Veröffentlicht am

Wenn der Körper angreift

Neue Selbsthilfegruppe für Betroffene von Autoimmunerkrankungen

Sabrina Krause (links) möchte ihre Erfahrungen weitergeben, Silke Schöck hilft ihr beim Start der neuen Selbsthilfegruppe. Foto: Dieter Deul
Sabrina Krause (links) möchte ihre Erfahrungen weitergeben, Silke Schöck hilft ihr beim Start der neuen Selbsthilfegruppe. Foto: Dieter Deul

Wenn der Körper sich selbst angreift, sind die Betroffenen meist hilflos. Für sie startet Sabrina Krause einen Gesprächskreis Autoimmunerkrankungen. Es geht ihr nicht nur um ihre eigene Erkrankung, Teilnehmer sollen Erfahrungen teilen und Unterstützung durch Gleichgesinnte finden. Auch Vorträge, Tipps für Ernährung und Entspannungsübungen sollen organisiert werden.

Bad Vilbel. Erst waren da die seltsamen hellen Flecken auf der Haut, Jahre später kamen schmerzliche Entzündungen im Intimbereich hinzu. Sabrina Krause (35) ist zu vielen Ärzten gegangen, aber es gab keine klare Diagnosen, bis sie an sich selbst zu zweifeln begann: „Irgendwas stimmt mit mir nicht“. Sie hatte den Verdacht, die Hautflecken könnten durch eine Autoimmunerkrankung verursacht sein, die Vitiligo. Doch die Ärzte winkten ab: zu jung sei sie dafür, der Befund passe nicht ins Bild.

Bis eine Ärztin Hautproben nahm und der Verdacht Gewissheit wurde. So wie sich das Krankheitsbild Lichen Sclerosus bestätigte. Als Sabrina Krause im vergangenen Jahr Mutter der jetzt 14 Monate alten Morrigan wurde, wollte sie eine Selbsthilfegruppe von Müttern mit Autoimmunerkrankungen gründen, doch die Zielgruppe ist zu klein. Am Montag, 10. April, soll es mit einem breitgefächerten Thema losgehen: allgemein sind Menschen mit Autoimmunerkrankungen angesprochen. Krause geht es um das Gemeinschaftsgefühl, „Du bist nicht allein mit deiner Erkrankung“.

Nicht wegzubehandeln

Wichtig ist ihr der Erfahrungsaustausch, denn Autoimmunerkrankungen können nicht einfach wegbehandelt werden. „Kortison ist immer noch der Goldstandard“, sagt sie, aber es gebe etwa auch pflanzliche Mittel, um die Symptome zu lindern. Oder rechtzeitig zu behandeln, wenn die Krankheit erst ausbricht. Und das kann heimtückisch werden. Eine Bekannte leide unter Sklerodermie, so Krause. Das Immunsystem greift Bindegewebe und Organe an, „am Ende musste sie eine Chemotherapie machen“.

Krause selbst hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, über soziale Netzwerke weltweite Kontakte geknüpft. Ein Arztvortrag ist geplant, Entspannungsübungen und Tipps für gesündere Ernährung. Gerade Entspannung sei sehr wichtig, da Stress ein Auslöser für die Erkrankungen sein kann. Bürgeraktive-Koordinatorin Silke Schöck wird die neue Gruppe anfangs betreuen. Es sei gut möglich, dass sich daraus weitere Gruppen bilden werden, wenn sich etwa viele von Multiple-Sklerose-Betroffene einfänden. Bei Autoimmunerkrankungen handelt es sich um chronisch entzündliche Prozesse. Weltweit sind, so das Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam, fünf bis acht Prozent der Bevölkerung von 80 bis 100 Autoimmunerkrankungen betroffen.

Genetische Ursachen

Sie bilden nach Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen die dritthäufigste Erkrankungsgruppe. Es wird eine stetige Zunahme beobachtet, wie bei Diabetes mellitus Typ 1 oder Multipler-Sklerose.

Hypothesen besagen, dass Autoimmun-Erkrankungen durch eine genetische Konstellation verbunden mit einem äußeren Anstoß hervorgerufen werden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Autoimmunerkrankungen, im Internet unter www.autoimmun.org. Äußere Anstöße können ungünstige Umweltfaktoren, starker Stress oder Infektionen sein. (dd)


Der Gesprächskreis „Autoimmunerkrankung – wenn das Immunsystem überreagiert“ startet am Montag, 10. April, im Alten Rathaus, Marktplatz 5, und trifft sich dann jeweils am zweiten Montag im Monat. Weitere Infos bei der Bürgeraktive, Telefon (0 61 01) 13 84