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Thermen-Debatte wieder eröffnet

Die Kommunalpolitik freut sich, dass sich die Wund-Gruppe jüngst deutlich hinter den lange geplanten Thermen-Bau in Bad Vilbel gestellt hat. Für Irritationen sorgt, dass sich die Baupläne wohl erneut ändern. Das war in der Vergangenheit schon häufiger der Fall. Archivfoto: Privat
Die Kommunalpolitik freut sich, dass sich die Wund-Gruppe jüngst deutlich hinter den lange geplanten Thermen-Bau in Bad Vilbel gestellt hat. Für Irritationen sorgt, dass sich die Baupläne wohl erneut ändern. Das war in der Vergangenheit schon häufiger der Fall. Archivfoto: Privat

Reaktionen auf angekündigte Planänderungen – Weitere Neuigkeiten erst im Mai

Bad Vilbel. Über alle Fraktionen hinweg ist sich die Politik in Bad Vilbel einig: Es ist eine gute Nachricht, dass die Wund-Gruppe sich zum Thermenbau bekannt hat. SPD und Grüne sind jedoch skeptisch, was die geänderten Pläne für den Badetempel angeht. Die Sozialdemokraten fordern die Stadt deshalb auf, mit mehr Infos herauszurücken. Doch Stadtwerke-Chef Klaus Minkel blockt ab.

Ja, die Therme kommt. Diese Nachricht ließ nach Monaten der Ungewissheit ganz Bad Vilbel aufhorchen. In einer öffentlichen Mitteilung stellte die Unternehmensgruppe des verstorbenen Bäderkönigs Wund klar, dass sie am geplanten 200-Millionen-Euro-Projekt festhalten will. Eine Verlautbarung, die bei den Fraktionen des Stadtparlaments durchweg gut ankam.

Vor allem die schwarz-gelbe Regierungskoalition lobte Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU), der als Stadtwerke-Chef gemeinsam mit den Investoren das Bauvorhaben vorangetrieben hatte. CDU-Fraktionschefin Irene Utter betonte, die Christdemokraten seien Minkel dankbar, dass er das Projekt nicht aufgegeben« habe.

SPD: »HINHALTETAKTIK«
Schon in wenigen Jahren werde Bad Vilbel nun als »Bade-Stadt« bekannt sein, glaubte Utter. Der Freizeitbereich werde dem Tourismus in der Region neue Impulse geben und das Hallenbad vor allem dem Schulsport zugutekommen.
Für Verwunderung sorgte aberl, dass die Wund-Gruppe außer ihrem Bekenntnis zum Standort Bad Vilbel bestätigte, dass der Badekomplex einmal umgeplant wird: Statt mehrstöckig wird er ebenerdig gebaut, das geplante 250-Betten-Hotel fällt weg. Konkretere Details zu den veränderten Konzepten gibt’s noch nicht. Klar ist nur: Der Regionale Flächennutzungsplan muss geändert werden.

Angesichts dieser Neuigkeiten forderte die SPD den Magistrat auf, »endlich die Öffentlichkeit« über die neuen Pläne aufzuklären. Durch die »Hinhaltetaktik« der Stadtregierung, sei viel Vertrauen verloren gegangen, stellte SPD-Fraktionschef Christian Kühl fest. Die Hoffnung auf Infos zu Baubeginn, Fertigstellung oder Flächenversiegelung, erstickte Stadtrat Minkel aber sogleich im Keim. Die Thermen-Pläne seien voraussichtlich erst im Mai fertig, erwiderte er. Und: »Unfertiges soll nicht gezeigt werden.«

Offen blieb für die SPD auch, warum die Stadt den Wegfall des Hotels so einfach hinnehme. Sie fürchtet, ohne Hotel locke das Bad weniger für Geschäfte und Restaurants profitable Kurzurlauber und mehr für den Verkehr belastende Tagesgäste an. Außerdem warnt Kühls Fraktion davor, wegen der Konzeptänderungen auch die finanzielle Beteiligung der Stadt an dem Projekt neu zu verhandeln.
Laut Minkel eine unbegründete Sorge. Die Stadt beteiligte sich wie geplant mit 25 Millionen Euro, die etwa für den Bau von Parkhäusern gedacht sind.
Die Grünen-Fraktion will wissen, ob die Stadt weiter mit den ursprünglich vom Investor versprochenen 5,5 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr rechnen kann und wird einen entsprechende Anfrage stellen.
Minkels Antwort: Er rechnet mit »hohen Einnahmen« aus den Parkhäusern, außerdem fließe eine Erbpacht fürs Thermen-Grundstück. Zudem falle ja das Hallenbad-Defizit jetzt weg. Ob es allerdings bei den 5,5 Millionen Euro Einnahmen bleibe, ließ der Stadtrat offen.

MEHR FLÄCHE NÖTIG?
Auch die Ankündigung, die Therme werde nun ebenerdig gebaut, stieß auf Skepsis. Jens Matthias, Fraktionschef der Grünen: »Wie die Therme aussieht, soll der Investor entscheiden. Für uns ist wichtig, dass nicht mehr Fläche verbraucht wird, als ursprünglich geplant.« Zuletzt hieß es, das bebaute Areal werde nicht über die 5,9 einst eingeplanten Hektar hinausgehen. Gleichzeitig soll die Therme aber flächiger werden.
»Wenn sich Herr Minkel jetzt freut, dass die Gebäude ebenerdig werden und auf das zusätzliche Hotel verzichtet wird, reibt man sich verwundert die Augen, da noch vor einem Jahr ein hohes Gebäude mit Hotel als die Ultima Ratio vorgestellt wurde«, sagte Grünen-Stadtverordnete Kathrin Anders.

Als Wund angefangen habe zu planen, habe die Stadt noch nicht alle Grundstücke erworben, erwiderte Minkel. Der Investor habe deshalb mehrstöckig planen müssen. »Diesen Zwang gibt es nicht mehr.« Die Behindertengerechtigkeit werde durch den Wegfall von Aufzügen verbessert. Überhaupt sah sich der Ehrenstadtrat zu Unrecht in der Kritik. Schon in der vergangenen Woche freute er sich, die »Unken«, die das Projekt bereits abgeblasen sahen, widerlegt zu haben. Nun ärgerte er sich über »Krümelsuche« statt Freude bei den Kollegen.

Beistand gab’s vom Koalitionspartner. FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn lobte den »unermüdlichen Einsatz« Minkels. »Einige politische Mitbewerber, so mein Gefühl, haben schon die Krokodilstränen gelagert«, sagte der Freidemokrat. Bei den Planänderungen sei es wichtig, dass Verkehrsbelastungen für Vilbel auch weiter beherrschbar blieben.
Die Freien Wähler um Raimo Biere zeigten sich erfreut über das Bekenntnis der Wund-Gruppe zur Therme. Seine Fraktion sei immer optimistisch gewesen, sagte Biere. Den Verzicht auf ein Hotel sahen die Freien Wähler »nicht so problematisch«. Es gebe viele Hotels in unmittelbarer Umgebung, mit denen sich nun eine Kooperation anbiete.
Die SPD bekräftigte: »Das Wichtigste ist, dass ein neues Hallenbad entsteht und als erstes errichtet wird, damit das Versprechen, dass Bürgermeister Stöhr gab – dass es zu keiner Vakanz kommt – nicht zu lange gebrochen bleibt.«

Von Alexander Gottschalk