finden, dass es jetzt erst recht wichtig ist, im Gespräch zu bleiben. Im August reisen sie wieder zu den britischen Freunden.

Bad Vilbel. Das Timing ist fast perfekt. Just als die britische Premierministerin Theresa May einen „historischen Tag“, nämlich den EU-Austritt, verkündet, beginnt auch die Jahreshauptversammlung des 96 Mitglieder zählenden Partnerschaftsvereins Glossop-Bad Vilbel.

Der Brexit steht nicht auf dem Programm, doch später hält es eines der Gründungsmitglieder, Rolf Seubert, nicht mehr zurück. Es gebe da die These eines britischen Professors, dass die Engländer die EU nur als Ersatz für den untergegangenen Commonwealth sähen, wirtschaftliche Vorteile nutzten, aber von den Nachteilen nichts wissen wollten.

In England grassiere derzeit unglaubliche Fremdenfeindlichkeit, die Hürden für Aufenthaltsgenehmigungen seien hanebüchen. Seubert sagt, er sei „schwer in Zweifel geraten“, wie er mit der Situation und auch mit dem Glossoper Partnerschaftsverein umgehen solle. Doch Luitgard Ehrbeck, die zweite Vorsitzende, entgegnete, sie sei genau umgekehrter Meinung. Man müsse die Entwicklung kritisch verfolgen, doch „jetzt erst recht in Diskussion treten“. Eine Gelegenheit dafür gibt es schon bald. Denn dieses Jahr steht der 30. Geburtstag der Städtepartnerschaft an. Der Vereinsvorsitzende Jochen Wilbert sagt: „Bisher war Europa einfach nur da, jetzt muss man sehen, wie man sich positioniert.“ Am 3. August reisen die Bad Vilbeler wieder nach Glossop. Geplant ist ein Besuch des Industriemuseumsdorfes Cromford Village mit der 1771 errichteten ersten Baumwollfabrik der Welt, ein Festgottesdienst und ein Besuch in Manchester. Zudem hat sich auch die hessische Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) bei den Glossopern angekündigt. Sie will bei einem Treffen erfahren, was sie über den Brexit denken.

Plus in der Kasse

Doch darüber hinaus sind noch weitere Kontakte zur Insel geknüpft worden, berichtet er. Die Bad Vilbeler Brass-Band „EsBrassivo“ und ihr Dirigent Peter Lüttig wollen Anfang Oktober die Glossoper Brass Band besuchen. Und zum Bad Vilbeler Schachtturnier am 1. Oktober werden britische Gäste erwartet.

Der Verein blickt auch weiter nach vorne: In 2020, wenn Bad Vilbel tatsächlich Hessentagsstadt wird, sind die Glossoper wieder turnusmäßig zu Besuch. „Wir werden sehen, wie wir uns da einbringen“, sagt Wilbert. Dabei ist der Glossop-Verein gut aufgestellt.

Obgleich man 2016 Gastgeber für die Briten war, mit Essen im Golfhotel, Ausflug nach Fulda und Marktbesuch, blieb ein kleines Kassenplus von 63 Euro, auch, weil die Stadt nach Aufhebung der Haushaltssperre gleich zwei Mal den 250-Euro-Zuschuss überwies. Aber es stehen dieses Jahr auch einige gesellige Termine an: ein „Tea Time“-Ausflug nach Schwetzingen am 7. Mai, und eine Lesung mit der Dortelweiler Autorin Uli Aechtner im August. Ehrbeck verrät vom Inhalt dieses Krimis so viel: „Es geht um den Einfluss des Wetters auf kriminelle Handlungen“.

Seit 30 Jahren verschwistert


Mit Glossop im mittelenglischen High Peak District wurde 1987 die Städtepartnerschaft geschlossen. Auf Initiative der Stadt Bad Vilbel wurde im darauf folgenden Jahr auch der Partnerschaftsverein Glossop-Bad Vilbel gegründet. Der High Peak Distrikt ist seit Jahrzehnten mit dem Wetteraukreis verpartnert. (zlp)