Bad Vilbel. Mobil machen gegen die Armut – das soll eine Spende leisten, die gestern an die Bad Vilbeler Tafel ging. Damit deren Helfer ab Mitte September Lebensmittel einsammeln und an Bedürftige verteilen können, haben sie gestern ein Kühlfahrzeug von der Metzgerei Dürr gespendet bekommen. Der sechs Jahre alte Fiat Doblo Cargo hat zwar schon 188 000 Kilometer auf dem Buckel, aber noch einen Zeitwert von 7200 Euro. Im Laderaum lassen sich Waren bei Temperaturen von sechs bis null Grad transportieren, erläutert Klaus Kreil, dessen Großvater Wilhelm Dürr die Metzgerei 1927 gründete.
Die kühle Transportmöglichkeit sei die Voraussetzung, um Lebensmittelspenden zu erhalten, betont Jürgen Wiegand, der erste Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, welche die Tafel organisiert. Bislang habe man zehn Geschäfte aus Bad Vilbel als Spender gewonnen, berichtet er, darunter seien Supermärkte, aber auch kleine Betriebe wie Bäckereien.
Ihr habe es sehr am Herzen gelegen, die Tafel zu unterstützen, betont die Metzgersfrau Eveline Kreil, die deswegen auch Mitglied in der Nachbarschaftshilfe geworden ist. Man sehe, dass die Verarmung in der Gesellschaft immer mehr zunehme, besonders bei Rentnern, Alleinerziehenden und Familien, da müsse man was tun, betonte Eveline Kreil.
Ab Mitte September sollen die Lebensmittel an einem Tag in der Woche verteilt werden. Von den 1200 Bedürftigen, die der Wetteraukreis für Bad Vilbel errechnet hat, haben sich bei einer ersten Anmeldephase im Sozialamt in der Friedberger Straße 6 a erst 16 Interessenten gemeldet. Dort gibt es noch weitere Anmeldemöglichkeiten am 12. und 26. August, jeweils von neun bis 12 Uhr. „Wenn wir am Anfang 30 Leute haben, ist das nicht schlecht“, sagt Rolf Gelsheimer, der gemeinsam mit Ewald Frick die Tafel leitet.
Die Organisatoren haben sich bei vier Tafeln umgesehen, um sich Anregungen zu holen, auch in Friedberg, wo seit zwei Jahren mehr als 25 Helfer die Akquise und die Verteilung von Nahrungsmitteln an die Empfänger aus großen Teilen der Wetterau organisieren. Die erste deutsche Tafel wurde 1993 in Berlin eröffnet. Mittlerweile gibt es bundesweit fast 800 solche Einrichtungen, die 700 000 Bedürftige versorgen. 35 000 ehrenamtliche Helfer sind dort aktiv.
In Bad Vilbel hat die Nachbarschaftshilfe in der Ritterstraße 34 das Gebäude der ehemaligen Baudekoration Reichenthal gemietet. Die Stadt zahlt 6000 Euro Mietzuschuss, die Sparkasse Oberhessen hat 3000 Euro gespendet. Die Nachbarschaftshilfe hat für ihr Tafel-Projekt 20 000 Euro im Etat kalkuliert. Sie sucht noch Helfer, Tische und Lebensmittel – Kontakte: Tel. 604890, E-Mail: vfse@gmx.de.