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Stadthallenbau: Riesendübel sichern ab

Bauleiter Mirko Lunic vor der sieben Meter hohen Spundwand. Diese ist mit 20 Meter langen Stäben im seitlichen Erdreich verankert worden. Sobald die Tiefgarage gebaut ist, kommen die Wände jedoch wieder weg. Fotos: Dominik Rinkart
Bauleiter Mirko Lunic vor der sieben Meter hohen Spundwand. Diese ist mit 20 Meter langen Stäben im seitlichen Erdreich verankert worden. Sobald die Tiefgarage gebaut ist, kommen die Wände jedoch wieder weg. Fotos: Dominik Rinkart

Erste Phase des Stadthallenbaus steuert auf den Endspurt zu – Größte Gefahr geht vom Wasser aus

 

Bad Vilbel. Es ist wohl die tiefste Grube, die je in Bad Vilbel ausgehoben wurde: Die Baustelle zur neuen Stadthalle. Seit September arbeiten die Baggerfahrer unermüdlich, und nachdem es bisher nur in die Tiefe ging, soll in knapp einem Monat in die Höhe gebaut werden.

TIEFER ALS DIE NIDDA
Mirko Lunic ist kein Freund von Wasser. Als Bauleiter der imposanten Stadthallen-Baustelle ist er Herr und Meister über das gigantische Loch neben dem Kurhaus. In Gummistiefeln, die tief in den schlammigen Boden einsinken, steht er mitten in der Baugrube: »Wir sind hier tiefer als die Nidda«, sagt er. Kein Wunder, dass die ockerfarbene Erde extrem matschig ist, die Arbeiten finden auf Grundwasserniveau statt.
Noch befindet sich die Baustelle in Phase eins mit Aushub und Gründung. In vier Wochen soll das nasse Erdreich mit einer sogenannten Sauberkeitsschicht aus Beton überzogen werden, auf der die Bodenplatte gebaut und der Rohbau hochgezogen werden können.
Doch bis es so weit ist, stehen Lunic und seine Bauarbeiter vor einer heiklen Mission: Sie müssen verhindern, dass die Stadthalle zum Boot wird. Bis hinab in sieben Meter Tiefe reicht die Baugrube, und so weit unter der Erde wird auch der Boden der Tiefgarage liegen. Drückt nun in Hochwasserzeiten der Grundwasserpegel nach oben, könnte das theoretisch die gesamte Stadthalle anheben.

Um das zu verhindern, werden derzeit 498 sogenannte Mikropfähle ins Erdreich versenkt. Sie reichen knapp zehn Meter in die Erde und sollen durch Reibung den Auftrieb der Bodenplatte verhindern: »Die funktionieren im Grunde wie ein riesengroßer Dübel«, erklärt der Bauleiter. Noch läuft die Ausschreibung für den Rohbau. Zeitdruck verspürt Lunic daher keinen. So stiefelt er ganz entspannt von dem großen Bohrer für die Mikropfähle zu einem Bagger, der gerade eine schmale, etwa einen Meter tiefe Spur gräbt. Sofort läuft der Graben mit Wasser voll – später wird er als Kanal für das Grundwasser dienen und es unter der Stadthalle hindurchführen.

GEFILTERT IN DIE NIDDA
Damit die Bauarbeiten garantiert im Trockenen stattfinden können, wurden in der Baugrube zehn Entspannungsbrunnen gebohrt. Sie reichen bis in neun Meter Tiefe und sind mit einem Schwimmschalter ausgerüstet. Steigt das Grundwasser an, wird es sofort abgepumpt und gefiltert in die Nidda gelassen.
Denn nichts darf dem Zufall überlassen werden, zumal die Baustelle mitten in einem Heilwasserschutzgebiet liegt. »Das ist etwas besonders, wir können hier nicht mit gewohnten Abläufen arbeiten«, erklärt Lunic. So dürfe im Beton etwa keine Flugasche vorkommen. Auch das denkmalgeschützte Kurhaus erfordert besondere Beachtung: 93 bis zu 13 Meter tiefe Pfahlwände sollen dafür sorgen, dass das Kurhaus nicht in die Baugrube rutscht.

Beachtliche 8500 Quadratmeter umfasst die Grubenfläche und erfreut sich neugieriger Betrachtung der Vilbeler: »Eltern mit Kindern stehen hier manchmal zwei bis drei Stunden am Zaun«, freut sich Bauleiter Lunic. Die Stadt habe den Bauzaun neben dem Kurhaus daher bewusst nicht zugehängt, erklärt Stadtmarketing-Chef Kurt Liebermeister (CDU).