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»Vorwürfe sind überzogen«

So stellt sich eine Arbeitsgruppe von Bürgern die Bebauung des freien Grundstücks zwischen Brunnenstraße und dem Grünzug vor. Das Modell entstand in einem Workshop im Bürgerzentrum. Skizze: privat
So stellt sich eine Arbeitsgruppe von Bürgern die Bebauung des freien Grundstücks zwischen Brunnenstraße und dem Grünzug vor. Das Modell entstand in einem Workshop im Bürgerzentrum. Skizze: privat

Karben. Der Magistrat musste sich jetzt erneut mit der verdichteten Bebauung des Stadtzentrums beschäftigen. Denn die Spielregeln des Petitionstools sehen vor, dass sich ein städtisches Gremium mit dem Thema befassen muss, wenn 470 Unterschriften für eine Petition zusammengekommen sind. Die Karbenerin Tanja Neumann hatte mit ihrem Vorstoß »Schluss mit der Bebauung in Karben« deutlich mehr Unterstützung gehabt.
Die Petition richtet sich vor allem dagegen, dass die letzte Freifläche zwischen Brunnenstraße und Luisenthaler Straße, das sogenannte Brunnenquartier, bebaut werden soll.
Tanja Neumann formulierte entsprechend: »Problem ist, dass Karben mit Betonklötzern zugebaut wird, die keiner braucht. Wir brauchen nicht das zigste Einkaufszentrum mit Geschäften, die eh schon da sind. Wir brauchen keine Betonklötzer mit Luxuswohnungen, die sich kein normaler Mensch mehr leisten kann. Schluss mit der Bebauung in Karben. Wo ist das noch eine Stadt im Grünen, so wie sie sich nennt? Von Grün ist bald nix mehr da!«, heißt es in ihrer Petition.
Leere Luxuswohnungen
Sie erinnert an viele leerstehende Luxuswohnungen. Gerade angesichts der Klimakrise sei unverständlich, »wie man jede noch so kleine freie Fläche zupflastern kann«. Tanja Neumanns Petition hat immerhin 502 Unterstützer gefunden.
Ins Petitionstool wurde nun die Stellungnahme des Magistrats eingestellt. Darin heißt es, dass die Fläche in der Innenstadt bereits von drei bzw. inklusive Quellenhof von vier Seiten bebaut sei. Die Fläche liege nur wenige hundert Meter von der S-Bahn-Station entfernt – der Bahnhof sei somit zu Fuß erreichbar.
Die vorhandene Infrastruktur wie Läden, Schwimmbad, Jukuz, Arbeitsplätze im Gewerbegebiet, Ärzte seien gleichfalls ohne Auto erreichbar. Zudem wird auf den massiven Druck auf den Wohnungsmarkt in Frankfurts Umland verwiesen, was für eine Bebauung spreche.
Zur Petition von Neumann heißt es weiter, es werde dort keine weiteren Supermärkte geben. Auch der pauschale Vorwurf, es werde kein grüner Fleck in Karben mehr übrig bleiben, »ist völlig überzogen«. Die Gesamtfläche von Karben umfasst über 4000 Hektar und die Fläche des Brunnenquartiers nur gut sieben Hektar, etwa 0,2 Prozent der Fläche von Karben.
Auf einer Bürgerveranstaltung zum Thema »Bebauung der Innenstadt« hätten sich folgende zentrale Punkte für eine Bebauung ergeben: So soll der Wunsch der Bürger/innen nach mehr Grün inklusive eines breiten Grünzuges in der neuen Innenstadt berücksichtigt werden.
Die Stadt werde zudem darauf achten, dass ein größerer Teil der Flächen nicht nach Preis, sondern nach Konzept verkauft und bebaut werde. Die Stadt beziehungsweise die städtische Wobau sollten sich an der Bebauung beteiligen und so Wohnungen für alle Bevölkerungsgruppen schaffen.
Zudem führe würden Gespräche mit Bauträgern geführt, die Wohnungen auch für »Normalverdiener« errichten. Damit dies für die Stadt finanzierbar bleibt, »werden wir an anderer Stelle auch Grundstücke gegen Höchstgebot veräußern. Nur dadurch ist dieser Mix an Wohnraum für die Stadt und ihre Bürger finanzierbar«.