Handwerk hat immer noch einen goldenen Boden, wenn man eben sein Handwerk versteht. Der Bad Vilbeler Gymnasiast Patrick Ulrich absolviert ein einjähriges Praktikum in der Schreinerei Herbert Schmidt.
Bad Vilbel. Gehe ich weiter aufs Georg-Büchner-Gymnasium und mache mein Abitur oder beginne ich eine Ausbildung? Eine Frage, die viele Schüler in der Oberstufe beschäftigt. Der Vilbeler Patrick Ulrich entschied sich für einen Mittelweg. Patrick gehört zum ersten G8-Zug am GBG.
„Nach meiner abgeschlossenen Qualifizierungsphase am GBG absolviere ich jetzt ein einjähriges Praktikum. Ich möchte ausprobieren, ob mir der Beruf des Schreiners gefällt. Ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil ich etwas Praktisches machen wollte anstelle des theoretischen Unterrichts. Im nächsten Sommer habe ich die Fachhochschulreife.“
Vielseitiger Beruf
Eine Stelle als Praktikant fand der 17-Jährige bei der Vilbeler Traditionsschreinerei Herbert Schmidt. Theorie, Praxis und Kreativität gehören zum Schreinerberuf. Geführt wird der Betrieb von Patricks Mutter Anette Schmidt und seiner Tante Martina Steinbrenner. Patrick hat Glück, er erhält in seinem Ausbildungsbetrieb Einblick in die ganze Bandbreite des Schreinerberufs.
Er lernt den Innenausbau mit Decken, Türenbau und Türenverglasung ebenso kennen wie die Verlegung von Laminat oder die Anfertigung von Möbeln und Reparaturarbeiten wie das Leimen wackliger Stühle. Die Schreinerei feierte im August ihr 85-jähriges Bestehen.
„Der Schreinerberuf ist abwechslungsreich. Der Kontakt zu unseren Kunden macht mir Spaß“, berichtet der Teenager. Kürzlich erhielt er sein erstes Trinkgeld von einem Kunden für gute Arbeit. Sollte sich Patrick nach dem Praktikum für eine Schreinerlehre entscheiden, verkürzt sich die Ausbildungsdauer von drei auf zwei Jahre. Im Familienbetrieb bekommt er zusätzlich Kontakt mit dem Berufsbild des Bestatters. Dieser Beruf umfasst ebenfalls vielseitige Aufgabengebiete. Patrick hat das Team bereits bei Abholungen von Toten begleitet und seine anfänglichen Berührungsängste inzwischen abgelegt. Auch bei Gesprächen mit Angehörigen, der Vorbereitung von Trauerfeiern und Begräbnissen sowie von Gräbern unterstützte er seine Mutter.
Fünfte Generation
Im nächsten Sommer muss sich Patrick entscheiden, wohin ihn sein beruflicher Weg führen soll. Falls er sich für eine Ausbildung als Schreiner oder Bestatter entscheidet, dann wäre er die fünfte Generation, die in den Familienbetrieb einsteigt. Zum Team gehören ein Meister, zwei Gesellen und die beiden Inhaberinnen.