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Domizil fürs Römer-Mosaik – Geschichtliches Glanzstück als Replikat aus 400 000 Steinchen soll touristische Attraktion werden

Bad Vilbel. Ein Glanzstück aus der Römerzeit soll bald den Bad Vilbeler Kurpark zieren. Doch nicht nur das: Es soll auch einen Impuls zu einer touristischen Umgestaltung des Areals geben. In einem Glaspavillon wird von Pfingstsamstag an, 26. Mai, die originalgetreue Rekonstruktion eines um 180 v. Chr. entstandenen Bodenmosaiks ausgestellt. Das auf Initiative der Firma Hassia Mineralbrunnen entstandene Museum soll 530 000 Euro kosten. Die Stadt steuert 300 000 Euro als Darlehen bei.

Weitere 150 000 Euro werden für den Kurpark investiert, der passend zum Römer-Thema umgestaltet werden soll – mit Aussichtsplattform und einem neu gestalteten Spielplatz, kündigte Baustadtrat Dieter Peters an. Zur Museumseröffnung findet ein großes Römerfest mit fünf Theatergruppen statt.

Das Originalmosaik war Teil der Therme einer römischen Privatvilla, die in den Jahren 1848 / 49 beim Bau des Südbahnhofs freigelegt wurde. Die Überreste sind im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zu sehen, dort fehlen jedoch dreißig Prozent des Motivs.

Ein Replikat wurde vor einigen Jahren im Saalburg-Museum vorgestellt – jedoch nur fragmentarisch mit nur vier der vierzig Figuren, dafür aber mit einem großen Logo des Rotary-Clubs. Der geschäftsführende Gesellschafter der Hassia-Gruppe, Günter Hinkel, regte daraufhin an, das originalgetreue Kunstwerk nach Bad Vilbel zurückzuholen.

Noch aber befindet es sich auf Sizilien, wo die Künstlerin Rosangela Ruta mit drei Helferinnen seit acht Wochen mit der Erstellung des 33,48 Quadratmeter großen Mosaiks beschäftigt ist. 400 000 Steinchen im Format ein mal ein Zentimeter werden dafür benötigt, die Rutas Mann, der Vertriebschef eines Marmorwerkes, eigens aus Steinbrüchen in Italien, Spanien, der Türkei und dem Iran zusammengetragen hat. In zwei bis drei Wochen soll das Werk fertig sein und zerlegt auf einzelne Vlies-Stücke, den Weg nach Bad Vilbel antreten, wo das Mosaik verfugt wird.

Das Kunstwerk stelle nach Meinung renommierter Wissenschaftler einen der schönsten in Deutschland gefundenen Mosaikböden aus der Römerzeit dar. Man habe sich bei einem Besuch in Sizilien davon überzeugen können, dass die Reproduktion dem Original in nichts nachstehe, betont Hinkel. Die Rekonstruktion des Mosaiks beschäftigt bereits die Wissenschaft. Die Kölner Archäologiestudentin Valentina Hund verfasst darüber ihre Examensarbeit.

Obwohl ein Drittel des Originals fehle, könne man die Motive einfach ergänzen, weil sie sich auf dem Mosaik diagonal spiegelten, erklärte Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Er kündigte ein Römerjahr an, das mit dem Römerfest zur Museumseröffnung starte. Weil sich das Mosaik in einer Privatvilla befunden habe, sollen die fünf Theatergruppen das römische Zivilleben darstellen, von der Landvermessung bis hin zu medizinischen Anwendungen. Geplant sind auch mehrere Vorträge sowie eine Tagestour zu den anderen Mosaik-Standorten an der Saalburg und dem Darmstädter Landesmuseum. Dort, so Kunzmann, befinden sich auch die beiden anderen in Vilbel gefundenen Mosaike mit geometrischen Mustern – allerdings sei davon nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg nur noch Reste in Pappschachteln übrig. Außerdem schließe das Darmstädter Museum zum Jahresende wegen einer Totalrenovierung für vier Jahre seine Pforten. Dann ist das eindrucksvolle Stück nur noch in Bad Vilbel zur Gänze zu bewundern. Es stellt das übergroße Haupt des Meeresgottes Oceanus dar, umgeben von übermütig schwimmenden Delphinen, spielenden Seelöwen, Enten, Schwänen und Schlangen.

Über das Mosaik fließt Wasser in einer Umlaufanlage, dessen Wellen dem Betrachter das bewegte Bild eines „lebendigen Römer-Mosaiks“ vermitteln sollen. Unter diesem Namen soll die neue Vilbeler Attraktion auch touristisch vermarktet werden, geplant sind Sticker, Broschüren und Plakate.