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30er-Bus bleibt der City erhalten

Der 30er-Bus macht auch weiterhin Halt am Niddaplatz. Foto: Archiv
Der 30er-Bus macht auch weiterhin Halt am Niddaplatz. Foto: Archiv

Direkte ÖPNV-Linie nach Frankfurt gilt als zu wichtig für ein Innenstadtverbot – Traffiq fürchtet Einbußen bei Fahrgastzahlen

Bad Vilbel. Der 30er-Bus wird weiter durch die Frankfurter Straße rollen. Das teilt der Vilbeler Magistrat mit. Überlegungen, die aus Frankfurt kommende Linie aus der Innenstadt verbannen, wurden demnach zu den Akten gelegt.
Die Gespräche mit der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) und der Frankfurter Betreibergesellschaft Traffiq über die Zukunft des 30er-Busses laufen seit Herbst. Auslöser war, dass die Stadt Frankfurt die Buslinie aus Bad Vilbel kommend an der Friedberger Warte kappen wollte. Diese Idee ist  seit März vom Tisch, in der Folge kam aber eine Verlegung der Fahrtstrecke zur Sprache.
»Wir haben hierbei zunächst ergebnisoffen verschiedene alternative Routen für die Linie 30 durch Bad Vilbel diskutiert. Alle Varianten sahen die Herausnahme der Busse aus der Frankfurter Straße vor«, sagt Bad Vilbels Erster Stadtrat,  und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU).

Traffiq veranlasste daraufhin Fahrgastzählungen und Befragungen. Das Ergebnis ist laut Pressesprecher Klaus Linek: Zwischen dem Bad Vilbeler Südbahnhof und dem Nordbahnhof sind pro Tag rund 1600 Fahrgäste mit dem 30er unterwegs. Die Hälfte von ihnen steigt demnach noch vor dem Nordbahnhof aus – also im Bereich der Frankfurter Straße.
»Diese Fahrgäste würden wir bei einer direkten Streckenführung verlieren«, fürchtet Linek. Ähnliche Erfahrungen habe Traffiq 2013 während der Bauarbeiten für die Neue Mitte gemacht, als die Buslinie die Innenstadt schon einmal habe umfahren werden müssen. Damals sei der Einbruch der Zahlen »massiv« gewesen, in einer Befragung hätten damals zudem Zweidrittel der Fahrgäste betont, die Verkehrsanbindung habe sich verschlechtert.

KEINE SCHNELLSCHÜSSE
»Wir haben mit der Linie 30 sicherlich ein attraktives Angebot«, führt Linek aus. »Aber wenn die Fahrgastzahlen ohne Direktführung so einbrechen würden, wie wir das erwarten, müssten wir sehen, wie wir damit umgehen.« Das bedeutet lau Wysocki, dass Traffiq die Linie 30 erneut »zur Disposition« stellen könnte, sollte sie von der Frankfurter Straße verbannt werden. Sprich: Die Linie zu verkürzen, wäre wieder eine Option – und eine potenzielle Katastrophe für Pendler.
»Das kommt für uns jedoch nicht in Frage«, erläutert Wysocki. Alle Beteiligten hätten zuletzt die Wichtigkeit der Buslinie für Bad Vilbels Öffentlichen Personennahverkehr betont. »Die Linie 30 mit der Diskussion um eine Kappung an der Friedberger Warte ist ein zu sensibles Thema, als dass esr hier Schnellschüsse geben dürfte.« Nach Abwägung aller  Daten habe sich der Magistrat daher entschlossen, die Linie 30 in der Frankfurter Straße zu belassen.

ALTE DEBATTE AUFGEHEIZT
Die Forderung, die Busse nicht durch die teils beengte Bad Vilbeler Stadtmitte fahren zu lassen, sondern sie umzuleiten, ist nicht neu. Die Kommunalpolitiker sind sich weitestgehend einig, die Aufenthaltsqualität in der Frankfurter Straße verbessern zu wollen.
Es geht in dieser Diskussion aber selten um die gesamte Straße, sondern – wie auch in diesem Fall – um den Abschnitt zwischen Biwer-Kreisel und Friedberger Straße, wo die Linie 30 am Niddaplatz und am Alten Rathaus hält. Das Stadtparlament hatte zuletzt verschiedene Varianten diskutiert, wie man den Verkehr in diesem Bereich beruhigen könnte. Vorerst ohne handfeste Ergebnisse. Dass autofreie Tage oder ein Lastwagenverbot tatsächlich kommen, scheint derzeit unwahrscheinlich.

»Wir möchten ja so oder so, dass weniger Menschen mit dem Auto in die Innenstadt fahren«, sagt dazu Stadtsprecher Yannick Schwander. Fahrverbote jeglicher Form seien in der Frankfurter Straße jedoch schwer umzusetzen. Man müsse beispielsweise Rücksicht auf die Anwohner der umliegenden Straßen nehmen und dürfe den Lieferverkehr nicht vergessen.

Wer kein Auto hat, für den sei die Buslinie 30 eine wichtige Route, um zu Nahversorgern, Gastronomie und Kulturangeboten zu gelangen, ergänzt Schwander. Indirekt stärke man mit ihrem Verbleib auch den Einzelhandel. Der Autoverkehr, einmal ins geplante Parkhaus am Kurhaus verlagern. Das könnte dann Erleichterung für die Stadtkern bedeuten.
                                                                                     Von Alexander Gottschalk