Der Experte hat den Überblick: Lange Jahre betreute Werner Seume als Leiter des städtischen Gartenamtes die Bad Vilbeler Grünanlagen, jetzt gab er der Naturschutzgesellschaft einen Einblick in die Veränderungen, denen sich der Burgpark unterzogen hat. Und die waren nicht immer positiv, wie Seume feststellte.
Bad Vilbel. Donner, Blitz, heftige Regenschauer und schnatternde Enten begleiteten Werner Seume und sieben Mitglieder der Naturschutzgesellschaft bei ihrem Spaziergang durch den Burgpark. Das Augenmerk der Gruppe lag auf dem Baum- und Strauchbestand.
Mit Gärtnermeister Werner Seume hatte die Gruppe einen versierten Führer. Der 79-Jährige war von 1970 bis Ende Januar 1996 Leiter des heutigen Fachdienstes Park- und Gartenanlagen, Friedhöfe, Spiel- und Sportplätze. „Der Burgpark bildet mit dem Kurpark und der Grünanlage im Hallenbadbereich die zentrale Parkanlage der Quellenstadt“, sagte Seume.
Die beiden zuletzt genannten Bereiche wurden in den 30er Jahren vor allem mit Gehölzen der damaligen Siesmayerschen Baumschule angelegt. Anfang der 1970er Jahre wurden die beiden Grünflächen im Zuge des Hallenbadbaues neu gestaltet. Der alte Baumbestand wurde größtenteils beibehalten.
Jünger als diese beiden Areale, die vor allem von Kurgästen genutzt wurden, ist der Burgpark. Er entstand in den Sechzigern im Zuge der Niddaregulierung. Das Gelände, auf dem die Nidda in einem großen Bogen floss, wurde mit Abraum und Hafenschlamm aus Frankfurt aufgefüllt.
Den Reiz eines Parkes mache ein Mix aus immergrünen Gehölzen, Rotbuchen, heimischen und nicht heimischen Laubbaumarten, Nadelbäumen und Büschen, verschlungenen Wegen und Bänken aus. Einige Bäume stehen an falschen Standorten wie eine mächtige Berliner Pappel, die in Sandböden beheimatet ist. „Wurzeln geben einem Baum Halt und Nahrung. Im Burgpark liegen die Wurzeln der Pappeln im zähen Wetterauer Lehmboden. Dadurch werden sie beim Mähen beschädigt.“
Auch andere Bäume leiden aus unterschiedlichen Gründen, dabei befinden sich viele von ihnen im besten Baumalter. „Leider wird das innerstädtische Grün, das heute der Bevölkerung zur Erholung dient, immer kleiner. Unser Kurpark ist heute nur noch Straßenbegleitgrün. Dem Burgpark droht das gleiche Schicksal. Steht ein Baum Interessen im Weg, dann kommt er weg. Liegewiesen verkommen zu Hundetoiletten, werden für Feste zweckentfremdet.“
Es fehle in allen drei Grünbereichen an Buschwerk und Krautzonen, die Vögeln, Schmetterlingen und Insekten als Nistplätze und Fruchtpflanzen dienen. Viele Sträucher würden rasiert oder beseitigt, um Verbrecher abzuschrecken. Sportgeräte, Skulpturen und Findlinge erschwerten den Gärtnern die Pflege. „Will man einen Park aufwerten, sollte alles Störende daraus verbannt und dem Grün der Vorzug gegeben werden.“, sagt Seume.