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Jan Weckler wird Landrat

Christdemokrat kann Vorsprung aus erster Wahlrunde behaupten

Im Mittelpunkt (von links): CDU-Parteichefin Lucia Puttrich, Landtagspräsident Norbert Kartmann (das T-Shirt hochhaltend) und „Wahlkampfleiter“ Armin Häuser gratulieren Jan Weckler zur gewonnen Wahl als Wetterauer Landrat. Foto: Kopp
Im Mittelpunkt (von links): CDU-Parteichefin Lucia Puttrich, Landtagspräsident Norbert Kartmann (das T-Shirt hochhaltend) und „Wahlkampfleiter“ Armin Häuser gratulieren Jan Weckler zur gewonnen Wahl als Wetterauer Landrat. Foto: Kopp

CDU-Mann Jan Weckler lag nach der Auszählung mit 14 Prozentpunkten vor seiner Mitbewerberin Stephanie Becker-Bösch (SPD) und tritt somit im Wetteraukreis bald die Nachfolge des zur Ovag gewechselten Landrats Joachim Arnold (SPD) an. Enttäuschend allerdings war einmal mehr die schwache Wahlbeteiligung.

 

Wetteraukreis. Da am Sonntagabend – im Gegensatz zu der ersten Landrats-Wahlrunde von vor zwei Wochen – keine Bürgermeisterwahl ansteht, geht es im Friedberger Kreishaus zügig voran. Bereits um 18.05 Uhr, fünf Minuten nach Schließung der Wahllokale, brandet Jubel im CDU-Büro auf. Der Gederner Stadtteil Nieder-Seemen hat als erstes sein Ergebnis vermeldet, Jan Weckler (CDU, 46 Jahre) liegt hier mit 73,5 Prozent der Wählerstimmen klar vor Stephanie Becker-Bösch (SPD, 46 Jahre).

Das wird zwar schnell enger, doch in keinem weiteren Zwischenergebnis hat Becker-Bösch die Nase vorn. Am Ende sind es 14 Prozentpunkte Vorsprung. Weckler vereint 57 Prozent der Wählerstimmen für sich, bei Becker-Bösch sind es 43. Doch enttäuschend muten die Zahlen dahinter an. Denn Weckler gewählt haben insgesamt 30 509 Wahlberechtigte, bei Becker-Bösch sind es 23 062. Also nur 53 571 Wetterauer haben gewählt. Das macht eine Wahlbeteiligung von 23,1 Prozent aus.

Das mag das Einzige sein, was Wecklers Freude an diesem Abend trübt, doch spricht er auch von der großen Fläche der Wetterau, die man mobilisieren müssen. „Es sind bei der Landtagswahl drei Wahlkreise“, gibt er zu bedenken.

Schulausbau forcieren

Am 18. April wird Weckler im Zuge der Kreistagssitzung in seinem neuen Amt als Nachfolger von Joachim Arnold (SPD) vereidigt. Doch ist er ja bereits seit 1. Januar, seit dem Wechsel Arnolds zum Energieversorger Ovag, kommissarischer Landrat. Und er kündigt an, was er bereits im Interview mit der FNP vor der Wahl geäußert hatte. Ein 100-Millionen-Euro-Programm soll den Schulausbau stärken. „Wir erwarten in den kommenden drei bis vier Jahren 700 Schüler pro Jahrgangsstufe mehr.“

Wer folgt ins Hauptamt?

Weil die bisherige zweite Kreisbeigeordnete nun in der Rangfolge um einen Platz nach oben rutscht und Weckler auf der ersten Position nach dem Landrat beerbt, wird ihr Posten frei. Laut Koalitionsvertrag steht dieser der CDU zu. Dazu gibt es bereits jetzt Spekulationen. Viele Konstellationen sind denkbar. So wäre auch an den Gronauer Ortsvorsteher und Mitglied der Kreisregierung Karl Peter Schäfer zu denken. Der soll auch bei der Landratswahl selbst seinen Hut in den Ring geworfen haben. Er selbst mag das nicht bestätigen, sagt: „Vieles wurde intern geregelt, das ist auch gut so. Jetzt ist keine Zeit für Spekulationen.“

Auch Armin Häuser, früherer Bürgermeister von Bad Nauheim, dürfte ins Rennen gehen. Denn er wird nun nicht als Nachfolger von Norbert Kartmann nach dessen in wenigen Jahren erwarteten Rückzug in den Landtag einziehen. Doch es gibt auch Stimmen, die sich für einen Vertreter des östlichen Wetteraukreises aussprechen. In Frage kommen etwa der frühere Bürgermeisterkandidat in Büdingen, Benjamin Harris, und der Büdinger Patrick Appel, der auf Platz sechs der Kreistags-Wahlliste der CDU stand.

Doch am Sonntag stehen die Zeichen zunächst auf Harmonie. Sowohl Weckler als auch Becker-Bösch bedanken sich für den „fairen und sachorientierten“ Wahlkampf. Weckler entschuldigt sich sogar fast bei den Genossen, als er seine Freude darüber ausdrückt, dass nach 33 Jahren wieder ein CDU-Mann auf dem Posten ist.

Ein Freudentänzchen

Dass der gesamten CDU ein Stein vom Herzen fällt, ist den Granden der Partei deutlich anzumerken. Kreistagsfraktionschef sowie Bad Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki und Karl Peter Schäfer fallen sich in die Arme, führem ein Freudentänzchen auf. „Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht“, sagt Wysocki, an diesem Abend ganz in Zeichen seiner Partei unterwegs. Auf T-Shirts anderer CDUler ist der Spruch „Wir sind Landrat!“ zu sehen.

Und die Verliererin? Stephanie Becker-Bösch kann dem Abend abgewinnen, dass der Abstand im Vergleich zu dem vor zwei Wochen in etwa gleich geblieben ist. Dass es allerdings zur Großen Koalition in Berlin gekommen sei, habe ihr sicher nicht in die Karten gespielt.