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Stadt soll Millionen zahlen – Ehemaliger Investor Ten Brinke verklagt die Kommune Nidderau

Großes Interesse gab es beo der Bürgerversammlung in de rWilli-Salzmann-Halle an den geänderten Plänen für die neue Mitte in Nidderau. Foto: Niehoff
Großes Interesse gab es beo der Bürgerversammlung in de rWilli-Salzmann-Halle an den geänderten Plänen für die neue Mitte in Nidderau. Foto: Niehoff

Mehr Zustimmung als Ablehnung erfuhren die Pläne des neuen Investors HBB zur Neuen Mitte bei der gutbesuchten Bürgerversammlung. Der kurzfristige Investorenwechsel könnte teuer werden.

Nidderau. Möglicherweise lag die breite Zustimmung, die bei den Bürgern spürbar war, auch daran, dass sich außer dem Austausch des vom Vorgänger Ten Brinke geplanten Landmark-Gebäudes auf den ersten Blick nur ein Wechsel zur Sky-Lounge stattfand.

Und da das Landmark-Gebäude schon in der Vergangenheit Anlass zur Kritik gab, empfand ein Großteil der gut 400 Bürger die Präsentation am Donnerstagabend in der Willi-Salzmann-Halle möglicherweise sogar als eine Verbesserung der Pläne. Ausführlich berichtete Harald Ortner, der Geschäftsführer des neues Investors Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB), wie sein Unternehmen das Vorhaben angehen werden. Da der Bebauungsplan bereits vom Vorgänger in Zusammenarbeit mit der Stadt erstellt worden sei, werde die HBB in diese grundsätzliche Planung einsteigen. Damit bleibt es bei einem größeren Lebensmittelmarkt in Verbindung mit einem Discounter sowie mehreren kleineren Geschäften für Mode, Drogerie und Kinderartikel.

Lokal auf dem Dach

In der Sky-Lounge soll das Kulturzentrum der Stadt im Erdgeschoss entstehen. Darüber Wohnungen und als Höhepunkt ein Lokal auf dem Dach, dessen Äußeres prägend für die Neue Mitte sein soll. Nach seinen Vorstellungen soll, sobald der entsprechende Vertrag mit der Stadt geschlossen ist, die Planung verfeinert, der Bauantrag ausgearbeitet und, wenn möglich noch in diesem Jahr mit dem ersten Spatenstich begonnen werden.

Das wäre eine Verzögerung von fast genau einem Jahr, denn dieser symbolische erste Spatenstich war bereits mit dem inzwischen gekündigten Investor Ten Brinke im vergangenen Herbst geplant gewesen. Bei der anschließenden Diskussion mit den Bürgern zeigte es sich aber, dass es nicht nur wohlwollende Stimmen für den schnellen Wechsel gab, sondern es meldeten sich auch viele kritische Stimmen

Beispielsweise Thomas Wahrlich, der wissen wollte, wer die Verantwortung im Rathaus für das Desaster übernehmen werde. Schließlich würde es nicht nur zu einer Zeitverzögerung kommen, sondern es sei der Stadt dadurch sicherlich auch ein Schaden entstanden. Den räumte Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) unumwunden ein. Er beliefe sich im Hinblick auf die Zinsen für die rund 11 Millionen Euro, die die Stadt zum Ankauf des Geländes aufbringen musste, auf rund 65 000 Euro seit Oktober 2011. Zur Verantwortung verwies er auf das Stadtparlament. Das habe allen Plänen und Verträgen grundsätzlich zugestimmt.

Im Übrigen müsse es möglich sein, für etwas Großes auch etwas wagen zu dürfen, ohne dass einem der Kopf abgerissen wird, so Schultheiß. Gefragt wurde auch nach einem möglichen Schadensersatzanspruch gegenüber dem bisherigen Investor Ten Brinke. Auch den gebe es, so der Rechtsberater der Stadt, Dr. Ötting. Näher einlassen wollte er sich dann aber doch nicht, weil Ten Brinke mittlerweile eine Millionen-Klage gegen die Stadt vorgelegt hat. Neben grundsätzlichen Bedenken gegen das gesamte Projekt, beispielsweise durch Mathias Götz, der das Konzept für wenig zukunftsträchtig hielt, weil der Trend weg vom Supermarkt hin zum Internet-Einkauf ginge, stellte Walter Reul unter größerem Beifall die Frage, ob „ein großer Parkplatz mit annähernd 300 Parkplätzen und ein paar Geschäfte darum wirklich als Stadtzentrum bezeichnet werden kann“. Und ob den Planern dazu nicht mehr eingefallen sei.

Gänzlich unpassend

Andere fanden die Sky-Lounge für Nidderau gänzlich unpassend. „Das kann man in Asien oder Amerika bauen, aber doch nicht bei uns in Nidderau“, gab Angelika Gerlach zu bedenken. Doch diese Einwände fanden bei Schultheiß kein Verständnis. „Wir wollen etwas Besonderes an dieser Stelle und da muss man auch mal etwas wagen.“ Gefragt wurde auch nach den Interessenten für die Geschäfte. Interessenten könnten sich jederzeit noch bei ihm melden, so Ortner.