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Hilfe für den Erlenbach – Besserer Hochwasserschutz, schöne Auen-Landschaft und gute Öko-Bilanz

Bad Vilbel. Der Erlenbach könne in Massenheim bald wieder zu seinem eigenen Landschaftsarchitekten werden, hofft der Gewässerökologe Gottfried Lehr. Mit der jetzt vom Darmstädter Regierungspräsidenten genehmigten naturnahen Umgestaltung des Erlenbachufers würden künftig drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der Hochwasserschutz werde verbessert, es entstehe eine Auenpark-Landschaft und die Öko-Bilanz verbessere sich.

Los gehe es voraussichtlich noch vor dem Sommer mit Bauarbeiten am Feuerwehrsteg. Dieser und der Verbindungsweg zum Langgartenweg sollen um 70 Zentimeter angehoben werden, erläutert Baustadtrat Dieter Peters (parteilos). Der Steg stelle bei Hochwasser ein Abflusshindernis dar. Auf der Westseite ist eine Rampe für die Nutzung des Steges erforderlich, auf der Ostseite geht der erhöhte Steg in die ebenfalls erhöhte Fußverbindung zum Langgartenweg über. Dort wird zum Schutz der Privatgrundstücke auf einer Länge von 105 Metern zwischen Kleingärten und Privatgrundstücken eine Hochwasser-Schutzmauer errichtet und der Weg zusätzlich um 30 Zentimeter erhöht. Schon jetzt seien die Kleingärten Überschwemmungsgebiet. Vor Erreichen der Hainstraße wird der komplette Weg auf Straßenniveau angehoben und das Gelände zwischen Deich und Weg angeglichen. Im Haushalt stehen dafür Mittel von 100 000 Euro bereit.

Weiterhin ist geplant, auf einem städtischen Wiesengrundstück zwischen Feuerwehr und Friedhof einen Teich anzulegen, der durch Ab- und Zuläufe mit dem Erlenbach auf der anderen Seite des Fußwegs verbunden ist. Dadurch soll ein „Schnakenloch“ verhindert werden, so Peters. Die Ufer werden mit Schilf, Binsen und anderen Röhrichten bepflanzt. In der Teichmitte sorgt eine kleine Tiefzone für eine dauerhafte Restfüllung während Trockenperioden. Die jetzige monotone Rasenfläche wird durch eine gemischte Fläche aus Teich, Blumenwiese und auentypischen Gehölzen ersetzt und aufgewertet. Der Weg selbst kann wegen dort verlaufender Gas- und Wasserleitungen nicht verlegt werden.

Das Baugebiet „Am Römerbrunnen“ wird mit einem etwa 50 Zentimeter hohen Wall geschützt. Zur Straße hin weichen und um 30 Zentimeter höher gelegt werden soll der Fußweg unterhalb der Straße „An den Banggärten“. Der Fluss soll durch eine abgestufte und teilweise von Gebüsch und Bäumen freigelegte grüne Uferzone Ausweichmöglichkeiten erhalten. Bislang sei der Erlenbach gar nicht mehr zu sehen, so Peters. Künftig, so Lehr, sei der Lebensraum Gewässer auch für Kinder wieder erlebbar. Beim Unteren Steg soll durch eine angelegte Insel mit Nebenschleife ein Gewässererlebnisplatz und Lehrbiotop entstehen. Der Auenpark verbinde Naherholung und Naturschutz. Der Fluss soll in Fließrichtung linksseitig um zehn bis 20 Meter aufgeweitet werden. Strömungsberuhigte Zonen wechseln sich ab mit flachen, rasch überströmten Kiesbänken, wo eine turbulente Strömung herrscht. Die künstliche Begradigung des Flusses sei erst in den 60er Jahren erfolgt, so Lehr. Zusätzliche Uferflächen sollen den Hochwasserpegel um 40 Zentimeter senken. Das Biotop „An den Banggärten“ bleibt bestehen, ebenso wie der dortige Spielplatz. Der Fluss selbst werde sich das Ufer zurückerobern und auch seine eigene Breite entwickeln, ist sich Lehr sicher. Selbst Sandbänke seien schon nach einem Jahr möglich. Wann die Umgestaltung beginnt, kann Peters jedoch nicht sagen: „Wenn vom Land kein Geld kommt, müssen wir die Maßnahmen auf die lange Bank schieben.“ So gebe es wegen der Regierungskrise in Wiesbaden keine Planungssicherheit. Fest stehe jedoch, dass die gesamte Umgestaltung etwa 300 000 Euro kosten werde.

Schon zu Beginn der 90er Jahre wurde die Erlenbach-Umgestaltung geplant. 1994 habe man in einem ersten Schritt an der Mündung des Erlenbachs in die Nidda mit der Renaturierung begonnen. Die Hochwasser 1995 und 2003 zeigten aber, dass dies nicht ausreichte.