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Anlieger sind skeptisch – Bei Anhörungstermin der Bahn weiter scharfe Kritik am Bau der S-Bahn-Gleise

Der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel war Thema einer Infoveranstaltung, zu der die Deutsche Bahn in den Saalbau Nidda nach Bonames eingeladen hatte. Das Interesse am Thema war groß.

Bad Vilbei/Frankfurt. Rund 200 Bürger aus den Frankfurter Stadtteilen und Gemeinden entlang der Strecke machten aus ihrem Ärger, ihrem Misstrauen und ihren Befürchtungen kein Hehl. Sie zweifeln die Zahlen der offiziellen Prognosen zum Verkehrswachstum des Bundesverkehrsministeriums auf der ausgebauten Strecke an, befürchten, dass auf den beiden neuen S-Bahn-Gleisen nachts vor allem Güterzüge fahren.

Sie wollten Antworten zu den Kosten des Projektes haben. Ihre Kritik richtet sich gegen Lärm, Erschütterungen, das Zerschneiden gewachsener Stadtteile durch sechs Meter hohe Lärmschutzwände in Wohngebieten und bis zu zwölf Meter hohen außerhalb, den Abriss von Wohnhäusern, Grundstücksenteignungen, die Zerstörung des Niddatals, des alten Baumbestandes, wertvoller Biotope und naturnaher Erholungsbereiche entlang der Strecke. Sie befürchten das Kappen der Kaltluftzufuhr aus dem Niddatal, langjährige Bauzeiten mit Lärm, vor allem nachts und am Wochenende.

Kein großes Interesse hatten die Besucher an den Details des Genehmigungsverfahrens und des Ausbaus an den Bahnhöfen, die Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Hessen, vorstellte. Das Projekt aus verkehrlicher Sicht schilderten anschließend Bahn-Mitarbeiter Gisbert Brauner und Norbert Wolf von der DB Projektbau Mitte.

Baurecht noch 2013

Vornhusen erläuterte das 2009 abgeschlossene Planfeststellungsverfahren für den ersten Abschnitt zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel. Die zweite Baustufe zwischen Bad Vilbel und Friedberg sei in Vorbereitung. Höchstwahrscheinlich werde im zweiten Quartal 2013 auch für diesen Abschnitt Baurecht erteilt, zeigte sich Vornhusen optimistisch. Zurzeit würden über 1600 Einwände und Anregungen gegen den zweiten Bauabschnitt in die Planung eingearbeitet.

Michael Hub, Koordinator des Aktionsbündnisses „Ba(h)nane“, hielt den Bahn-Mitarbeitern entgegen: „Schön, dass die Bahn nun endlich Transparenz zeigt, aber die Einwände, die Bürger jetzt einbringen, nützen nichts. Hätten Sie diese Offenheit 1998 gezeigt, hätte es schon beim ersten Bauabschnitt Tausende Einwände gegeben statt nur 57. Die meisten Einwände wurden auch nicht eingearbeitet, sondern wegargumentiert.“ Die Besucher wünschten sich auch unabhängige Experten auf dem Podium. „Dann wäre es eine faire Diskussion“, rief Klaus Funk, Sprecher der Bürgerinitiative „2 statt 4“, der für die FDP im Ortsbeirat 9 sitzt.

Zu den tatsächlichen Kosten des Projekts sagte Klaus Vornhusen: „Wir werden heute Abend zu den Kosten des Projekts leider keine Stellung nehmen können.“ Brauner sagte, dass 25 Prozent der Züge zwischen Frankfurt West und Friedberg unpünktlich seien, da es Trassenkonflikte der S 6 mit dem Regional-und Fernverkehr gebe. Die S-Bahnen würden in Nieder-Wöllstadt, Bad Vilbel, am Frankfurter Berg und in Frankfurt West morgens zwischen 6 und 8 Uhr und abends zwischen 16 und 18 Uhr überholt. „Die Überholung eines Zuges dauert fünf Minuten plus dem im Frankfurt eingebauten Fahrzeitpuffer von zwei Minuten.“ Statt 41 Minuten dauere eine Fahrt von Friedberg nach Frankfurt oft fast eine Stunde. Brauner bestritt, dass die beiden S-Bahn-Gleise nötig seien, damit mehr Güterzüge fahren können.

Mehr Güterzüge

Michael Hub sagte, dass bei der Planung von 61 Güterzügen im Jahr 2015 ausgegangen wurde, doch schon heute mehr als 90 Züge fahren. Wurde dies in der Lärmschutz-Planung berücksichtigt? „Unsere Zahlen sind Prognosen, sie stammen vom Eisenbahnbundesamt“, erklärte Wolf. „Das waren die offiziellen Zahlen, mit denen mussten wir arbeiten.“ Auf einer Länge von 19 Kilometern würden Lärmschutzwände, acht Eisenbahn-sowie zahlreiche Straßen-, Geh- und Radweg-Unterführungen gebaut. Da Grundstücke gekauft, Bäume gefällt, signaltechnische Vorarbeiten zwischen Frankfurter Berg und Frankfurt West erforderlich sind, der Betriebsbahnhof Ginnheim in eine „freie Strecke“ umgewandelt werden muss, dauere die erste Bauphase zwei Jahre.

Die zweite Phase für den Ausbau der Strecke zwischen Bad Vilbel und Friedberg ist auf ein Jahr angelegt.

Stellungnahmen zu der Anhörung lesen Sie auf Seite 7.