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Knoche-Wirt hört auf – In dem 125 Jahre alten Massenheimer Apfelwein-Lokal steht ein Wechsel an

Bad Vilbel. 15 Jahre lang war Manfred Wenzel Wirt des Massenheimer Apfelweinlokals „Zum Knoche“. Am Sonntag, 15. März, verabschiedete er sich mit einem kulinarischen Geschenk von seinen Gästen und dem Freistaat. Doch dem Stöffche bleibt er weiter treu. Er kehrt nach Sachsenhausen zurück, wo seine Lebensgefährtin die gemeinsame „Weinpfalz Weinstube“ führt. Die Zeit in Massenheim habe ihm viel Spaß und Freude bereitet, sagt Wenzel, doch Anekdoten könne er nicht erzählen: „Ich habe gearbeitet!“

Während Wenzel schon froh ist, nicht mehr nachts zu seiner Hauptwohnung nach Sachsenhausen pendeln zu müssen, bereiten sich seine Nachfolger ebenfalls auf eine Rückkehr vor. Bereits am 3. April soll der „Knoche“ wieder öffnen. Hinter dem Tresen soll dann Marius Meier stehen, der Enkel von Helmut Meier, der in den Fünfzigerjahren die Gäste des Lokals bewirtete. Er übernimmt die Kelterei und das Personal, zwei Küchen-Angestellte und eine Servicekraft.

Marius’ Wirts-Karriere war ihm schon im Alter von fünf Jahren in die Wiege gelegt worden. Damals ist seine Mutter Marion Meier nach dem tragischen Unfalltod ihres Gatten Willy zur Witwe geworden und hatte das Lokal an den jetzigen Wirt Wenzel verpachtet: für genau 15 Jahre, bis ihr Sohn 20 Jahre alt wird. Auch Wenzel feiert bald einen runden Geburtstag, seinen 70. Er denkt jedoch noch lange nicht an den Ruhestand.

Das Massenheimer Apfelwein-Lokal, das im Dezember 125 Jahre besteht, hat Wenzel „keinen Grund zur Klage“ gegeben. Nicht der Lokalpatriotismus habe das Lokal gefüllt, sondern die Mund-zu-Mund-Propaganda der Gäste, die auch aus Frankfurt, Bad Homburg oder Bad Nauheim anreisten, um die urige Atmosphäre, selbst gekelterten Apfelwein und Schnitzel oder Rippchen zu genießen. Selbst Bratwurst und Presskopf sind hausgemacht – die bereitet Wenzel bei einem Metzger zu.

Bedauerlich findet Wenzel nur die leidigen Parkprobleme im Massenheimer Ortskern. Auch die vor zwei Jahren gestartete Apfelwein-Route, an der sich der „Knoche“ als Anlaufpunkt für Radtouristen beteiligte, habe für das Lokal wenig gebracht. Zu weit liege es von den Rad-Routen entfernt. Wenzel vertraut lieber seinen zufriedenen Gästen, die seien die beste Werbung.

Gegründet wurde das Lokal 1884 von Valentin Georg Jacobi unter dem Namen „Jägersruh“. Diese wurde 1914 von dessen Schwiegersohn Philipp Hinkel übernommen, der sie 1953 an Enkel Helmut Meier, den „Knoche“-Wirt, weitergab. Wie es sich für ein Traditionslokal gehört, hat auch der Trend zu Ethno- und Spezialitäten-Restaurants der Apfelweinkneipe in den Neunzigerjahren wenig schaden können.

„85 Prozent der Gäste bestellen am liebsten Schnitzel oder Hacksteak“, weiß Wenzel. Selbst das Rauchverbot habe keinen Umsatzeinbruch nach sich gezogen. Einige wenige hartnäckige Raucher seien ferngeblieben, dafür andere gekommen, die nun in rauchfreier Atmosphäre speisen konnten.

Für die Raucher hat Wenzel eine mit Planen geschützte Pergola eingerichtet. Wenzel ist mit der qualmfreien Zone zufrieden: „Früher haben die Klamotten noch drei Tage gestunken.“ In dem Sachsenhäuser Lokal will Wenzel künftig wieder in der Küche wirken. Ein Leibgericht habe er nicht, meint er. Schließlich sei er 1939, in der Kriegszeit, geboren worden. „Da war man froh, wenn überhaupt was auf den Teller kam.“ Aber wenn er selbst sein Gast wäre, würde er sich am liebsten ein Kotelett bestellen, sagt der Wirt und meint mit ein wenig Enttäuschung in der Stimme: „Das machen heute die wenigsten Gaststätten.“