Veröffentlicht am

Fastenbrechen in der Moschee – Muslime feiern das Ende des Ramadan wie die Christen ihr Weihnachtsfest

Bad Vilbel. Vor den Tafelfreuden kommt eine lange Durststrecke: während des Ramadans war auch für gläubige Muslime Fasten Pflicht. Solange es hell ist, dürfen sie nichts essen – und viele verzichten auch auf das Trinken. Beim täglichen Fastenbrechen nach Sonnenuntergang war auch Bürgermeister Thomas Stöhr zu Besuch in der Moschee des türkisch-islamischen Kulturvereins.

Vor einer reinen Männerrunde im Café bedankte er sich für die Einladung. Unterdessen sorgten die Frauen in der Küche für eine Vielzahl von Speisen und trafen sich in einem Extra-Raum zum Essen. Der Verein habe eine weltoffene Gemeinde, lobte Stöhr. Er begrüße es als Christ, dass dort jungen Menschen Werte vermittelt und ihnen Halt gegeben werde.

Als Geschenk überreichte Stöhr dem ersten Vorsitzenden des Moschee-Vereins, Hakan Cicek, einen Bad Vilbeler Fotoband, denn die Muslime „sind ein Teil der Stadt, Sie gehören dazu.“ Cicek revanchierte sich mit dem Lob: „Unsere Leute fühlen sich sicher und wohl in Bad Vilbel.“ Von den Konflikten in anderen Städten sei dort nichts zu spüren.

Zirka 60 Muslime trafen sich in der Mosche während des Ramadans allabendlich zum gemeinsamen Fastenbrechen. Mit dem Fasten verbunden sei nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Keuschheit. Nicht nur Rauchen und Kaugummi kauen sei verboten, sondern beispielsweise auch Flirten. Nach einer Eingewöhnung von drei Tagen empfinde er das Fasten als Wohltat, erzählt Cicek. Wegen des Mondkalenders verschiebe sich der Ramadan jährlich um zehn Tage, er endete am 11. Oktober. In der Türkei beginnen dann die drei Feiertage des Zuckerfestes. „Das ist wie bei euch Weihnachten“, sagt Cicek.

Auch für die Jugend werde im Kulturverein viel getan. Im Aufenthaltsraum sei eigens ein Lehmann-Turniertisch für die Billardspieler gekauft worden. Cicek, der am Flughafen arbeitet, hat am Schwarzen Brett auch eine Job-Info seines Arbeitgebers ausgehängt. Für die Frauen gebe es einen separaten Raum, in dem neben Koranlesungen auch gehäkelt und gekocht werde. Dort werde auch Deutsch gelernt. Der Kontakt zur Stadt ist dem Kulturverein wichtig. Seit 2006 gibt es Tage der offenen Tür, regelmäßig besuchen Vereine oder Schulklassen die Moschee.

Kontakt für weitere Informationen oder Besichtigungstermine: Hakan Cicek, Telefon (0 15 77) 4 19 40 70