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„Wir wägen ab!“

Bad Vilbel. Utter sagte im voll besetzten Kurhaus-Café: „Wir wägen ab!“ Als Vorteile des Hessentags nannte er „zehn Tage Fest“, aber auch, dass die Stadt Landeshauptstadt auf Zeit wäre – und vor allem mit reichlich vorgezogenen Investitionen aus Landesmitteln rechnen könne.

Das Defizit, das Kommunen nach der Veranstaltung verzeichneten, sei „nur die halbe Wahrheit“, so Utter. Oberursel habe dieses Jahr drei Millionen Euro Verlust gemacht, aber zwölf Millionen Investitionen erhalten.

Wo investiert würde

Auch in Vilbel könnten Investitionen fließen. Utter nannte Kurhaus-Sanierung, Nordbahnhofsvorplatz, die Kreisel an der Homburger Straße. Auf Anregung fügte er die Grundsanierung der Frankfurter Straße hinzu. Wesentlich sei, dass für einen Hessentag nicht grundlegend neue Infrastrukturen geschaffen werden müssen, betonte er. Defizite entstünden vor allem bei der Infrastruktur.

Ein Negativbeispiel sei eine von ihm nicht namentlich genannte Stadt, in der vorm Hessentag Äcker zu Veranstaltungsflächen um- und danach zurückgestaltet werden mussten. Hingegen sei im Quellenpark Infrastruktur vorhanden – Baustraßen und Kanäle.

Eine Option sei, die Landesausstellung und Parkplätze im Quellenpark anzusiedeln, die Hessentagsstraße in der Frankfurter Straße. Oder den Kur- und Burgpark einzubeziehen. Ein Besucher monierte, der Quellenpark und die dort getätigten städtischen Investitionen seien zu hoch, um sie mit dem Hessentag zu blockieren. Erforderlich sei eine zügige Vermarktung der Flächen. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) entgegnete, der Quellenpark sei auch deswegen so zügig entstanden, um Baurecht für die Nordumgehung zu erhalten. Im übrigen würde auch eine Segmüller-Ansiedlung dadurch nicht verhindert, weil im südlichen Teil des Quellenparks noch Platz sei. Dort wird auch die Anbindung mit dem Fußgängertunnel zum Nordbahnhof geschaffen.

Das Gesagte überzeugte nicht alle Zuhörer. Bürger Thomas Franke merkte an, zwölf Millionen Euro seien Ausgaben, die sich das Land nicht leisten könne, zumal eine Schuldenbremse für den Etat verabschiedet worden sei. Dazu kämen 2,6 Millionen Euro, wie in Oberursel, für den Polizeieinsatz. Sein Fazit: „Wir sollten die Party mal lassen und anders umgehen mit dem Geld, das wir nicht haben.“ Dafür erntete er den einzigen, kräftigen Applaus der Zuhörer.

Ist Vilbel geeignet?

Utter entgegnete, dies sei nicht die Mehrheitsmeinung im Landtag. Es gebe für Bad Vilbel nur einen realistischen Termin, das Jahr 2015. Dann seien die Bauvorhaben Neue Mitte und Ströbel abgeschlossen, die Innenstadt präsentiere sich neu, auch sei dann die Fußgängerunterführung fertig. Zudem sei in 2015 turnusgemäß eine Stadt in der Mitte Hessens an der Reihe. Nun werde ein Beauftragter des Landes prüfen, ob Vilbel ein geeigneter Bewerber sei. Man wisse nicht, ob die Fläche im Quellenpark überhaupt ausreiche, so Utter. Dann müsse der Bürgermeister kalkulieren, ob Kosten und Zuschüsse in einem sinnvollen Verhältnis stünden. Und schließlich sei klar, dass der Hessentag nur funktioniere, wenn das Gros der Bevölkerung dahinterstehe, betonte Utter. Um die Frist 2015 zu halten, müsse die Entscheidung spätestens in einem dreiviertel Jahr fallen. „Wir freuen uns über jede Bewerbung“, hatte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zum Thema gesagt, als er Bad Vilbel besuchte. Es gebe schon „eine ganze Reihe von Bewerbungen“. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Vilbel den Hessentag ausrichtet“, sagte der Ministerpräsident.