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Vier Duschen für 46 Menschen

Friede in drei Flüchtlingsunterkünften ist gestört • Bauamt hat Lösung parat

Vier Duschkabinen im Kurmittelhaus für 46 Menschen beiderlei Geschlechts, darunter auch Kinder: Dies halten die Flüchtlingspaten für untragbar. Nach dem Umzug des Bürgerbüros ins Kurhaus sollen in der Parkstraße aber neue Sanitäranlagen entstehen. Das dauert aber noch bis Oktober.

Bad Vilbel. Bei einem Treffen der Flüchtlingspaten mit Vertretern der Stadtverwaltung geht es vor allem um die sanitären Einrichtungen, die bisher für die zwölf Flüchtlinge im Kurmittelhaus und weitere 34 im früheren Kurhaus und der ehemaligen Station der Ordnungspolizei in der Parkstraße bereit standen. „Wir haben hier nur vier Duschkabinen, die Türen sind nicht einmal abschließbar“, beschwert sich Eckhard Römersperger, einer der drei ehrenamtlichen Hauspaten für das Kurmittelhaus.

Was für das Dutzend Bewohner des Hauses erträglich war, ist mit den Nutzern der anderen beiden Häuser zur Farce geworden. Die Paten haben sich zusammengesetzt und Claudia Caesar hat erst einmal einen Zeitplan entwickelt, wann wer duschen darf. Doch das entlastet die Situation nicht wirklich. „Es gibt auch keine Abfalleimer, deswegen haben wir hier Windeln gefunden. Keiner fühlt sich verantwortlich. Das kann nicht sein!“, sagt Römersperger.

Eigentlich sollten die 34 Bewohner der Parkstraße eigene Container erhalten, um dort zu duschen. Doch eine Kette von Pannen (siehe Bericht auf dieser Seite) ließ diese Planungen platzen. „Das war eine naheliegende Lösung, es hätte spätestens innerhalb von zwei bis drei Wochen geschehen müssen“, heißt es aus den Reihen der Paten. Durch den enormen Zuwachs der Nutzer gerate die Situation jetzt außer Kontrolle. Auch wenn einige Bewohner des alten Rathauses gar nicht herüberkämen. „Viele waschen sich behelfsmäßig in den engen Waschräumen im alten Rathaus“, sagt eine der dort zuständigen Patinnen, Beate Stotz-Jonas.

Es geht weiter nach oben im Kurmittelhaus, das eigentlich in naher Zukunft abgerissen werden soll, um dann Platz zu schaffen für ein deutlich größeres Kurhaus. Trotz des wahrscheinlich verschobenen Abrisses wird an der Außenfassade des Hauses auch nichts mehr getan. Innen allerdings wurden Treppengeländer erneuert, Wände geweißt, Räume renoviert, die Türen der Zimmer mit Schlüsselkarten-Systemen ausgestattet.

Kritik an Billigkauf

Auch eine Küche und ein Aufenthaltsraum sind vorhanden, eine Situation, von der die Bewohner des Georg-Muth-Hauses auf dem Heilsberg nur träumen können. Doch auch an der Küchenausstattung gibt es Kritik. „Es ist nicht immer gut, so billig wie möglich zu kaufen“, sagt Römersperger und veranschaulicht das am Beispiel eines Schrankes: Die Schubladenfront löst sich bei der kleinsten Berührung, der Boden ist dann einfach herauszuziehen. „Am Ende heißt es, dass die Menschen hier nicht pfleglich mit den Möbeln umgingen. Das stimmt nicht, es ist einfach nur billigste Bauart“, ärgert er sich.

Im Aufenthaltsraum kann Schächer dann aber zumindest eine Lösung präsentieren, die für Zufriedenheit bei den Hauspaten sorgt. Nachdem die Pläne für die Container verworfen wurden, hat sich Schächer noch einmal in die Historie des alten Rathauses begeben. Bevor die Stadt 1978 hier einzog, war hier das Kurheim Margarete beheimatet. Und dort, wo jetzt noch das Bürgerbüro zu finden ist, gab es früher ein Bewegungsbecken – mit angeschlossenen Sanitärräumen.

„Aus dieser Zeit sind alle Anschlüsse, die wir benötigen, vorhanden“, strahlt Schächer. Einen genauen Preis für die Container selbst hatte Schächer nicht, die Anschaffung lief über das Budget des Sozialamtes. Wegen diverser Mängel habe man aber Geld einbehalten. Allein für einen neuen Wärmeerzeuger dort wären 104 000 Euro zu zahlen gewesen. Für die neue Lösung sind es nur 93 000 Euro, die der Umbau kosten würde.

Und was bei den Containern schief gelaufen ist, soll dafür bei den neuen Planungen umso besser funktionieren. „Das Bürgerbüro zieht spätestens zum 2. September in das Kurhaus um. Danach brauchen wir etwa vier Wochen für den Umbau. Ab 3. Oktober können die Bewohner des Rathauses und der Ordnungspolizei dann die neuen Räume benutzen“, schildert Schächer. 15 Duschen in getrennten Bereichen, zwölf für die in den beiden Häusern stärker vertretenen Männer, drei für Frauen, sind vorgesehen. Hinzu kommen Toiletten in ausreichender Anzahl. „Und wir werden auch Fußwaschbecken einbauen“, kündigt Schächer an, dem Bedarf des rituellen Fußbades etwa vor den muslimischen Gebeten nachzukommen.

Bei aller Begeisterung der Hauspaten fragen diese: „Was passiert bis dahin?“ Auch dafür hat Schächer eine Lösung parat. Sie sollen mit Freikarten ins Freibad dürfen, nach der Sommersaison zum Duschen ins dann wiedereröffnete Hallenbad. Das haben die Flüchtlinge aus der Parkstraße auch schon vor der Schließung des Hallenbads zum Sommer hin getan.

„Wir müssen das noch mit dem Hauptamt besprechen, doch in drei Tagen könnten wir die Karten ausgeben“, beantwortet Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) weitere Fragen nach dem Zeitpunkt, zu dem diese Möglichkeit besteht. Denn die Zeit drängt, das steht für die Hauspaten fest. Ansonsten sei der Friede im Haus nicht mehr zu garantieren.

Der Flüchtlingshilfeverein hat nach Auskunft der Vorsitzenden Angelika Ungerer derzeit knapp 160 Mitglieder. Am Samstag, 13. August, will der Verein auf dem Wochenmarkt in der Neuen Mitte noch einmal für sich werben. „Hauspaten werden immer benötigt, aber auch über private Angebote für Wohnungen würden wir uns freuen“, sagt Ungerer.