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Den Herrgott an der Strippe – Kirche anders mit schwierigem Thema +++ „Probleme“ und „Erfolge“ beim Beten

Bad Vilbel. „Hallo, hier ist der kleine Nils und ich möchte unbedingt ein neues Fahrrad haben“. So begann eine Eigenproduktion im Stil des Hörfunk-Programmes. Und wie gewohnt ging der kleine Nils seinem Gesprächspartner, der gemäß Telefonbuch „Herrgott“ hieß, gewaltig auf die Nerven.

Wenn Nils sich an den Herrgott wendet, dann würden die Wünsche unbedingt erfüllt werden, so hatte man ihm gesagt. Leider sah sich sein Gesprächspartner dazu allerdings nicht in der Lage – am Ende verwies er ziemlich verzweifelt an die Kirche: „Frag doch den Pfarrer!“ Und das taten die Besucher bei Kirche anders, oder besser: Sie fragten die Pfarrerin. Ulrike Mey erzählte mit vielen persönlichen Beispielen von den „Problemen“ und „Erfolgen“ beim Beten. Da kamen die bekannten kleinen Alltagsdinge, wie die gute Note, der Schnee für den Winterurlaub ebenso aufs Tapet wie die wichtigen Anfragen des Lebens: Warum hilft Gott nicht bei schweren Krankheiten.

„Tut er doch!“ war die Einsicht von Pfarrerin Ulrike Mey, allerdings sei es ein nicht immer leichter Lernprozess, sich auf das Handeln Gottes einzustellen. Ganz selten nur wirke er durch große sichtbare Dinge, in der Regel eher in uns selbst: „Es ist dann eher so, dass mir ein Licht aufgeht und ich selbst erkenne: Das habe ich jetzt nicht aus mir heraus erkannt“. Und diese Reaktionen Gottes kämen immer wieder auf mit Zeitverzögerung. Letztlich sei es unser eigenes Bewusstsein, das in scheinbar normalen „zufälligen“ Alltagsabläufen ein Wirken Gottes erkennt. Klar sei auch, dass immer gewichtige Fragen offen blieben: Als irdische Menschen hätten wir nicht die Möglichkeit, alle Zusammenhänge zu erkennen. Besonders die bekannten „Warum-Fragen“ würden im irdischen Leben unbeantwortet bleiben. Und so gehe es beim Beten nie nur um die eigenen Wünsche, sondern um ein Einlassen auf den Willen Gottes: „Letzten Endes weiß er, was wirklich gut und wichtig ist.“

Wie schwierig dieses Eingeständnis oft ist, davon wusste auch „Die anders Band“ ein Lied zu singen: Wo der kleine Nils sein Fahrrad haben wollte, da ging es nun um den Mercedes. Weitere Lieder, Fragen und Fürbitten aus dem Besucherkreis und eine freundliche Moderation von Anja Seybold und Michael Schob ließen „Kirche anders“ zu einer guten und nachdenklichen Stunde werden, berichtet Lutz Rosenkranz. (sam)