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Filmreifes Einsatz-Szenario

Ein Auto wird durch die »Explosion« auf die Seite geworfen. Feuerwehrleute müssen den Fahrer befreien. Foto: Mag
Ein Auto wird durch die »Explosion« auf die Seite geworfen. Feuerwehrleute müssen den Fahrer befreien. Foto: Mag

Karben. Das hat am Mittwochabend in der Vorwoche sicherlich viele Karbener beunruhigt: Ein Blaulichtauto nach dem anderen fuhr die Bahnhofstraße hinunter und postierte sich vor dem Gelände des Karben Open Air, über dem dunkler Rauch hing. Eine Grillexplosion, über 30 Verletzte im Wald, in den Schuppen und ein eingeklemmter Autofahrer. Horrorszenario für die Helfer. Gut, dass es sich nur um eine Übung handelte.
Dass das Festival-Gelände des Karben Open Air recht abgelegen ist, ist an diesem Abend ein Vorteil. Denn die Schauspieler des Deutschen Roten Kreuzes, die verletzte Festivalbesucher mimen, geben sich alle Mühe, die Situation für die Feuerwehrleute und Sanitäter realistisch wirken zu lassen. Blutüberströmte Gesichter, filmreif inszenierte offene Brüche, Schreie und Panik umgeben die Karbener Brandbekämpfer, die sich zuerst auf das Gelände begeben. Das Szenario ist unübersichtlich: Im Bereich des Grills gab es eine »Explosion«, ein Auto wurde auf die Seite gedreht, das Materiallager hat Feuer gefangen und zahlreiche »Verletzte« haben sich in das Gelände gerettet. Zwei der Retter stehen vor dem Materiallager, öffnen die Tür und sehen sich einer Wand aus grauem Qualm gegenüber. Nicht einen Zentimeter weit können die Männer sehen. Innen schreien zwei Frauen um Hilfe. Die Feuerwehrleute setzen einen Funkspruch ab, rücken ihre Atemmasken zurecht und begeben sich dann in die dichten Rauchschwaden.
Notfalllager errichtet
Keine zwei Minuten später kommen sie wieder zum Vorschein und tragen eine Frau aus dem Gebäude, deren »gebrochenes« Bein gruselig real aussieht. Die beiden Feuerwehrmänner übergeben sie ihren Kollegen und gehen zurück ins Gebäude. Fast zeitgleich kümmern sich Helfer um den Platz, in dessen Mitte sich der »explodierte« Grill befindet. Hier ist ein Auto auf die Seite gedreht und demoliert. Einer der Feuerwehrleute werkelt im Inneren des Fahrzeugs, zieht eine lebensgroße Puppe vorsichtig ins Freie. Das Deutsche Rote Kreuz und der Arbeiter-Samariter-Bund haben auf dem KOA-Campingplatz ein Notfalllager eingerichtet. Hier stehen Fahrzeuge, Zelte werden aufgebaut, und auf Betten liegen die ersten »Verletzten«. Robin Conrad beobachtet die Übung. Er ist Vereinsvorstand der Kulturscheune Karben, dem Verein, der das Karben Open Air organisiert. »Wir haben natürlich viele Notfallpläne für Szenarien«, berichtet er. »Ich denke aber, es ist gut, so etwas einfach mal geübt zu haben. Wir haben in Karben aber grundsätzlich das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, was das angeht.« Mehr und mehr »Verletzte« werden von der Feuerwehr zur Notfallstation gebracht, der Lageplan des stellvertretenden Stadtbrandinspektors Armin Häusler füllt sich. »Ich schreibe Schadenkonten auf. Da der Bereich so groß ist, haben wir ihn in Abschnitte unterteilt. Hier wird festgehalten wie viele Fahrzeuge, Helfer und Vermisste es in einem Abschnitt gibt und welche Führungskraft der Feuerwehr verantwortlich ist«, erklärt er die vielen Zahlen, Namen und Codes auf der Tafel. Rund 40 Minuten ist die Alarmierung her und es wird ruhiger um das Festivalgelände. Der Rauch ist weg, die Schreie auch. Deshalb ist Stadtbrandinspektor Christian Becker sehr zufrieden: 98 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen und hätten ihre Aufgabe sehr ordentlich gemacht, trotz der schwierigen Situation.