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Wie ein Lotto-Sechser!

Voller Hoffnung Ende Januar auf der Pressekonferenz (v.l.): Klaus Büttner, Conny Rück und Christel Bleckwehl-März. Foto: Zegelmann
Voller Hoffnung Ende Januar auf der Pressekonferenz (v.l.): Klaus Büttner, Conny Rück und Christel Bleckwehl-März. Foto: Zegelmann

Niederdorfelden und Schöneck freuen sich mit der Familie März: Nach der Typisierungsaktion in der Nidderhalle gibt es nun die erlösende Nachricht.

Niederdorfelden. Sie wollten erst ganz sicher sein, bevor sie ihre Freude in die Welt hinausrufen: „Wir haben die Nachricht, dass jemand gefunden wurde, der eventuell als Spender passt, schon kurz vor der Typisierungsaktion bekommen“, sagt Christel Bleckwehl-März. „Doch es mussten erst mehrere Tests gemacht werden, bevor es wirklich richtig klar war. Und das dauerte bis Anfang letzter Woche.“

Jetzt allerdings sind alle Tests gemacht, und die Familie März aus Niederdorfelden, die in den vergangenen Monaten viel Angst und zugleich große Unterstützung erfahren hat, kann es offiziell verkünden: Für den an Leukämie erkrankten Till März (27) wurden nicht nur ein, sondern gleich zwei passende Stammzellenspender gefunden!

„Hallo Leute, ich wollte nur mal eben bekanntgeben, dass es einen passenden Stammzellenspender für mich gibt“, meldete sich der junge Mann selbst über seine Facebook-Gruppe zu Wort. Und fügte gelassen an: „Wir hoffen einfach mal, dass alles gut geht.“

„Das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt seine erleichterte Mutter. Doch auch, wenn beide möglichen Spender nicht bei der Typisierungsaktion in Schöneck am 16. Februar gefunden wurden: „Wir sind mehr als zufrieden und glücklich, wie gut die Aktion gelaufen ist“, sagt Christel Bleckwehl-März. „Die Menschen und Vereine hier haben sich wirklich selbst übertroffen. Was da auf die Beine gestellt wurde, war einmalig für unsere kleinen Ortschaften.“ Laut Zählung sind exakt 1498 Menschen zur Typisierungsaktion gekommen. Doch wie genau geht es jetzt weiter? „Noch ist Till daheim, doch am morgigen Donnerstag beginnen die Vorbereitungen“, erklärt Christel Bleckwehl-März in der letzten Woche. Die Transplantation ist für Donnerstag, 6. März, geplant. „Bis dahin ist das aber nochmal eine ganz schön heftige Geschichte“, sagt Tills Mutter.

Heftige Geschichte

In der Tat ist die Prozedur, die den jungen Mann erwartet, nicht ungefährlich. Denn damit die gespendeten Stammzellen vom kranken Körper aufgenommen werden können, muss zunächst das eigene Knochenmark mit Bestrahlungen und eventuell sogar Chemotherapie zerstört werden. „Tills Immunsystem wird komplett heruntergefahren, das bedeutet für ihn absolute Isolation“, erläutert Christel Bleckwehl-März.

Darauf muss sich auch die Familie vorbereiten. Denn ohne intaktes Immunsystem kann selbst ein Virus, der für gesunde Menschen ungefährlich ist, sehr ernste Folgen haben. „Die Familie darf ihn in dieser Zeit dann nur sehr eingeschränkt besuchen und auch nur unter extremen Vorsichtsmaßnahmen“, erklärt Tills Mutter. „Deshalb haben wir uns zum Beispiel alle schon gegen Grippe impfen lassen.“

Mittlerweile wurden beide Spender getestet – und herausgefunden, dass einer von beiden zu 100 Prozent kompatibel ist. Unglaublich, aber wahr: Da ist er, der genetische Zwilling, der so schwer zu finden ist wie die Nadel im Heuhaufen.

Wer der Lebensretter ist und woher er kommt, darf die Familie aus Datenschutzgründen nicht erfahren: „Aber es ist wohl jemand aus Deutschland.“ Damit aus dem Blut eine ausreichende Menge an Stammzellen gewonnen werden kann, muss dem Spender vor dem Entnahmetermin für fünf Tage ein Botenstoff verabreicht werden, der bewirkt, dass mehr Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut gelangen. Am Aschermittwoch, 5. März, wird der Spender diese zusätzlich produzierten Stammzellen per Blutabnahme spenden. Ob er dies in einer Praxis oder einem Krankenhaus in seiner Nähe tun wird oder nach Frankfurt kommt, darüber hat Tills Familie ebenfalls keine Informationen.

Am Donnerstag, 6. März, ist es dann soweit: Till März bekommt die lebensrettenden Stammzellen. Ab diesem Moment an zählt die Familie die Tage. Denn 28 Tage nach der Stammzellenspende kann man eine erste Prognose abgeben, ob die Transplantation erfolgreich war.

Steiniger Weg

„Bis dahin haben wir schon noch eine gehörige Portion Angst, dass etwas nicht klappt“, gesteht Christel Bleckwehl-März. „Es ist ein steiniger Weg. Aber wir sind zuversichtlich.“