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Müll eine Abfuhr erteilt

Markus und Melanie Marburg sammeln mit ihrer dreijährigen Tochter Magda rund um die Gehspitze Müll ein. Foto: Lori
Markus und Melanie Marburg sammeln mit ihrer dreijährigen Tochter Magda rund um die Gehspitze Müll ein. Foto: Lori

Karben. Sonne, Ostwind, das Thermometer zeigt gerade mal drei Grad. Bei diesen Bedingungen haben 150 Karbener am Samstag bei »Karben räumt auf« in allen sieben Stadtteilen angepackt. 500 Kinder aus den Kitas und Grundschulen räumten schon am Freitag rund um ihre Einrichtungen auf.
Dietrich Schlitzer verteilt blaue Müllsäcke am Wertstoffhof in Klein-Karben. Greifzangen und Handschuhe liegen bereit. Die Aktion müsste nicht sein, wenn alle genügend Umweltbewusstsein entwickelten und ihren Müll nicht in der Natur entsorgten. »Es regt mich auf, dass die Stadt so vermüllt ist«, sagt der 80-Jährige.
PICCOLO IM GRABEN
»Sie finden einfach alles, von Motorrädern über Kühlschränke, Ölkanister und Autoreifen bis hin zu Pistolen,« zählt Schlitzer auf. Olaf Eulitz kann die Menge benennen, die er innerhalb von vier Jahren an der Straße in Richtung Gronau gefunden hat. »Ich sammelte in dieser Zeit 1500 Piccolo-Flaschen ein. Das sind vier volle Säcke. Hochgerechnet auf ein Jahr entsorgt jemand fast jeden Tag eine Flasche im Straßengraben«, sagt der 69-Jährige aus Klein-Karben.
VIELE VERPACKUNGEN
Eulitz nimmt jährlich an der Aktion im Februar teil, zu der die Stadt gemeinsam mit den Naturschutzverbänden NABU und BUND aufruft. Christine Schlitzer berichtet von Hunderten Flaschen, die achtlos in der Natur entsorgt werden. »Darunter sind viele Schnapsflaschen, aber auch Umverpackungen vom Schnellimbiss«, sagt die 74-Jährige. Sie sammelt Müll, weil sie es nicht ertragen kann, dass so vieles in der Natur entsorgt wird. Auch Gabriele Ratazzi-Stoll aus Klein-Karben beteiligt sich an der Aktion, »weil mich der viele Müll nervt«. »Müll stört in der Natur. Es ist schöner ohne«, sagt Nicklas Balka. Nur wenige Minuten später staunt der 21-Jährige über eine Ansammlung von wild abgelagertem Schaumstoff und einem Elektroteil mit Akku. »Früher, wenn man aus dem Urlaub zurückkam, erkannte man an der Sauberkeit, dass man wieder in Deutschland war, heute am Dreck«, urteilt Dietrich Schlitzer.
Melanie und Markus Marburg sind mit ihrer dreijährigen Tochter Magda auf Höhe der Gehspitze in Groß-Karben unterwegs. Ihre Tochter, die den Waldkindergarten besucht, soll schon früh umweltbewusst erzogen werden. In ihrem Müllbeutel sind Flaschen, Plastik und ein Taschenmesser.
Auch Farbdosen, alte Reifen und Schuhe hat die Familie gefunden. Vier Mitglieder des Rommee-Clubs »Die flotten Dreizehn Karben« sammeln Müll entlang des Promillewegs zwischen Okarben und Groß-Karben. 100 bis 130 Flaschen finden sie dort jährlich. Bärbel Wilhelmi hat eine Mischbatterie und Kunststoffpflanzen gefunden. Jörg Tschierschky aus Okarben berichtet von mindestens 20 Fernbedienungen und einem nicht mehr funktionsfähigen Revolver. Hans Weiler hat Sexspielzeug gefunden. »Der meiste Unrat wird von bequemen Autofahrern entsorgt«, sagt Tschierschky und plädiert dafür, dass Vereine bei Veranstaltungen weniger Plastikmüll verwenden. Gemeinsam mit den Pfadfindern und der Jugendfeuerwehr Petterweil ist Julia Bauer mit Vincent, Marie und Hannah in Petterweil unterwegs. Sie berichtet von Zigarettenstummeln, Plastik und Kondomen.
Bürgermeister Guido Rahn (CDU) freut sich über die vielen Ehrenamtlichen. »Die Müllablagerungen in der Stadt sind konstant zu beobachten.« Besonders krass empfindet er die Tatsache, dass Müll in der Natur landet, der kostenfrei im Wertstoffhof entsorgt werden kann. Er weist auf die Einstellung eines neuen Hilfspolizisten zum 1. Mai hin, zu dessen Aufgabengebiet zählt, die Straßenreinigung zu überwachen.