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19 % lässt die Menschen kalt – Mehrwertsteuer-Erhöhung: Umfrage bei Händlern und Gewerbetreibenden

Bad Vilbel / Karben. Keine allzu großen Auswirkungen hat die anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent anscheinend auf das Kaufverhalten der Bad Vilbeler und Karbener. Das ergab eine nicht repräsentative Umfrage der Zeitung beim örtlichen Handel und Gewerbe.

Dass die Kunden wegen der Änderung nun im Laden Schlange stünden, „würde ich nicht sagen“, so Uwe Fischer, der Geschäftsführer des VW-Autohauses Fischer / Schädler knapp. Viel mehr Bedeutung hätten Angebote seines Hauses, wie etwa der Ratenkauf mit 0,9 Prozent Zinsen.

Mehr Besucher habe es zwar in der Fertighaus-Ausstellung „Eigenheim & Garten“ gegeben, doch der Zustrom sei deutlich geringer gewesen, als vor der Abschaffung der Eigenheimzulage, teilt Kerstin Kluger von der Stuttgarter Zentrale des Ausstellers mit.

„Die Mehrwertsteuer spielt beim Hausbau keine so große Nummer“, ergänzt Achim Hannoth vom Bundesverband Deutsches Fertighaus. Gravierender sei der Anstieg der Kreditzinsen. Dennoch habe es seit dem zweiten Quartal 2006, als die Menschen die Mehrwertsteuererhöhung realisiert hätten, eine Belebung des Umsatzes gegeben: „Jeder, der irgendwie in die Nähe eines realisierbaren Bauvorhabens kam, hat sich nun darum gekümmert.“ Andererseits seien die Umsätze der Fertighausbranche seit einiger Zeit schon überproportional gewachsen, betont der Fertighaus-Lobbyist auf Anfrage.

Die Bautätigkeit bei Ein- und Zweifamilienhäusern habe nicht nennenswert zugenommen, berichtet Siegfried Maeusel, Seniorchef des gleichnamigen Baumarktes. Dort gebe es im Moment zwar einen recht kräftigen Umsatzzuwachs, doch es sei unklar, ob dieser mit der „Mehrwertsteuer-Hysterie“ oder dem Nachholbedarf nach dem geringeren Umsatz nach dem langen Winter und der Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft stamme.

„Wir haben viele Saisonartikel wie unsere Gartenmöbel, die kauft man sich nicht im voraus“, ist Wilhelm Trabandt vom gleichnamigen Fachgeschäft in Klein-Karben überzeugt. So sei das Weihnachtsgeschäft schon gut angelaufen. Keine großen Auswirkungen, aber eine leichte Delle könne es wegen der höheren Mehrwertsteuer schon geben im Umsatz, meint dann der Chef nachdenklich, „denn irgendwo wird das Geld fehlen.“

Differenziert sieht es auch Sven Dietz von Automobile Dietz in Karben. Gerade bei den Privatkunden sei in der zweiten Jahreshälfte eine stärkere Nachfrage als in Vorjahren festzustellen, das beträfe besonders Tageszulassungen. Aufgrund der Neuzulassungen erwarte er im Januar, Februar einen stärkeren Rückgang in der Nachfrage als sonst in den Jahren.

Zu Wachsamkeit rät Ute Klaus von der Verbraucherzentrale Hessen. Sie habe beobachtet, dass der Handel bereits seit einem halben Jahr deutlich stärker werbe und etwa mit Rabatten bis zu 25 Prozent locke. Ob dadurch aber auch mehr Umsatz entstehe, wisse sie nicht. Klar sei aber, dass die Verbraucher ihr Geld nur einmal ausgeben könnten. Wenn jetzt Händler und Banken mit günstigen Ratenkrediten würben, sei der Weg in die Verschuldung nicht mehr weit.

Vor der Steuererhöhung lohne allenfalls der Kauf langlebiger Güter, wie einem neuen Kühlschrank – vorausgesetzt, die Käufer bräuchten dafür keinen Kredit. Außerdem betrage die Mehrwertsteuer-Erhöhung, bezogen auf den Bruttopreis, lediglich 2,59 Prozent, haben die Verbraucherschützer ausgerechnet. (FNP/cwi)

Eine Broschüre zum Thema Mehrwertsteuer hat die Verbraucherzentrale unter der Adresse www.verbraucher.de/download/mwst.pdf ins Internet gestellt.