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Statt Freilichttheater jetzt Baustelle

Wo bis vor wenigen Wochen noch Theater gespielt wurde, führen nun Baggerfahrer Regie: Die Festspielstätte im Innenhof der Burg hat sich in eine große Baustelle verwandelt. Foto: Jürgen Schenk
Wo bis vor wenigen Wochen noch Theater gespielt wurde, führen nun Baggerfahrer Regie: Die Festspielstätte im Innenhof der Burg hat sich in eine große Baustelle verwandelt. Foto: Jürgen Schenk

Bad Vilbel. Kaum waren die diesjährigen Burgfestspiele Geschichte, nahmen Bagger die altehrwürdige Wasserburg in Besitz. Für Samstag hatte die Stadt zu einem »Baustellenrundgang« eingeladen.
Der Fahrplan für die Sanierungsmaßnahmen ist straff getaktet: Bis Ende des Jahres soll das neue Bühnendach fertig sein, die Arbeiten am Burggraben und an der Palasmauer bis zum kommenden Frühjahr. Zweifellos ist das ein ambitioniertes Projekt, bei dem nicht viel dazwischen kommen darf. »Ein bisschen Bauchgrummeln« hinterlässt die Zielsetzung auch beim Festspielintendant und Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann, wie er zugibt. Denn natürlich steht der Gedanke an die kommende Festspielsaison in der Burg bei allen Planungen immer an oberster Stelle.
Im ehemaligen Weinkeller der Burg sind derzeit Pläne ausgestellt, die Aufschluss über die laufenden Maßnahmen geben. Kunzmann erklärte beim Rundgang, an dem auch Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) teilnahm, die ziemlich komplex wirkende Zusammenhänge. »Komplex« war auch der Begriff, den er selbst am häufigsten benutzte. Die Erneuerung des in die Jahre gekommenen Bühnendaches werde am Charakter der Freilichtveranstaltung nichts verändern. »Das Dach bleibt an derselben Stelle«, kündigte der Intendant an. »Die Konstruktion wird vom Unterboden aus auf mehreren Betonsäulen stehen, oberhalb dienen frei stehende Stahlträger zur Abstützung.« Am Dach werde eine Dämmung angebracht, um störende Nebengeräusche für die Gäste zu reduzieren. Außerdem wolle man den bisherigen Schallschutz durch eine Schallschutzwand erneuern und entsprechend an die Bühne anpassen.
Absacken der Böschung verhindern
Einer vollständigen Verschattung von Bühne und Zuschauerbereich zum Schutz vor Hitze oder Regen erteilte Kunzmann eine Absage. »Das ist wegen der baulichen Gegebenheiten nicht möglich«, sagte er. Die Burg habe zwar vieles zu bieten, aber keine rechten Winkel.
Die zweite große Sanierungsmaßnahme betrifft den Burggraben. Hier geht es darum, dem weiteren Absacken der Uferböschung und damit auch dem Absacken des Gebäudes entgegenzuwirken. Umweltgerechte Xylit- und Steinwalzen werden dazu im Uferbereich pyramidenartig aufeinandergestapelt und anschließend mit Erde verfüllt. Im Ergebnis soll die daraus entstehende Fläche wie ein Stabilisator wirken.
Im Moment sind vom Wasser des Burggrabens nur noch Pfützen übriggeblieben. Im Graben befinden sich jetzt Baumaschinen, jede Menge Schlamm und Glasflaschen, die zum größten Teil einige Jahrzehnte alt sind. Nach Kunzmanns Angaben stammen sie aus der Blütezeit der Vilbeler Mineralbrunnen und wurden nach ihrer Leerung im Wassergraben versenkt.
Passende Steine und
richtiger Mörtel

Der Schlamm wiederum ist ein Nebenprodukt des Niddazulaufs und stellt ein weiteres Problem dar. Um den Schlamm künftig zu reduzieren, wird über eine zeitliche Begrenzung der Wasseranbindung nachgedacht. Die Sanierung des Mauerwerks betrifft hauptsächlich einzelne Stellen auf dem Wehrgang. Dieser Bereich der Burg, der während der Theatersaison auch zur Schauspielerei genutzt wird, ist baugeschichtlich von großem Interesse.
Im Detail geht es bei der Sanierung der Wasserburg immer auch um die Wahl der richtigen Steine und des richtigen Mörtels. »Die Steine kommen aus einem speziellen Steinbruch, weil sie zur komplexen Farbgebung des Gemäuers passen sollen«, erläuterte Kunzmann.
Zahlen machen den Umfang des Sanierungspaketes deutlich: 100 000 Euro fließen in die Erneuerung der Mauern, 450 000 Euro kostet der Burggraben und das neue Bühnendach schlägt mit 1,1 Millionen Euro zu Buche. Mit einem Puffer eingerechnet betragen die Gesamtkosten des Projekts 1,8 Millionen Euro. 400 000 Euro steuert das Land Hessen bei, den Rest zahlt die Stadt. Von Jürgen Schenk