Bad Vilbel. 4000 Menschen leben heute in Dortelweil-West, weitere 2500 arbeiten dort. Dabei bestand der jetzige Bad Vilbeler Stadtteil noch Anfang der 90er Jahre „zu hundert Prozent aus intensivierter Landwirtschaft: Zuckerrüben und Weizengerste“, erinnert sich Landwirt Otto Jehner. Damals sei die Stadt auf den Hauptgrundstückseigentümer Claus Fischer zugegangen mit der Idee, vor den Toren Frankfurts ein neues Wohngebiet zu errichten.
Bad Vilbels CDU-Fraktion fasste den Plan für Dortelweil-West 1992 auf einer Klausurtagung in Fulda. 1993 bis 1994 gab es für das 600 000 Quadratmeter große Areal Verkaufsverhandlungen. Im Oktober 1994 wurde im Parlament der Satzungsbeschluss verabschiedet.
In die Infrastruktur des neuen Baugebiets habe die Stadt 92 Millionen Euro investiert, berichtet Rathauschef und Stadtkämmerer Thomas Stöhr. Aus Grundstückserlösen und Einnahmen für die Erschließung seien 87 Millionen Euro an die Stadt zurückgeflossen. Die späteren Erlöse aus der zusätzlichen Gewerbesteuer seien für Grundstückskäufe und die Erschließung im Gewerbegebiet Krebsschere investiert worden, ergänzt Minkel. Der erste Kindergarten in Dortelweil-West war bereits fertig, bevor das erste Wohnhaus bezogen wurde. Ziel sei gewesen, erschwingliches Wohneigentum auch für niedrigere Einkommensschichten zu schaffen. „Es ist mir unvergesslich, wie vor über zehn Jahren bei einer fröhlichen Zeltkerb ein junger Feuerwehrmann in Tränen ausbrach, weil er seit fünf Jahren nicht heiraten konnte, da er keine bezahlbare Wohnung fand“, erinnert sich Klaus Minkel, der „Vater“ von Dortelweil West. In Dortelweil-West wurde das Land für 600 Mark pro Quadratmeter verkauft. Für jedes Kind gab es eine Ermäßigung von 50 Mark pro Quadratmeter. „Preisgünstigster Wohnungsbau zur Eigentumsbildung war das Ziel“, betont Minkel. Die Idee, vor allem junge Familien anzusiedeln, wirke sich noch heute vorteilhaft aus, ergänzt Rathauschef Thomas Stöhr. Im Rhein-Main-Gebiet gehöre Bad Vilbel „mit zu den jüngsten Städten“.
„Wir hatten zuerst gedacht, es dauert 15 Jahre, bis das Gebiet bebaut ist“, erinnert sich Ex-Ortsvorsteher Gerhard Manasek, „doch das ging rucki-zucki – in sieben Jahren waren fast alle Grundstücke verkauft.“
„Dortelweil-West ist eine Erfolgsgeschichte“, bilanziert Ex-Ortsvorsteher Gerhard Manasek. Nicht nur wegen der Schulen, Sportanlagen, Kindergärten und des schönen Einkaufscenters.