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Spritziger Tag

Eine große 112 steht vorne auf dem Helm, den Hannes anprobiert. Noch drückt der Kopfschutz ein wenig und der Zweijährige kämpft mit dem Visier, aber er fühlt sich schon wie ein waschechter Feuerwehrmann.

Bad Vilbel. Beim Tag der offenen Tür gibt es den ersten Einsatz für Nachwuchsfeuerwehrleute. Dosen müssen mit der Wasserspritze von einer Burgmauer gespritzt werden. Jeremy hilft den Nachwuchslöschern an der Spritze. Der Zehnjährige hat schon Erfahrung, er ist schließlich bei der Jugendfeuerwehr.

Werbung in eigener Sache macht auch Feuerwehrmann Alexander Claude. Im großen roten Löschfahrzeug erklärt er gerade Katharina I., wie sie das Martinshorn einschalten kann. Vielleicht will sie ja auch zukünftig beim Feuerlöschen mithelfen. Die Quellenkönigin winkt ab. „Augenblicklich zu viele Termine.“ Nun ja, vielleicht könnte man im nächsten Jahr nochmal nachfragen.

Mittendrin zwischen Hochwasserschutzbehälter und Sandsackabfüllmaschine steht Wehrführer Mario Migdalski und hält mit Jan Drommershausen ein hydraulisches Spreizgerät in der Hand. Rund 25 Kilogramm wiegt so ein Gerät und es ist im Einsatzfahrzeug immer greifbar gleich neben der hydraulischen Rettungsschere. Damit kann man Unfallfahrzeuge aufspreizen. „Früher, bei einem alten VW Golf, ging das ja fast noch mit der Gartenschere, aber die modernen Autos sind viel stabiler. Da kommt man ohne schweres Gerät nicht mehr weit“, erklärt Migdalski, der Chef der 48 Einsatzleute der Vilbeler freiwilligen Feuerwehr in der Kernstadt.

Alles nur freiwillige Helfer bei Feuer und Katastrophe? Sieben Gerätewarte sind fest angestellt und täglich in der Feuerwehrwache mit der Wartung der Fahrzeuge beschäftigt. Die rücken natürlich bei einem Einsatz auch mit aus. Aber ohne die Freiwilligen geht nichts, sobald ein Einsatz gemeldet wird.

Innerhalb von zehn Minuten ab Alarm muss ein Einsatzfahrzeug mit sechs Mann am Unfallort sein. Die Feuerwehrleute müssen notfalls bei der Arbeit im Betrieb alles stehen und liegen lassen, schwingen sich aufs Fahrrad zur Wache, ziehen sich um und fahren zum Einsatzort. Da können 600 Sekunden schon verdammt knapp sein.

Zu etwa 250 Einsätzen aller Art jährlich wird die Feuerwehr gerufen. Von der Rettung der Katze vom Baum, zu überfluteten Kellern, vom Fehlalarm bis zum Wohnungsbrand. Große Katastrophen sind eher selten. Sorge bereitet Wehrführer Migdalski jedoch, dass es schwerer geworden ist, Freiwillige zur Feuerwehr zu kriegen. „Man merkt die Veränderung im Schulsystem. Jugendliche haben oft bis 17 Uhr Schule. Da kommen die nicht zweimal in der Woche um 19 Uhr zur Übung.“ (seu)