Veröffentlicht am

13 Mio. Euro Gewinn

Klaus Minkel legt konkretere Kalkulation für das teurer gewordene Kombibad in Bad Vilbel vor

Stadtrat Klaus Minkel will zusammen mit dem Investor, Architekten und „Bäderkönig“ Josef Wund in Bad Vilbel das schönste Kombibad der Republik bauen. Foto: Samson
Stadtrat Klaus Minkel will zusammen mit dem Investor, Architekten und „Bäderkönig“ Josef Wund in Bad Vilbel das schönste Kombibad der Republik bauen. Foto: Samson

Wie viel wird das geplante Kombibad in Bad Vilbel wirklich kosten? Wie sieht das konkrete Kostenmodell aus? Auch die Grünen verlangen mehr Details. Die nennt Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel dann auch auf Nachfrage. Seinen Schätzungen zufolge kann das Bad nur ein wirtschaftlicher Erfolg werden.

Bad Vilbel. Knapp 20 Millionen Euro mehr für das Kombibad sowie 15 Millionen Euro für die zu bauenden Parkhäuser: Mit der neuen Planung zum Kombibad überraschte Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel die Öffentlichkeit. Und er warf Fragen auf.

Bezugnehmend auf die Kritik von Ulrich Rabl (Grüne) zu dem Thema, kam ein Leser zu der Schlussfolgerung: „Eine erhoffte Besucherzahl von jährlich zwei Millionen ist völlig unrealistisch.“ Rabl hatte sogar von bis zu drei Millionen nötigen Besuchern gesprochen.

Und die Bad Vilbeler Grünen legten nach. Die gestiegenen Kosten nennt der Stadtverordnete Jens Matthias „schwindelerregende Kostensteigerungen vor dem ersten Spatenstich. Und das alles für ein Parkhaus, einen schöneren Eingangsbereich und eine Schönheitsfarm? Wir hoffen, dass die Logik von Klaus Minkel aufgeht: Mehr Leistungen bringen mehr Besucher und einen noch höheren Gewinn.“ Aber zu überprüfen seien die Zahlen für die Parlamentarier bislang nicht gewesen. „Die bisher vorgelegten Unterlagen ähneln eher einem Schulaufsatz als einer aussagefähigen Wirtschaftlichkeitsanalyse“, stichelte er.

Ralph Mallmann, Abgeordneter der DNF-Fraktion, aber ebenfalls Mitglied der Grünen, wundert sich, dass „die Stadt sich nicht an den Leitfaden der hessischen Landesregierung für solche Großprojekte hält und eine belastbare Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegt“. Bei Geschäften solcher Größenordnung hätten viele Gemeinden schon sehr viel Lehrgeld bezahlt und die Finanzen der Städte auf Jahre hinaus ruiniert.

„Wir halten es für verantwortungslos, solche Projekte, deren Investitionen größer sind als der jährliche städtische Haushalt, ohne externe Fachkompetenz in betriebswirtschaftlichen und vor allem rechtlichen Fragen durchzuführen. Investor Josef Wund wird sicherlich sehr gute Juristen zur Hand haben, die ihm helfen die Verträge so zu gestalten, dass er nur ein begrenztes Risiko hat. Doch wer berät die Stadt?“, fragt besorgt Jens Matthias. Nach Auffassung der Grünen muss jetzt alles unternommen werden, um eine weitere Kostenexplosion zu vermeiden. „Das kann nur gelingen, wenn Leistungen herausgestrichen werden und Baukostensteigerungen zulasten von Wund gehen“, konstatiert Mallmann. Und: „Mehr als 94,5 Millionen Euro darf das Bad nicht kosten!“

Schwarze Zahlen

Vergleichbar mit dem Bad in Bad Vilbel ist am ehesten die Wund-Therme in Sinsheim – oder eben nicht, wie Minkel sagt: „Wir sind bereits jetzt viel weiter als Sinsheim.“ Denn dort wird erst jetzt über den Bau der bereits jetzt in Bad Vilbel geplanten Rutschenwelt „Galaxy“ sowie über eine Erweiterung der Sauna-Welt gesprochen. Die Erwartungen der Stadt Sinsheim, ebenfalls am Bau beteiligt, hätten sich zu 100 Prozent erfüllt, fügt Minkel an.

Das Bad konnte im September 2014 – 21 Monate nach der Eröffnung – den millionsten Gast begrüßen. Für diesen Monat wird mit dem zweimillionsten Gast gerechnet. Aufgrund der bereits jetzt größeren Dimensionen geht Minkel aber davon aus, dass Besucher Nummer eine Million bereits im ersten Jahr die Bad Vilbeler Einlassschranke passiert. Und für dieses Szenario könnten Zahlen kalkuliert werden. Denn nimmt man einen Eintrittspreis von rund 30 Euro an, zieht geringere Eintritte durch das Sozialbad ab, fügt aber weitere Umsätze für die Gastronomie hinzu, rechnet Minkel mit einem Umsatz von über 30 Millionen Euro im ersten Jahr. „Gegengerechnet werden 17 Millionen Euro Fixkosten für Personal und den technischen Betrieb“, prognostiziert Minkel „schwarze Zahlen von Beginn an“. Vor Zinsen, Kredittilgung und Steuern blieben somit 13 Millionen Euro übrig. „Die Zinsen sind derzeit sehr niedrig, wir können die Kredite schnell tilgen“, ist sich Klaus Minkel sicher. Von den Eintrittspreisen würden zudem die Parkhäuser mit 1,5 Millionen Euro jährlich bedient. „Die Versorgungsbetriebe der Stadtwerke, die diesen Bau wegen ihrer Zuständigkeit für den ruhenden Verkehr übernehmen dürfen, können die Parkhäuser somit in 20 Jahren voll tilgen.“

Die Parkhäuser wurden durch das Parlament eigentlich schon im Februar beschlossen, befinden sich aber jetzt erst auf der Rechnung. „Wir brauchten den Beschluss zügig, um weiter auf die Grundsteinlegung hinarbeiten zu können. Deswegen kamen die Kosten später in die Kalkulation hinein“, erläutert Minkel.