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»Vorgeglüht« und am Tag darauf den Kerbbaum aufgestellt

Mit dem traditionelle Fassanstich durch Bürgermeister Sebastian Wysocki wurde die Dortelweiler Kerb eröffnet. Foto: Niehoff
Mit dem traditionelle Fassanstich durch Bürgermeister Sebastian Wysocki wurde die Dortelweiler Kerb eröffnet. Foto: Niehoff

Bad Vilbel. Die Dortelweiler Kerbburschen und Kerbmädels hatten offensichtlich einen Pakt mit Petrus abschlossen, denn während ihrer drei Kerbtage schien die Sonne ununterbrochen.
Der Kerb begann am Freitagabend mit dem berühmten »Vorglühen«, der vorsichtigen Annäherung an ein »Bisschen Alkohol« und dem Auftritt von DJ »Andi Beat«. Da lag hinter den Burschen und Mädels und den Mitgliedern des Dortelweiler Kerbvereins bereits ein halbes Jahr Vorbereitung. Die Kerbburschen mussten ihr Einstunden-Programm kreieren und einstudieren. Es handelt von Romeo und Julia, er vom Land, sie aus der Stadt. Das bringt natürlich viele Verwicklungen mit sich und von den Kerbburschen gekonnt vorgetragen viel Gelächter. »Das Programm haben wir selber konzipiert und auch selbst Regie geführt«, verkündet Teamsprecher Nico Rasch stolz. Und dazu hat er allen Grund, denn ihr Auftritt am Samstagabend im übervollen Kultur- und Sportforum kam bei Publikum sehr gut an.
Der zweite Tag hatte angefangen mit dem traditionellen Umzug mit dem überlangen Kerbbaum. Er soll 19 Meter lang oder hoch sein, und bereitete den Kerbburschen beim Aufstellen so manche Probleme. Sie wollten nämlich den Baum vom Wagen herab in das vorgefertigte Loch gleiten lassen. Doch dabei mussten sie mit den physikalischen Gesetzen der Schwerkraft einen Kampf austragen. Denn: Der Baum wollte nicht so wie sie wollten. Aber nach gut einer halben Stunde war auch das Problem gelöst. Bei den hohen Außentemperaturen ein wahrer Kraftakt. Tipps aus der inzwischen großen Zuschauerschar wurden entweder nicht wahrgenommen oder mit einem ärgerlichen »Das haben wir bisher immer so gemacht« übergangen.
Ältere Herren im Publikum unterstützten sie dabei auch in ihrer Auffassung: »Das machen die wirklich so seit Jahren und irgendwann klappt es auch immer«. So auch in diesem Jahr. Kurz vor 17 Uhr mit einiger Verspätung konnten die Kerbburschen auf das geklappte Aufstellen ihres Kerbbaums mit der an ihr angebundenen Kerblies anstoßen. Es folgte der inzwischen traditionelle Bierfassanstich durch den Bürgermeister. Zuvor hatte Ortsvorsteher Herbert Anders stolz verkündet, dass es in diesem Jahr erstmals gelungen sei, ein Fass mit heimischen Bier anstechen zu können.
Es gab noch mehr Neuerungen in diesem Jahr, wie Astrid Damm und Elke Jehner vom Dortelweiler Kerbverein berichten. So wurden alle Speisen auf Porzellangeschirr serviert. Die wurden anschließend in einem speziellen Wagen der Feuerwehr abgewaschen und wiederverwendet. Auch die Getränke wurden erstmals in wiederverwendbaren Bechern serviert. »Nachhaltigkeit ist uns wichtig«, so Damm.
Eine weitere Neuheit war der Kerb-Gottesdienst am Sonntagmorgen im Forum. Der wurde zu je ein Drittel von den Kerbburschen, dem Kerbverein und kirchlichen Organisationen veranstaltet.
Für den erst im Jahre 2018 neu gegründeten Kerbverein stellt die Veranstaltung jedes Jahr wieder eine echte Herausforderung dar. »Wir tragen das finanzielle Risiko ganz allein. Wenn das Wetter schlecht ist oder unser Programm im Vorjahr beim Publikum nicht angekommen ist, dann rutschen wir ins Minus und müssen das dann selber tragen«, erläutert der Kerbvorsitzende André Hensel. Sein Verein lebt und finanziert sich von Mitgliedsbeiträgen, Sponsoren und Spenden und deshalb freut sich der Vereinsvorstand über neue Mitglieder.
Doch zurück zur Kerb. Nach dem Kerbbaumaufstellen kam dann die offizielle Eröffnung durch Bürgermeister Sebastian Wysocki. Nach seinem gekonnten Bierfassanstich vor einer Woche in Gronau mit einem Schlag hatten alle vermutet, dass er eine ähnliche Leistung auch in Dortelweil zeigen würde. Doch dieses Mal benötigte er fünf Schläge. Laut mitgezählt von den umstehen Kerbburschen und dem Publikum. Wysocki brachte das aber nicht aus der Ruhe: »Ich will meine Bürgermeisterkollegen in den Nachbarorten doch nicht blamieren. Deshalb habe ich dieses Mal extra öfters zugeschlagen.« Das viel umjubelte Kerbburschen-Programm wurde dann am Sonntag im Nachmittag der Vereine zusammengefasst in einem Tanz noch einmal wiederholt. Und auch an diesem Tag hatte die Kerb wiederum viele Besucher angelockt
Von Jürgen W. Niehoff