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Dem Biber auf der Spur

Mehr als 80 Menschen sind der Einladung des Karbener NABU gefolgt, um zu erfahren, wo der Biber im Lilienwald lebt. Mit einem solchen Andrang hatten die Organisatoren nicht gerechnet, noch dazu konnte Biber-Experte Frank-Uwe Pfuhl pandemiebedingt nicht an der Exkursion teilnehmen. Foto: Niehoff
Mehr als 80 Menschen sind der Einladung des Karbener NABU gefolgt, um zu erfahren, wo der Biber im Lilienwald lebt. Mit einem solchen Andrang hatten die Organisatoren nicht gerechnet, noch dazu konnte Biber-Experte Frank-Uwe Pfuhl pandemiebedingt nicht an der Exkursion teilnehmen. Foto: Niehoff

Karben. Der Biber ist zurück in Karben. Den Lilienwald hat mindestens eine Biber-Familie als ihren Lebensraum auserkoren. Fraßspuren sind an den Bäumen zu erkennen, die Biber-Burg im Heitzhöfer Bach gut zu sehen. Mehr als 80 Menschen haben sich am Samstag auf Einladung des NABU auf die Spuren des großen Nagetiers begeben.
Im vergangenen Jahr entwickelte sich diese Neuigkeit zu einer kleinen Touristenattraktion. Folge: Naturschützer und auch die Pfadfinder, deren Gelände direkt an das neue »Biber-Areal« grenzt, beklagten sich über die geringe Rücksichtnahme und Neugierde der »Biber-Sucher«. Um das Interesse der Biber-Freunde zumindest ein wenig zu stillen, hat der Naturschutzbund (NABU) Karben kürzlich am Samstag zu einem Ausflug unter fachkundiger Führung zum Lebensraum des großen Nagers am Lilienwald eingeladen.
Es war womöglich der Hinweis, dass der Biber seit annähernd 300 Jahren in der Wetterau nicht mehr anwesend war und erst seit ein paar Jahren hier wieder heimisch geworden ist, denn am Samstagvormittag bei Sonnenschein kamen rund 80 Interessierte zum Lilienwald. Nachdem das erhebliche Parkplatzproblem gelöst und sich alle versammelt hatten, verkündete Hans Hansen, Sprecher des Karbener NABU, dass der fachkundige Referent Frank Uwe Pfuhl von der Umweltwerkstatt Wetterau wegen einer Corona-Infektion in seiner Familie kurzfristig absagen musste. Er sei selbst kein Biber-Experte und wollte die Exkursion eigentlich absagen. Weil aber so viele Interessierte den Weg in die Natur gefunden hätten, bot er die Exkursion, wenn auch im verkleinerten Format, trotzdem an.
Schutz und
Auswilderung

Ursprünglich sei der Biber in Europa und Asien heimisch gewesen. Im 19. Jahrhundert sei er aber durch Bejagung in Europa und Deutschland fast völlig ausgerottet worden. Hansen nannte auch den vermeintlichen Grund. Da der Biber zu dieser Zeit als Fisch angesehen wurde, entwickelte er sich zu einem bevorzugten Freitagsessen, da nach dem christlichen Glauben an diesem Tag kein Fleisch gegessen werden durfte.
Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert hätten sich die Bestände des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Sie leben bevorzugt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit weichen Gehölzarten. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum, weil durch den von ihm erzeugten »Kahlschlag« licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten sich ansiedeln können.
Aus größeren Ästen bauen sich Biber dann ihre Burgen. Zum Schutz vor Feinden liegt der Eingang unter Wasser. Und wenn der Wasserstand einmal nicht ausreicht oder zu stark schwankt, dann bauen sie Dämme, um den Pegel konstant zu halten. Dadurch vergrößert sich die Wasseroberfläche und die Fließgeschwindigkeit verringere sich.
Die wichtigsten Voraussetzungen, dass Biber sich ansiedeln, seien jedoch ausreichend Bäume als Nahrungsquelle. Davon hänge auch die Größe seines Reviers ab. Denn als reiner Vegetarier sei er auf schmackhafte junge Zweige und Knospen angewiesen, an die er durch das Baumabnagen gelangt.
Der Nager gestaltet
die Landschaft

Weil er durch sein Baumfällen die Landschaft entscheidend prägt, gebe es zu ihm zwei unterschiedliche Stellungen. Die Naturschützer begrüßen seine Ansiedlung, weil sie mit den Biberteichen wichtige Lebensräume für Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel schaffen würden, erklärte Hansen. Außerdem würden durch ihr Agieren die Ufer befestigt und Überschwemmungen abgemildert.
Es gebe auch Kritik an der Bautätigkeit von Bibern, die in Deutschland auf der Roten Liste stehen und daher nicht gejagt werden dürfen. Weil Menschen die Umgebung der Gewässer bis direkt ans Ufer entweder durch Ackerbau, Straßen und oder Wohnbauten nutzen würden, können die Biberbauten zu Vernässungen des Kulturlandes oder Überschwemmungen führen.
Der Ausflug entlang des Heitzhöfer Baches gestaltete sich für etliche Gäste eher enttäuschend, den wissbegierigen Kindern oblag es die Biberburg ausfindig zu machen. Hansen versprach, den Ausflug zusammen mit dem Experten in Kürze erneut anzubieten. Von Jürgen W. Niehoff