Veröffentlicht am

Weil wir Legenden lieben

„Die Päpstin“ • Burgfestspiele eröffnen Hauptprogramm mit erster Abendpremiere

Im Bestseller-Roman der US-Autorin Donna Woolfolk Cross wird die schillernde Geschichte der Päpstin Johanna erzählt. Im hinteren Bühnenteile wird eine großes Tuch mit einem schwarz-weißen Kreuz-Gemälde des katalonischen Künstlers Antoni Tàpies hängen.
Im Bestseller-Roman der US-Autorin Donna Woolfolk Cross wird die schillernde Geschichte der Päpstin Johanna erzählt. Im hinteren Bühnenteile wird eine großes Tuch mit einem schwarz-weißen Kreuz-Gemälde des katalonischen Künstlers Antoni Tàpies hängen.

Die Tage der Vorfreude neigen sich dem Ende zu: Mit der Premiere des Theaterstücks „Die Päpstin“ wird am Freitag, 5. Juni, 20 Uhr die Hauptsaison der diesjährigen Burgfestspiele eröffnet.

Noch ohne Kostüme bei einer Probe-Szene: Während Gerold (Simon Görlich) schon sehnsuchtsvolle Blicke wirft, ist Johanna (Anna Gesewsky.) noch völlig ins Studium vertieft.. Foto: Deul
Noch ohne Kostüme bei einer Probe-Szene: Während Gerold (Simon Görlich) schon sehnsuchtsvolle Blicke wirft, ist Johanna (Anna Gesewsky.) noch völlig ins Studium vertieft.. Foto: Deul

Bad Vilbel. Mit drei Inszenierungen des Familien- und Kinderprogramm läuteten die Burgfestspiele Bad Vilbel bereits im Mai die neue Saison erfolgreich ein. Nun startet auch das Abendprogramm im Hof des ältesten Gebäudes der Stadt. „Die Päpstin“ nach dem gleichnamigen Roman der Bestsellerautorin Donna W. Cross entführt wie die Vorläufer der Burg zurück ins Zeitalter der karolingischen Herrschaft. Die Handlung spielt um das Jahr 814, dem Todesjahr von Kaiser Karl dem Großen.

Die historische Kulisse der Vilbeler Burg schreie förmlich danach, dort einen Stoff aus jener Zeit auf die Bühne zu bringen, sagte Intendant Claus-Günther Kunzmann im Vorfeld der nun bevorstehenden Premiere.

Im Bestseller-Roman der US-Autorin Donna Woolfolk Cross wird die schillernde Geschichte der Päpstin Johanna erzählt. „Eine junge Frau im Mittelalter, ohne Rechte, Geld und Unterstützung kämpft sich an die Spitze der damaligen Weltordnung. Ihre Widersacher sind Grausamkeit, Fanatismus, Aberglaube und Unwissenheit“, heißt es in der Ankündigung der Inszenierung von Adelheid Müther.

Viele Kostümwechsel

Die Regisseurin räumt ein, damals nach der Lektüre des Romans geglaubt zu haben: „Die hat’s wirklich gegeben.“ Erst später habe sie wissenschaftliche Untersuchungen gelesen, wonach alles nur eine Erfindung war. Aber das sei letztlich egal, „weil wir Legenden lieben und brauchen“, betont sie. Zwar spiele die Geschichte im frühen Mittelalter, habe aber ein auch heute noch gültiges Erzähl-Element, ergänzt Kunzmann, es gehe „um ein junges Mädchen, das den Willen hat, lesen und schreiben zu lernen“. Aber das sei auch heute in weiten Teilen der Welt nicht selbstverständlich.

Auf der Bühne wird der 585 Seiten starke Roman gemäß der Theaterfassung von Susanne Felicitas Wolf stark verdichtet. Dennoch ist die Inszenierung eine Herausforderung. Die zwölf Schauspieler sind in bis zu fünf Rollen auf der Bühne präsent, müssen sich mehrfach in Windeseile umziehen.

Fra Angelico

Auch die Handlungsorte der Inszenierung wechseln rasch, vom bäuerlichen Dorf über die klösterliche Schreibstube bis nach Rom. Durch Blickkontakte und gleichzeitig in der Burg verteilte Schauspieler werden die Szenen zusammengerafft. Dabei sei keine kitschige Rekonstruktion der historischen Räume in Frage gekommen, sondern man wolle die Burg atmosphärisch wirken lassen.

Im hinteren Bühnenteile wird eine großes Tuch mit einem schwarz-weißen Kreuz-Gemälde des katalonischen Künstlers Antoni Tàpies hängen. Auch ein Engelsbild des Frührenaissance-Malers Fra Angelico ist zu sehen: mit Engelsflügeln und Teufelsfüßen. Das, so Müther, charakterisiere das Stück. „Man muss die Figuren an uns heran holen“, betont auch Ausstatterin Marie-Therese Cramer.

Die Kostüme seien keine Rekonstruktionen wie auf Mittelalterfesten, sondern „eine Übersetzung“. Es solle nicht historisch-steif, sondern lebendig zugehen, „wir wissen doch gar nicht, wie sich die Menschen um 850 verhalten haben“, meint sie. Die Burgmauern ermöglichten „großartige Auftritte“, findet auch Simon Köslich, der als Johannas Freund, Ritter Gerold, zu sehen ist. „Die Pest, Rom in Flammen – da muss ich gar nicht viel machen.“

Hauptdarstellerin Anna Gesewsky bewundert die Figur der Johanna, deren Lebensweg ganz viel Mut erzeugen könne. Auch heute sei es wichtig, seinen Weg zu finden und dabei Widerständen zu trotzen.

Nach der Premiere ist „Die Päpstin“ in diesem Monat noch mit Vorstellungen am 6. Juni sowie am 21. und 22. Juni auf dem Spielplan vertreten. Weitere Auftritte dann im Juli und August.

Eintrittskaren für „Die Päpstin“ kosten zwischen 20 und 40 Euro; im Vorverkauf sind sie erhältlich im Festspielbüro, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455, E-Mail tickets@bad-vilbel.de, sowie bei Hildebrand II im Bad Vilbeler Marktplatzzentrum, Telefon (06101) 500661 oder per online-Buchung über www.kultur-bad-vilbel.de.