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»Wir haben es satt« – Für eine klimagerechte Landwirtschaft

Rund 30 solcher Schilder haben die jungen Mitarbeiter des Dottenfelderhofs nach Berlin geschickt. Foto: Niklas Mag
Rund 30 solcher Schilder haben die jungen Mitarbeiter des Dottenfelderhofs nach Berlin geschickt. Foto: Niklas Mag

Bad Vilbel/Berlin. Es sind nicht nur Höfe und Landwirtschaftsbetriebe, sondern auch Umweltverbände, Firmen und Institutionen aller Art, die normalerweise im Januar in Berlin zusammenkommen, um gegen die derzeitige Agrarpolitik zu protestieren. Unter dem Motto »Wir haben es satt!« wird dann für die Agrarwende, ökologischere Landwirtschaft und bessere Unterstützung seitens der Regierung gekämpft. Unter den rund 30 000 Demonstranten befanden sich im vergangenen Jahr auch Mitarbeiter des Dottenfelderhofes.  Wegen der Corona-Pandamie fiel die Beteiligung in diesem Jahr etwas anders aus. Aus Bad Vilbel wurden mehr als 30 Plakate nach Berlin geschickt, die vor dem Kanzleramt aufgehängt wurden. Auf dem Dottenfelderhof machte ein großes Transparent auf das Anliegen aufmerksam.

 

Aktion Fußabdruck
Die Hofgemeinschaft arbeitet nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern leistet in Sachen Forschung und Ausbildung wichtige Arbeit. »Wir haben uns in diesem Jahr an der Aktion Fußabdruck beteiligt und mit rund 30 Leuten ein großes Transparent und die kleineren Plakate gebastelt«, erläutert Margarethe Hinterlang von der Hofgemeinschaft. Die bemalten Plakate oder »Fußabdrücke« wurden für die Protestaktion am vergangenen Samstag in Berlin vor dem Kanzleramt aufgehängt. »Es waren hauptsächlich junge Leute, die hier auf dem Hof arbeiten oder mit uns zu tun haben, die die Fußabdrücke gebastelt haben«, so Hinterlang.

Hofmitarbeiter Marius Thiel findet: »Es ist wichtig, auch während der Corona-Zeit die Flagge für die Landwirtschaft zu schwenken.« Die Politik schaue weiterhin nur zu, während in der Landwirtschaft das Grundwasser mit Pestiziden belastet werde und Bauern sich an den immer stärkeren Auswirkungen des Klimaschutzes abarbeiteten, während Lebensmittel immer günstiger werden müssen. »Deshalb wurde die Plakataktion ins Leben gerufen, damit auch dieses Jahr ein Protest stattfinden kann.«

Mahnwache für eine klimagerechte Landwirtschaft: Marius Thiel, Till Bause, Nicolas Gerena und Malin Müller haben sich an der Protestaktion beteiligt. Foto: Mag

Malin Müller kommt aus Berlin und macht genau wie Marius Thiel derzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr auf dem Hof: »Vergangenes Jahr war ich dort und ich finde das wichtig. Denn Landwirte sind die Versorger der Gesellschaft und wenn diese keine Unterstützung bekommen, dann hat die Landwirtschaft keine Zukunft.« Immer größer, weiter und industrieller zu arbeiten, das sei kein geeigneter Weg mehr. Moderne Zeiten erfordern vielmehr biologische Nachhaltigkeit, meint die junge Landwirtin.

Falsch verteilte Subventionen:  Subventionen für die Landwirtschaft gebe es zwar, doch weiß Mitarbeiter Till Bause: »Diese werden falsch verteilt und kommen nicht dort an, wo das Geld wirklich helfen würde.« Die Agrarwirtschaft könnte zudem eine Menge zur Abmilderung der Klimakrise beitragen, ist er sich sicher.
Während die Plakate der jungen Hofmitarbeiter auf dem Weg nach Berlin sind, hängen diese ein großes Transparent vor dem Hofladen auf. Denn auch die zahlreichen Kunden sollen auf die Protestaktion hingewiesen werden.

Agrar-Wende jetzt
Die »Wir haben es satt«-Demo fand am Samstag (17. Januar) in Berlin statt. Rund 30 Traktoren fuhren hupend durch das Berliner Regierungsviertel. Auch mit den erwähnten Plakaten vor dem Kanzleramt wurde vor allem Kritik an Landwirtschaftsministerin Julia Glöckner (CDU) geäußert, »Agrarindustrie abwählen, Agrarwende jetzt!«, lautete das Motto im Hinblick auf das Wahljahr 2021. Ansonsten hatten die Veranstalter wegen Corona dazu aufgerufen, dieses Jahr nicht wie sonst zur Demonstration nach Berlin zu kommen.