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Gold für die „Gute Luise“

Wolfgang Lazar (links) und Jürgen Pfeiffer wurden für ihre selbstgekelterten Obst-Seccos bereits zum dritten Mal in Folge dmit dem „Goldenen Apfel“ der Apfelwein-Compagnie ausgezeichnet. Foto: Dostalek
Wolfgang Lazar (links) und Jürgen Pfeiffer wurden für ihre selbstgekelterten Obst-Seccos bereits zum dritten Mal in Folge dmit dem „Goldenen Apfel“ der Apfelwein-Compagnie ausgezeichnet. Foto: Dostalek

Obstweine liegen im Trend, vor allem, wenn sie etwas exquisiter und spritziger daherkommen. Das wissen auch die Kelterer Wolfgang Lazar und Jürgen Pfeiffer, die mit ihrer Firma Pomolo-Obstweine in Karben-Rendel beheimatet sind.

Drei von rund einem Dutzend der sortenreinen Seccos von Pomolo.
Drei von rund einem Dutzend der sortenreinen Seccos von Pomolo.
Mit Kirsch, Himbeere und Johannisbeere sind auch rote Seccos im Angebot.
Mit Kirsch, Himbeere und Johannisbeere sind auch rote Seccos im Angebot.

Karben/Bad Vilbel. Goldgelb leuchtet der Apfel-Secco, tiefrot der Kirsch- und hellrot der Johannisbeer-Secco. Ein Farbenspiel, das lockt und sehr dekorativ wirkt. Exquisite Obstweine sind derzeit angesagt. Wolfgang Lazar und Jürgen Pfeiffer pflegen als Obstanbauer und Kelterer schon lange Jahrzehnte ein zeitintensives Hobby.

„Unsere Obst-Seccos sind die hessische Antwort auf den italienischen Prosecco“, sagen sie selbstbewusst und verweisen auf die Prämierung durch die Degustoren der Apfelwein-Compagnie. Im Frühjahr vergab der Verein gleich zweimal den Goldenen Apfel (Pomme d’or) an die Hessen, einmal für deren Apfel-Quitten-Secco und auch für den sortenreinen Birnen-Secco „Gute Luise“.

Vilbeler Wingert-Glück

Auf die Idee mit den Obstwein-Seccos kamen Lazar und Pfeiffer vor acht Jahren. Mittlerweile ist daraus ein einzigartiges Sortiment an perlenden Obstweinen erwachsen. Selbst einen alkoholfreien Secco haben sie im Sortiment. Und für die Stadt Bad Vilbel haben sie den Apfelperlwein „Wingert-Glück“ kreiert, der auf den heimischen Wingert hinweist und gerne von der Quellenkönigin verschenkt wird.

„Wir sind sehr regional“ sagen die Kelterer. Ihre Äpfel reifen auf Wetterauer Obstwiesen (vorwiegend in der Bad Vilbeler und Karbener Gemarkung), im Vogelsberg und der Rhein-Main-Ebene. Drei Hektar sind es insgesamt, um die sich vorwiegend Jürgen Pfeiffer kümmert. Die Verteilung auf unterschiedliche Gemarkungen habe den Vorteil, dass Klimaschwankungen aufgefangen würden und das Obst zu unterschiedlichen Zeiten reife.

Chemie ist auf den Streuobstwiesen tabu und das Gras unter den Hochstammbäumen wird von Schafen kurz gehalten. Für den Anbau in Obstgärten gelten ökologische und biologische Richtlinien. Zur Erntezeit schwärmen Lazar und Pfeifer zusammen mit zahlreichen Helfern aus und ernten in Handarbeit die reifen Früchte. Ein Teil des Saftes geht gleich in den Verbrauch als „Süßer“.

Der vorwiegende Teil aber wird zu dem klassischen Apfelwein verarbeitet oder eben zu säurearmen spritzigen Seccos. Das Grundrezept dafür ist einfach und stammt aus Italien: Dem Obstwein wird Kohlensäure zugefügt. Doch was so einfach klingt, setzt viel Erfahrung als Kelterer voraus. Das haben die beiden, denn den ersten Apfelsaft haben sie in den 1980ern gepresst. Seit mehr als dreißig Jahren keltern sie Apfelwein.

Für die Hobby-Kelterer, die sich aus ihrer Jugend bei den Naturfreunden kennen, wurde daraus eine Lebensbeschäftigung. Die Lust am Keltern haben sie nie verloren. Sie waren Vorreiter bei der Wiederentdeckung des Selbst-Kelterns und sie haben auch heute bei Neuerungen die Nase vorne.

„Wir sind einfach neugierig und sind auf europäischen Messen für Apfelwein unterwegs“, sagt Lazar und schwärmt von der regionalen Vielfalt Europas; vom Cidre in Frankreich bis zum Mostviertel in Österreich.

In Vilbels Hasengasse

Mit ihren Obst-Seccos haben die beiden eine erfolgversprechende Nische besetzt. Die professionellen Sommeliers der Apfelwein-Compagnie haben ihnen zum dritten Mal in Folge den Goldenen Apfel verliehen.

An Ständen auf den Bauernmärkten in Bad Vilbel, Karben (beim Biohof Mager) und Offenbach können ihre Pomolo-Erzeugnisse verkostet und erworben werden. Einige Gaststätten wie das Main Äppelhaus auf dem Lohrberg haben sie auf der Karte sowie natürlich die Pfeiffersche Straußwirtschaft in der Hasengasse 1 in Bad Vilbel, die samstags ab 15 Uhr und sonntags ab 13 Uhr geöffnet hat.

Wie Seccos entstehen

Obstseccos sind Fruchtweine, die aus heimischem Obst gekeltert und anschließend durch die unter leichtem Druck hinzugefügte Kohlensäure veredelt werden. Sie unterliegen nicht der Schaumweinsteuer und werden auch als Perlweine bezeichnet. Der italienische Prosecco hat seinen Namen ursprünglich durch die verwendete Rebsorte und wurde somit zur Herkunftsbezeichnung. Die Kohlensäure entsteht bei Sekt und Prosecco durch Flaschen- oder Tankgärung, während sie beim Obstsecco unter leichtem Druck hinzugefügt wird. Durch die Verwendung unterschiedlicher heimischer Apfelsorten erhalten die Apfel-Seccos ihren unterschiedlichen Geschmack und Duft. Birnen-Secco ist sehr fein und milde, während Johannisbeer- und Kirsch-Seccos durch ihre rote Farbe und eigene Geschmacks- und Duftnoten hervorstechen.
Die Seccos sind beliebt als Aperitif, als Getränk für Feste, Feiern    und zu leichten Speisen. (ado)

Informationen im Internet: www.pomolo.de