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Er strebt zweite Amtszeit an – Bürgermeister Ludger Stüve ist ein begabter westfälischer Büttenredner

Schöneck. Ennigerloh sei überregional bekannt durch seinen Mettwurstmarkt, ist im Internet zu lesen. Gerade mal 164 Einwohner pro Quadratkilometer leben in der Stadt im Münsterland. Bilder zeigen aufgeräumte Straßen. Die alte Mühle und ein Dorfbrunnen sind zwei nette Sehenswürdigkeiten. Das Rathaus verweist stolz auf sein Gewerbe mit der Anneliese Zementwerke AG und wirbt mit einem „kulturellen Angebot von hohem Niveau“. Das kleinste Kino Deutschlands soll es in Ennigerloh geben.

Ludger Stüve ist hier aufgewachsen. In einer streng katholischen Familie. Der Vater war Tierarzt und aktives CDU-Mitglied. Den Sohn zieht es dagegen früh zu den Sozialdemokraten. Mit 17 tritt er ein, sammelt erste Erfahrung bei den Jusos und in der politischen Auseinandersetzung mit den traditionell konservativen Ortsgrößen.

So wie vor ihm Wilhelm Maibaum, der auch hier aufgewachsen und es in den 60er Jahren als Genosse bis in den Bonner Bundestag geschafft hat. Auf höchster Ebene hat Ludger Stüve nur kurz auf sich aufmerksam gemacht. 2005 durfte der Rathauschef vor Verteidigungsminister Struck und Vertretern der Bundeswehr über die Konversion der Kilianstädter Nidderkaserne in den zivilen Nutzen berichten. Danach ist er wieder nach Hause gefahren – nach Schöneck.

Schon Ende der 80er Jahre hat es ihn in die Gemeinde gezogen, die – ähnlich wie Ennigerloh – verschiedene Ortsteile, gemütliches Altstadt-Flair, wirtschaftliches Wachstumspotenzial und eine funktionierende Kulturlandschaft besitzt. Hier hat er es bis ganz nach oben geschafft und seine privaten wie beruflichen Wurzeln geschlagen. Von Beginn an engagiert er sich in der örtlichen SPD, seit 2001 sogar vollbeschäftigt als Bürgermeister. Und am 21. Januar will der Rathauschef im Amt bestätigt werden, um eine zweite Legislaturperiode dranzuhängen. Wenn es nach ihm ginge, sogar noch eine dritte.

Dabei hatte Ludger Stüve schon einmal eine berufliche Führungstätigkeit übernommen. Der studierte Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften der Sekundarstufe II hatte sich in Paderborn zum EDV-Organisator umschulen lassen. Bei der Bank für Gemeinschaft in Frankfurt war er dann leitender Angestellter. Die Zeit als Banker hatte ihn veranlasst, überhaupt ins Rhein-Main-Gebiet zu kommen.

Zusammen mit Ehefrau Elisabeth, die er seit der gemeinsamen Bielefelder Studienzeit kennt, zog er nach Schöneck, wo auch seine drei Kinder aufgewachsen sind. Eingenistet hat er sich in seiner Wahlheimat. Als Bürgermeister der kurzen Wege. Vom Amtszimmer im Rathaus sind es schließlich nur ein paar Schritte zum Wohnhaus.

Und der Privatmensch Stüve gibt sich sogar in der naturgemäß funktional eingerichteten Amtsstube zu erkennen. Hier hat der 46-Jährige die Wände mit Kunst behängt. Den Austausch über die Moderne pflegt er mit Frau Elisabeth, selbst passionierte Malerin.

Stüves ureigene Kunst beschränkt sich auf die Rolle des westfälischen Büttenredners zur Faschingszeit. Diese ist aber legendär. Um seiner Hemdgröße 42 treu zu bleiben, wechselt der Bürgermeister ansonsten seinen Anzug mit dem Fitness-Dress. (FNP)