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Sorge um den Stadtwald

In diesem Waldstück unweit der Kreisstraße wird der Forst mehr oder weniger sich selbst überlassen, es gibt keinen Holzeinschlag und keine Pflegemaßnahmen. Foto: Pegelow
In diesem Waldstück unweit der Kreisstraße wird der Forst mehr oder weniger sich selbst überlassen, es gibt keinen Holzeinschlag und keine Pflegemaßnahmen. Foto: Pegelow

Karben. Die Klimaveränderungen wirken sich auf den Karbener Stadtwald aus. Die Trockenheit hat vielen Bäumen zugesetzt. Nun verlangt die SPD-Fraktion einen Waldzustandsbericht. Zudem will sie zwei weitere Anträge zum Stadtwald einbringen. Der Magistrat bringt eine Neuerung zum Holzverkauf zur Abstimmung.
Landauf, landab wird darüber gesprochen, dass der Klimawandel den Bäumen arg zusetzt. Vor allem die trockenen und viel zu heißen Sommer 2018 und 2019 haben Buchen, Eichen und andere Baumarten geschädigt. Hessen Forst malt ein düsteres Szenario der hessischen Wälder.
Den Stadtverordneten steht eine Präsentation der hessischen Forstbehörde zur Verfügung, in der die Auswirkungen des Klimas dargestellt werden. So steigen die Durchschnittstemperaturen in Hessen von 15,4 auf 17,3 Grad. Sind jährlich zwischen 1981 und 2010 noch 350 Millimeter Niederschlag gefallen, so sind es laut Projektion von 2014 bis 2070 nur noch 311 Millimeter. Dramatisch fällt ein Blick auf die Feuchte aus. Hessen Forst schreibt in der Präsentation: »Der Ausgleich aus der Winterfeuchte reicht bei vielen Baumarten künftig nicht mehr aus.« Im Klartext: Da in den Wintern immer weniger Niederschlag fällt, kann der im Sommer verursachte Wassermangel nicht mehr ausgeglichen werden. Dabei haben die Fachleute die geringen Niederschläge zwischen 2014 und 2019 bis 2070 hochgerechnet. Stark gefährdet sieht Hessen Forst demzufolge Fichte und Buche: 45 und 42 Prozent der Bäume sind in den Karten mit einem roten Punkt versehen, sprich: Sie werden absterben.
Wie stark geschädigt?
Die SPD-Fraktion verlangt nun vom Magistrat, mit Hessen Forst Gespräche aufzunehmen, den gesamten Stadtwald im Hinblick auf Klimaschäden zu erfassen und Maßnahmen einzuleiten. »Die unter klimatischem Stress stehenden Wälder erfordern kürzer getaktete Kontrollen«, sagt SPD-Fraktionschef Thomas Görlich.
Er verlangt namens seiner Fraktion zudem, dass »ab sofort eine Vermarktung jeglicher Art des Karbener Waldes ausgeschlossen wird«. Dazu heißt es in der Begründung: »Der städtische Wald Karbens dient vorrangig zur Erholung der Bevölkerung. Im Zusammenhang mit den derzeitigen Schäden soll der Wald nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden, da auch aktuell die Veränderungen durch den Klimawandel nicht abzuschätzen sind, auch bezüglich absterbenden Bäumen und dem Erfolg von Nachpflanzungen.«
Während die Opposition also jegliche Holzvermarktung ausschließen will, will die Stadt den Holzverkauf nur anders organisieren. Aus der zur Abstimmung stehenden Magistratsvorlage geht hervor, dass der Holzverkauf des städtischen Waldes künftig über die Forstbetriebsgemeinschaft Wetterau ausgeführt werden soll. Der Magistrat beruft sich auf eine Gesetzesänderung, nach der Hessen Forst seit diesem Jahr das geschlagene Holz aus dem Stadtwald nicht mehr für die Stadt Karben verkaufen darf. Deshalb schließe sich die Stadt dem Holzverkauf über die FBG Wetterau an.
Hessen Forst erledigt alle Arbeiten bis zur Bereitstellung des Holzes, die FBG übernimmt die Vermarktung inklusive Vertragsabwicklung und Rechnungsstellung für die Mitglieder. Die Kosten, rund 28 000 Euro, sollen sich an den bisher an Hessen Forst entrichteten Beträgen orientieren.
Die oppositionelle SPD verlangt zudem beim Thema Wald eine Herrichtung des Trimmpfades und eine Zusammenarbeit in Sachen Waldbewirtschaftung mit den Nachbarkommunen.