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Brauerei auf freiem Feld – die Frankfurter nutzen Bad Vilbeler Infrastruktur

Bad Vilbel. Besorgt reagieren die Dortelweiler und Massenheimer auf Pläne der Stadt Frankfurt, auf 17,2 Hektar Nieder-Erlenbacher Ackerland den Neubau der Radeberger Brauerei anzusiedeln. Dass man davon aus der Presse erfahren habe, „finden wir nicht schön“, sagt der Dortelweiler Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU). Das Gelände liege nicht nur in der Nähe eines regionalen Grünzugs, auch die B 3 sei als Anbindung nicht für eine große Brauerei mit Logistikzentrum ausgelegt. Anders moniert, für das Projekt „am letzten Zipfel von Frankfurt“ werde Bad Vilbeler Infrastruktur genutzt, von der Straße über den Kanal bis hin zur Bahn – ohne dass die Stadt profitiere: „Die Belastung tragen wir, die Steuern kriegen die Frankfurter.“

Gelassener sieht dies der Massenheimer Ortsvorsteher Jörg Schatz (CDU): „Wir leben in einem Ballungsgebiet, nicht auf einer grünen Insel“, sagt er und betont, ihn störe auch das St.-Floriansprinzip bei Häuslebauern, die sich über den Bau weiterer Häuser in der Nachbarschaft beschwerten. Was zu diskutieren sei, sei die dann höhere Belastung der B 3, „aber da haben wir noch keine Zahlen.“ Wenn sie deutlich höher werde, müsse man dort über einen vierspurigen Ausbau nachdenken, „aber nicht auf Bad Vilbeler Kosten.“ Zu klären sei auch, ob es eine Geruchsbelästigung durch „schönen Malzwind“ geben könne. Ansonsten aber habe man „keine Chancen, eine künstliche Belästigung hochzupushen“, meint der Massenheimer Ortsvorsteher. Als positiv wolle er die Pläne nicht bewerten, doch „ehe eine Firma aus der Region abwandert, sollte man ein bisschen mehr als Rhein-Mainler denken.“

Die Stadt Frankfurt tue zu wenig für die Pflege der Firmenkontakte, kritisiert Johannes Holtappels aus Alt-Dortelweil. Dies zeigten Fälle wie zuletzt der Wegzug der Deutschen Börse. Die Stadt müsse von sich aus angemessene Flächen ausweisen und unter Umständen auch auf Gewerbesteuer verzichten, um die Abwanderung ins Umland zu stoppen. Bei Radeberger habe man nicht ernsthaft nach Alternativen gesucht. Zudem sei der Bier-Konsum seit geraumer Zeit rückläufig, gibt Holtappels, selbst Biertrinker, zu bedenken. Den Brauerei-Bau „mitten zwischen zwei Orten in der Landschaft“ hält er für falsch, „nur weil ein Bauer sich davon Reibach verspricht“. Die Landschaft sei ohnehin bereits stark zersiedelt, es gebe ausreichend Gewerbegebiete und bei Westwind sei in Dortelweil mit Geruchsbelästigungen zu rechnen, moniert Holtappels.

Die Diskussion über das in Dortelweil verhinderte Hochregallager der Stada AG sei schrecklich gewesen, erinnert sich Chrisoula Lagiou, die in Dortelweil-West wohnt: „Was wollen die hier noch alles hinstellen“, klagt sie: „Wir sind nicht in die Pampa gezogen, um ständig Lastwagen um uns herum zu haben.“ Das Projekt sei „nichts, was Familien mit Kindern lockt“. Zudem drücke die Gewerbeansiedlung in unmittelbarer Nähe die Immobilienpreise in der Siedlung. (dd)