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Ende der Schlaglochpiste?

Hier stoßen die Stadtgrenzen aneinander: Ab hier beginnt die Schlaglochpiste auf Vilbeler Gemarkung. Ob der Weg noch dieses Jahr ausgebaut wird, hängt davon ab, ob Bad Vilbel als »Nachrücker« in die Förderung kommt. Foto: Peglow
Hier stoßen die Stadtgrenzen aneinander: Ab hier beginnt die Schlaglochpiste auf Vilbeler Gemarkung. Ob der Weg noch dieses Jahr ausgebaut wird, hängt davon ab, ob Bad Vilbel als »Nachrücker« in die Förderung kommt. Foto: Peglow

Bad Vilbel/Karben. Wenn es ums Bauen von Wegen und Straßen geht, gibt es in der südlichen Wetterau eine Art unendlicher Geschichte: die des Radweges zwischen Dortelweil und Klein-Karben. Nur 1,5 Kilometer liegen zwischen den beiden Stadtteilen, aber die haben es in sich. Wer dort mit dem Fahrrad fährt, erlebt sein blaues Wunder, und das durchaus im wahren Wortsinn. Denn die Strecke ist so holprig, dass sich manch einer blaue Flecken holt.
Dennoch wird der Weg zumindest in der wärmeren Jahreszeit gerne genutzt. Schulkinder radeln dort, ebenso etliche Berufstätige, die in der einen Stadt wohnen und in der Nachbarstadt arbeiten. Immerhin endet der Weg auf Karbener Gemarkung in dem großen Gewerbegebiet mit rund 6000 Arbeitsplätzen. Aber auch in Dortelweil gibt es viele Firmen, bei denen Menschen aus Karben arbeiten. Zudem nutzen immer mehr Sportliche das Fahrrad, um von Karben zur Arbeit nach Frankfurt zu strampeln. Hinzukommt der rege Freizeitverkehr.
Gründe genug, den Weg auszubauen. Der Kommunalpolitik ging das schon 2012 auf, also vor acht Jahren. Allerdings weniger in Bad Vilbel als in Karben. Einige Jahre später baute Karben ein kleines Stückchen des Weges aus und stellte ein Schild auf. »Auf Wiedersehen in Karben« heißt es dort..
Es gab Widerstand
In der Brunnenstadt gab es lange Zeit Widerstand gegen den Ausbau des Weges. Schließlich könnte er, weil er parallel zur Kreisstraße 10 und zur B 3 verläuft, als Schleichweg im Staufall benutzt werden. Und auch Dortelweils Landwirte, der Jagdpächter und die Untere Naturschutzbehörde wollten ein Wörtchen mitreden.
Nach jahrelangem Hin und Her schließlich hat Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki nicht nur die erwähnten Gruppen eingeladen, sondern auch den Regionalbauernverband, Vertreter des ADFC, Mitarbeiter der Fachstelle Strukturförderung Wetteraukreis, einen Vertreter der Stadt Karben sowie Mitglieder des Ortsbeirates Dortelweil und des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses.
Dabei wurde auch eine Alternative zu dem bei einigen nicht gerade beliebten Ausbau des Karbener Weges diskutiert. Nämlich eine Verbindung zum Niddaradweg. Der Umweg zur direkten Verbindung wäre hierbei nur 100 Meter gewesen. Doch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises hat diese Variante als »einen unangemessenen Eingriff in das Vogel- und Landschaftsschutzgebiet Wetterau« bezeichnet. Ein stark frequentierter Fahrradweg würde aus Sicht der Behörde dieses wertvolle Auengebiet so nachhaltig stören, dass die Gefahr besteht und man in Kauf nehmen würde, dass seltene und teils streng geschützte Arten ihren Lebens- und Fortpflanzungsraum verlieren, weiß Wysocki zu berichten. Da der Kreis allerdings selbst an kurzen Fahrradwegen interessiert ist, hat er ein Fachbüro mit der Planung beauftragt. Die hat einen Plan zum Ausbau bzw. zur Sanierung des Weges erarbeitet – mit Pollern auf der Karbener Stadtgrenze, um Schleichverkehr zu verhindern. Nun geht es, wie häufig bei solchen Vorhaben, ums Geld. Denn der Bau des Weges würde insgesamt zwischen 300000 und 400000 Euro kosten.
Viele Anträge
Die Stadt Bad Vilbel hat für den Ausbau einen Förderantrag eingereicht. Mitte Januar habe Hessen Mobil laut Wysocki mitgeteilt, dass eine Berücksichtigung dieses Vorhabens vorerst nicht möglich sei. Allerdings bestehe die Möglichkeit, dass sich im Laufe des zweiten Quartals, durch Verschiebungen oder Absagen bereits genehmigter Vorhaben, die Möglichkeit biete, doch noch eine Förderung zu erhalten. Bad Vilbel habe sich daraufhin mit dem Kreis in Verbindung gesetzt. Die dortige Förderstelle habe mitgeteilt, die Chancen seien »nicht schlecht«, dass die Stadt für das Projekt in diesem Jahr einen Förderbescheid erhalte. Gleichzeitig sei die Stadt darüber informiert worden, dass es für das Programm »Kommunaler Straßenbau« noch nie so viele Anträge gegeben habe wie für 2020 und deshalb viele dieser »Vorwarnschreiben« (möglicherweise kein Förderbescheid in 2020) verschickt werden mussten.
Wysocki schätzt, dass etliche Förderzusagen bis zum zweiten Quartal zurückgegeben würden, weil viele Projekte nicht realisiert werden können. Der Radwegebau habe deshalb gute Chancen, als »Nachrücker« noch einen Förderbescheid in diesem Jahr zu erhalten.
Von Holger Pegelow