Seit rund eineinhalb Jahrzehnten erinnert mich ein winziger Kinderschuh an inzwischen lange vergangene Zeiten. Ein Schuh für die ersten eigenen Schritte im Leben. Viele Schuhe in vielen unterschiedlichen Größen sind diesem Schuh gefolgt. Er aber stand am Anfang und hat erste eigene Schritte beschuht!
Als wir jetzt wieder mit den Konfirmanden aus Dortelweil und aus der Christuskirche für neun Tage auf Konfiseminar waren, da erinnerte uns dieser Schuh an das Erwachsen-Werden im Glauben: Auch unser Vertrauen auf Gott beginnt mit unsicheren ersten Schritten, mit Annäherungen, mit einem ersten Kennenlernen. Bei manchen geschieht diese Annäherung an Gott und an den Glauben an ihn in frühen Kindertagen, bei manchen zum Beispiel jetzt in der Konfirmandenzeit. Genau dazu will die Konfirmandenzeit ermutigen: Eigene Glaubensschritte zu gehen.In diesen Wochen feiern wir in den evangelischen Kirche wieder die Konfirmation vieler Jugendlicher. Sie sind erste Schritte im eigenen Glauben gegangen. Manche tragen schon sehr große Glaubensschuhe und sind den „Schuhen für die ersten Schritte“ längst entwachsen. Andere bewegen sich noch in einem sehr kleinen Raum. „Du stellst unsere Füße auf weiten Raum“ heißt es in Psalm 31. Und selbst dieser Raum der irdischen Welt ist nur ein kleiner Bereich der viel größeren göttlichen Wirklichkeit. Sie übersteigt alles menschliche Erkennen und alle irdischen Dimensionen. In ihr darf ich geborgen sein mit allen „grünen Auen“ und „finsteren Tälern“, die zu meinem Leben dazugehören. In Gottes großem Raum darf ich geborgen sein „im Leben, im Sterben und in der Ewigkeit“. Gott lädt uns ein, diesen weiten Raum zu erkunden und in ihm zu leben. Nach den ersten zaghaften Schritten in den Schuhen meines Kinderglaubens kommen immer größere Schuhe – zumindest wenn ich meinem Glauben die Freiheit zum Wachsen gebe.
Die Konfirmanden haben sich auf den Weg gemacht. Aber auch wir Erwachsenen sind immer neu eingeladen, den weiten Raum von Gottes Wirklichkeit zu erkunden – mit mutigen Schritten in großen Schuhen!
Herzliche Grüße, Ihr Pfarrer
Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirchengemeinde