
Bad Vilbel. Der Hessentag in Bad Vilbel beschäftigt so gut wie jeden in der Stadt. Auch Gewerbetreibende blicken gespannt auf die bevorstehenden zehn Tage.Jochen Lukarsch, Metzgereiinhaber und Vorsitzender des Bad Vilbeler Gewerberings, bereitet sich schon seit einiger Zeit darauf vor. Mit mehr Personal und größeren Bestellmengen will er Gäste an der gesperrten Frankfurter Straße bedienen.
Die Aufregung wächst«, sagt Jochen Lukarsch wenige Tage vor dem Hessentag. Die Vorbereitungen auf das Fest laufen auch bei den Gewerbetreibenden auf Hochtouren. Lukarsch blickt mit Hoffnung, aber auch etwas ungewiss auf Hessens größtes Volksfest.
»Wir haben so gar kein richtiges Gefühl davon, was da auf uns zukommt«, sagt Lukarsch. 750 000 Besucher werden für den Hessentag erwartet. Die Metzgerei Lukarsch liegt an der Frankfurter Straße, die als eine der zentralen Straßen in Bad Vilbel für Autofahrer gesperrt sein wird. Besucher des Hessentags sollen als Fußgänger die Kernstadt erkunden können. Dementsprechend groß könnte die Anzahl der Gäste während der zehn Tage sein. Die Metzgerei soll währenddessen offen bleiben.
Seit dem Hessentag in Fritzlar im vergangenen Jahr bereitet sich Lukarsch aufs diesjährige Fest vor. Um auf Nummer sicher zu gehen, bleibt die Metzgerei bei ihrem klassischen Angebot und bietet kein neues Sortiment an. »Wir wollen uns nicht mit der Auswahl verzetteln.«
Keine Zeit
zum Luftholen
Allerdings hat Lukarsch in Erwartung vieler Gäste mehr eingekauft als sonst. Wie viele im Endeffekt kommen werden, ist schwer einschätzbar. »Alles steht und fällt mit dem Wetter.« Regnet es, so erwartet der Inhaber weniger Besucher, die den Hessentag und damit auch seine Metzgerei besuchen.
Auch mehr Personal stellte er vor dem Hessentag ein. Schüler sollen dabei aushelfen. Schon jetzt lernt ein angehender Abiturient, worauf es ankommt. Familienmitglieder werden bei Lukarsch ebenfalls aushelfen. Dabei sei es aber schwierig vorauszusagen, wie viel Personal tatsächlich während der zehn Tage benötigt wird und wie viele man einstellen kann. Es habe zwar Rückmeldungen gegeben, aber viele Bewerbungen gab’s nicht.
Junge Menschen lassen sich derzeit nur schwer langfristig für Jobs im Gewerbe begeistern und es gibt nur wenige Lehrlinge. »Viele merken erst, wenn sie ein wenig gearbeitet haben, wie anstrengend der Job sein kann.« Auch die Gehaltsansprüche seien laut Lukarsch in den vergangenen Jahren gestiegen. Je nach Ortschaft müssen Gewerbetreibende hohe Gehälter zahlen, damit Mitarbeiter ihre teils hohen Mieten stemmen können.
Seit Jahren sind Gewerbetreibende in der Frankfurter Straße in Bad Vilbel unter Druck. Im Vorfeld des geplanten Hessentages 2020 gab es Baustellen in der Innenstadt, die den Zugang zu vielen Betrieben erschwerten. Dann folgten die Corona-Pandemie, und der Hessentag fiel aus. Dann kamen weitere Baustellen dazu. »Wir hatten seit Jahren keine Zeit zum Luftholen.«
Zur Zeit der Corona-Pandemie hatte Lukarsch aber den Eindruck, dass viele Menschen bewusster lokal einkaufen, um heimische Betriebe zu unterstützen. Während einige wegen des geringeren Umsatzes schließen mussten, profitierten andere langfristig davon, weil Kunden sich nach Schließungen umorientierten und nun Betriebe aufsuchten, die die Pandemie überstanden haben.
Teppiche
vor den Betrieben
Während manche Gewerbetreibende wie die Metzgerei den Hessentag nutzen wollen, machen andere zu. Nicht alle profitieren nämlich von den zahlreichen Besuchern. So schließt laut Lukarsch beispielsweise ein Friseur in Bad Vilbel während des Volksfestes. »Die Gastronomie und der Handel freuen sich aber auf die vielen Gäste.«
Für den Hessentag plant Lukarsch, draußen vor der Metzgerei Speisen und Getränke anzubieten. Dabei sollen mehr Tische und Stühle vor dem Lokal aufgestellt werden als sonst. »Wir haben den Vorteil, viel Platz zu haben.«
Getränke werden in PET-Flaschen über einen Automaten angeboten. So könne er auf den zusätzlichen Aufwand durch Becherpfand verzichten. Die Mitglieder des Gewerberings haben sich zudem ausgedacht, Teppiche in der grünen Vereinsfarbe vor den geöffneten Betrieben auszulegen, um Gäste anzulocken. Lukarsch glaubt, sich genug vorbereitet zu haben. Ob sein Plan aber aufgeht, weiß er nicht. »Ich frage mich natürlich immer wieder, ob wir alles richtig gemacht haben.«
Was genau auf die Gewerbetreibenden zukommt, wird man während des Hessentags sehen müssen. »Wir wollen uns selbst beweisen, dass wir es können.« Von Thomas Peters