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Zum Schluss wird desinfiziert

Uwe Rühl desinfiziert nach jedem Einsatz alle Gerätschaften, die im Einsatz benutzt wurden. Foto: Schenk
Uwe Rühl desinfiziert nach jedem Einsatz alle Gerätschaften, die im Einsatz benutzt wurden. Foto: Schenk

Karben. Drei- bis viermal rücken die Karbener Feuerwehrleute derzeit in der Woche aus. Nach dem Einsatz ist für Gerätewart Uwe Rühl vor dem Einsatz. Etwa 45 Minuten hat er zu tun, um all die beim Einsatz benutzten Gerätschaften zu desinfizieren.
Brände und andere Unfälle kennen keinen Lockdown. Das wissen die Einsatzkräfte um Stadtbrandinspektor Christian Becker im Moment nur zu gut. 60 Einsätze hat es in diesem Jahre bereits gegeben. Im Schnitt sind das drei bis vier pro Woche. Und die zunehmende Waldbrandgefahr, die mittlerweile Stufe vier von fünf erreicht hat, verheißt nichts Gutes für die Zukunft.
Pragmatisch gehen die Karbener Feuerwehren die Lage an. »Schließlich haben wir einen Auftrag zu erfüllen.» Strikte Hygienevorschriften gehören wegen der Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, schon seit Wochen zum Alltagsgeschäft. Nach jedem Ausrücken müssen die beteiligten Fahrzeuge und Gerätschaften desinfiziert werden. Das könne dann schon mal locker eine Dreiviertelstunde dauern, berichtet Gerätewart Uwe Rühl von der Freiwilligen Feuerwehr Karben-Mitte. »Für die Flächendesinfektion aller Hebel, Griffe, Ventile, Lenkräder und Flächen brauchen wir ungefähr einen Liter Desinfektionsmittel pro Fahrzeug. Im Prinzip geht es um jedes Teil, das während eines Einsatzes angefasst wird«, erklärt der Feuerwehrmann.
Dabei demonstriert Rühl an einem Ventilrohr, wie akribisch bei dieser Tätigkeit vorgegangen werden muss. Zehn Minuten muss das Mittel auf der behandelten Fläche einwirken. Danach wird es abgewischt. Mangels Praxiserfahrung orientiert er sich an den Angaben auf dem Beipackzettel. Verbrauchsmaterialien wie Handschuhe und Reinigungstücher fliegen direkt in einem dafür vorgesehenen Abfallsack. »Wir sind noch in der Findungsphase«, ergänzt der Gerätewart. »Das Desinfizieren hat uns niemand gezeigt. Wir halten uns dabei einfach an die Richtlinien höherer Stellen. Etwas aufwendig ist das Prozedere allerdings schon.«
Für Stadtbrandinspektor Becker hängt an solchen Hygienemaßnahmen zurzeit die Funktionsfähigkeit der gesamten Karbener Feuerwehr. Infiziert sich nur einer, müssen ganz viele andere auch in Quarantäne. Damit es nicht so weit kommt, wurden schon frühzeitig Schutzmaßnahmen getroffen. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, dürfen die Räume des Feuerwehrhauses jetzt nur noch im Einsatzfall betreten werden. Der reguläre Übungsbetrieb wurde ganz eingestellt. Becker: »Die Ausbildung läuft zurzeit virtuell am Bildschirm ab. Unsere Jugendfeuerwehrabteilungen bleiben ebenfalls zu Hause. Und leider müssen auch die beliebten Jahresübungen in diesem Jahr ausfallen.«
Schöne Momente
Noch sind Schutz- und Desinfektionsmittel in ausreichender Zahl vorhanden. Dass die Besorgung solcher Kontingente schwierig sein kann, haben die Verantwortlichen in Karben bereits mitbekommen. Dennoch ist es ihnen am Anfang rechtzeitig gelungen, FFP2-Schutzmasken und Handschuhe zu ordern.
Dass es in dieser komplizierten Zeit auch noch schöne Momente gibt, rückt leider oft in den Hintergrund. Die Feuerwehrmänner erzählen gerne davon. Klar, man sehe seine Kameraden kaum noch persönlich. Aber gerade dieser Umstand habe den Zusammenhalt eher gestärkt. »Wir winken uns halt von der Straße aus zu«, erzählt der stellvertretende Stadtbrandinspektor Christoph Häusler. »Und wenn wir dann zum Einsatz ausrücken müssen, macht es richtig Spaß, zusammen anderen Menschen zu helfen. Die Stimmung hat sich sogar verbessert. Man freut sich immer, wenn man andere Feuerwehrleute sieht.« Und Uwe Rühl ist aufgefallen, »dass die Leute viel öfter Danke sagen als früher. Auch das ist eine schöne Wertschätzung.«