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35,2 Straftaten pro Tag

Mit 12 853 Fällen verharrt die Kriminalität auf ähnlich niedrigem Niveau wie im Jahr zuvor. Pro Tag wurden im gesamten Landkreis im Schnitt 35,2 Straftaten verübt. In einigen Städten ist die Kriminalitätsrate höher als anderswo in der Wetterau.

Bad Vilbel/Karben/Wetterau. Dabei liegen die größeren Städte wie Friedberg, Bad Vilbel, Bad Nauheim oder Karben in der jährlichen Übersicht ganz weit vorne. „Das ist leicht verständlich, wenn man weiß, dass in der Statistik die Vermögensdelikte die häufigsten Straftaten bilden. Wo kein Bahnhof, da kein Schwarzfahren – und wo keine größeren Jahrmärkte, da gibt es auch kaum Taschendiebstähle“, erklärte Jürgen Kapp, der Leiter der Polizeidirektion Wetterau, bei der Vorstellung der jährlichen Kriminalstatistik das Phänomen.

Das heiße aber nicht, dass in den größeren Städten mehr Kriminelle wohnten, sondern oftmals würden zahlreiche Delikte von nur einem Täter ausgeübt. Während die hohe Fallzahl in Ober-Mörlen durch die nahe Tank- und Rastanlagen an der Autobahn zu erklären sei – mehr als drei Viertel der 448 Straftaten in Ober-Mörlen wurden im vergangenen Jahr allein an der Rastanlage verübt –, führte der Polizeidirektor die hohe Anzahl der Straftaten in Friedberg (2279 Einzeltaten) auf die Bevölkerungsstruktur zurück. „Bad Nauheim und Friedberg sind im Hinblick auf die Bevölkerungszahl ähnlich groß“, so Kapp. Trotzdem liege Friedberg in der Statistik mit den Straftaten an der Spitze in der Wetterau.

Fluchtmöglichkeiten

Verantwortlich dafür sei die überwiegend jugendliche Altersstruktur in der Kreisstadt. Außerdem bilde Friedberg mit seiner guten Verkehrsanbindung und seinen zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten auch überörtlichen Tätern willkommene Tatgelegenheiten, vor allem aber einen guten Rückzugsraum.

Wegen der guten Verkehrsanbindung ist auch in den Städten Bad Vilbel, Bad Nauheim und Butzbach eine deutliche Häufung von Einbruchstaten zu erkennen. Am häufigsten vertreten auf der Liste der zehn am meisten verübten Straftaten ist das Delikt der Sachbeschädigung.

Mit 1419 Einzeltaten führt es die Tabelle an vor dem Diebstahl von oder aus Kraftfahrzeugen (786 Einzeltaten), vor Körperverletzung (786) und Waren- sowie Warenkreditbetrug (ebenfalls 786).

Suche nach Mörder

„Straftaten gegen das Leben wie Mord oder Totschlag mit 16 Taten fallen glücklicherweise nicht unter die Top zehn“, ergänzte Rainer Beer, der für schwere Kriminalität und Staatsschutzverbrechen zuständige Abteilungsleiter. Er ging in diesem Zusammenhang auch auf den Fall der getöteten Vebronia Tabbo aus Altenstadt ein, der vor kurzem mit einem Freispruch endete.

„Der Ausgang dieses Prozesses basiert auf rein juristischen Grundsätzen. Denn wir als Polizei haben den oder die Täter überführt. Am Ende fehlte nur der Beweis, wer von ihnen für den Tod verantwortlich war“, lobte Beer die Arbeit seiner Ermittler. Wie akribisch gearbeitet werde, zeige der Fall der siebenjährigen Johanna Bohnacker. Hier werde auch nach 15 Jahren immer noch weiter ermittelt.

Dass mit der Zeit einzelne Delikte aus der Statistik fielen, wie beispielsweise der Bankraub, das hänge mit dem technischen Fortschritt wie Videoüberwachung oder den Bargeldautomaten in den Zweigstellen zusammen. Mit der Videoüberwachung habe die Polizei auch ansonsten sehr gute Erfahrungen gemacht. So sei die Kriminalitätsrate im Bahnhofsumfeld von Bad Nauheim ebenso auf Null gesunken wie in den Unterführungen in Bad Vilbel und Karben. Auch die Graffiti-Schmiererei in diesen Bereichen sei fast völlig zurückgegangen.

Ein großes Problem sieht Kapp in nächster Zeit in Büdingen mit dem neuen Flüchtlingsaufnahmelager auf sich zukommen. Die Erfahrung in Gießen habe gezeigt, dass es dadurch zu erheblichen Mehrbelastungen kommen werde.

„Denn jeder Flüchtling, der keinen Asylantrag stellt, hält sich illegal in der Bundesrepublik auf und muss strafrechtlich verfolgt werden. Ganz abgesehen von den Reibereien, die automatisch kommen, wenn 800 Menschen auf engstem Raum und nach teilweise schrecklichen Erlebnissen plötzlich zusammen auskommen müssen“, berichtete Kapp. In Zusammenarbeit mit seinen Gießener Kollegen und dem Wetteraukreis werde deshalb bereits an einem Konzept gearbeitet.