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Schule in „Silberquelle – Das afghanische Dorf „Tschischma“ liegt im Distrikt Karoq der Provinz Herat

Bad Vilbel. Interessante Neuigkeiten brachte der weltweit bekannte Flüchtlingshelfer und Cap-Anamur-Begründer Rupert Neudeck aus Afghanistan nach Bad Vilbel mit. Im Kurhaus gab er den Standort für die „Bad Vilbel-Schule“ bekannt, informierte auch über Entwicklungen in dem von Krieg und Terrorismus zerrütteten Land.

Die mit Spenden aus Bad Vilbel und Umgebung zu finanzierende 28. Schule soll in dem Gebirgsdorf „Silberquelle“ gebaut werden. Das Dorf heißt „Tschischma (für Quelle) Noqra (für Silber)“ und liegt im Distrikt Karoq der Provinz Herat. Es verfügt, wie der Name vermuten lässt, über eine Quelle.

Die nordöstliche Provinz Herat grenzt an den Iran und Turkmenistan an. „In dem hoch in den Bergen auf drei Hügeln gelegenen Bauerndorf leben 411 Familien“, berichtet Neudeck. Zu einer Familie gehörten Eltern und sechs Kinder. Diese lebten von Landwirtschaft, Kamel- und Rinderzucht. „Der Mullah des Ortes, ein 40-Jähriger, fördert den Schulbau für beide Geschlechter.“ Der Mann hoffe, dass die Kinder des abgeschiedenen Dorfes durch Bildung den Anschluss an die Entwicklung im Land finden. Vor allem Mädchen, die von ihren Eltern auf keine außerhalb der Dörfer gelegenen Schulen geschickt werden, so Neudeck, hätten ihre Chancen durch Bildung erkannt und seien dankbar.

„Wir Grünhelme haben bisher dank der Unterstützung vieler Spender in der Provinz Herat 27 Schulen und in Qarabagh eine Gynäkologie-Klinik fertiggestellt. Durch die Spende einer Firma ist diese in einer abgelegenen Gebirgsregion erbaute Entbindungsklinik mit Solartechnik ausgerüstet. Sie verfügt dadurch rund um die Uhr über Strom. Vor der Eröffnung der Klinik Ende Oktober 2005 starben Frauen, die einen Kaiserschnitt benötigten“, sagte Neudeck. Die Schüler der 27 fertig gestellten Schulen suchten Kontakte zu deutschen Schülern. Die Korrespondenz laufe in Englisch, aber auch Deutsch. „Viele Afghanen haben großes Vertrauen in uns Deutsche. Sie wollen ihren Wiederaufbau mit unserer Hilfe machen. Die Gebildeten kennen und lieben unsere Dichter wie Goethe und Rilke, benennen ihre Schulen nach ihnen.“ Eine Patenschaft sei derzeit zwischen der Provinz Herat und Nordrhein-Westfalen im Gespräch.

Für eine aus Stein gebaute Schule für 600 bis 700 Mädchen und Jungen mit getrennten Eingängen, zwölf Klassen- und zwei Lehrerzimmern benötigen einheimische Arbeiter und Bauern dreieinhalb Monate. Stolz ist Neudeck darauf, dass die Baukosten von 40 000 Euro seit drei Jahren gehalten werden konnten.

Günther Biwer teilte namens der sechs Mitglieder der Initiative „Schule für Afghanistan“ mit, der Spendenstand betrage 18 000 Euro. Weil die Bevölkerung bei Planung und Bau eingebunden werde, erführen die von der Organisation der Grünhelme errichteten Schulen Akzeptanz. „Um die Zukunft unserer Schulen zu sichern, schließen wir Verträge zwischen Sponsoren auf der einen, sowie der jeweiligen Gemeinde und Distriktregierung auf der anderen Seite ab.“

Neudeck nahm sich kein Blatt vor den Mund und fordert die Politiker und Militärs zum Umdenken auf. „Wir müssen die zivile und wirtschaftliche Entwicklung forcieren, die militärische Präsenz zurückfahren. Die Probleme des Landes und der Aufbau lassen sich nicht mit militärischen Mitteln lösen.“ Ein großes Problem sei die Korruption. Die Bevölkerung sage: „Früher hatten wir Räuber, heute haben wir Räuber in Uniform.“

Spendenkonto: Günther Biwer „Schule für Afghanistan“, Frankfurter Volksbank, Kontonummer: 630 101 6776, BLZ 501 900 00. Informationen zum Projekt gibt es bei Till Brandt, Tel. 01 78 (7 37 14 19), sowie im Internet unter www.gruenhelme.de